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3.000 Menschen demonstrieren in Freiburg für Frieden und Solidarität mit der Ukraine

Ein klarer Aufruf geht dabei auch an die Bevölkerung nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Russland

Mehrere Tausend Menschen haben am Donnerstagabend (03.03.2022) erneut in Freiburg für den Frieden in Europa und für Solidarität mit den Menschen in den ukrainischen Kriegsgebieten demonstriert.

Auf dem Platz der Alten Synagoge haben sich nach offiziellen Schätzungen der Polizei mehr als 3.000 Unterstützer zusammengefunden, die meist in die ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau gehüllt waren oder Friedensflaggen und Schilder mit Forderungen nach einem sofortigen Kriegsende in die Höhe hielten.

Dazu aufgerufen hatte diesmal die Klima-Protestbewegung Fridays for Future, die vor Ort aber vor allen Dingen den Rednerinnen aus der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Freiburg und der Israelitischen Gemeinde Gehör verschaffen wollte.

Eigene Positionen und Forderungen rückten dabei weitgehend vor den Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, beispielsweise beim schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien, um sich in Deutschland von russischen Gaslieferungen unabhängiger zu machen.

Die Vorsitzende der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft in Freiburg Oxana Vyhowska zeigte sich von der Solidarität, die unter anderem über ein Handy-Lichtermeer zu den Klängen von John Lennons Friedenshymne "Imagine" zum Ausdruck gebracht wurde, sehr bewegt.

Dennoch befürchtet sie, dass solche Bekundungen allein den Menschen in ihrer Heimat nur zum Teil helfen können und es stattdessen ein stärkeres Eingreifen der deutschen und europäischen Politik in den Konflikt bräuchte - notfalls auch in militärischer Form, betonte sie im baden.fm-Interview nach der Kundgebung.

Damit traf sie den Nerv vieler Menschen mit ukrainischen Wurzeln, die am Abend die Demo besucht hatten und auf ihren Transparenten teils drastische Maßnahmen gegen Russlands Machthaber und Kriegs-Initiator Wladimir Putin gefordert haben.

Eine Absage erteilte am späteren Abend Bundeskanzler Olaf Scholz noch einmal allen Befürwortern militärischer Reaktionen auf den russischen Vormarsch. Er geht klar davon aus, dass ein Eingreifen der Nato oder seiner Mitgliedsstaaten den Krieg dramatisch eskalieren lassen würde.

Dass solche Friedens-Kundgebungen nicht nur den Menschen in der Ukraine Kraft geben sollen, sondern auch die Bevölkerung in Russland zum Nachdenken anregen sollte, dafür sprach sich in ihrer Rede die Vorsitzende der Israelitischen Gemeinde Freiburgs Irina Katz aus. Mit Blick auf die einfachen Bürger in Russland forderte sie, es sei nun Zeit für alle russischen Menschen, gegen die Tyrannei zu kämpfen.

Wenn Tausende auf die Straßen gingen, würden sie zwar wie zuletzt verhaftet werden. Damit spielte Katz auf die jüngste Festnahme von über 7.600 Protestteilnehmern gegen den Krieg in ganz Russland an. Wenn aber hingegen Millionen Menschen aufstehen würden, hätte Putin kaum noch eine Chance, diesen Krieg weiter zu führen, ist sie überzeugt.

Weitaus drastischer sieht das Vyhowska und macht die russischen Wähler mit für die Situation in ihrer Heimat verantwortlich. Auch wenn der Kreml am Ende den Angriff auf die Ukraine beschlossen habe, sei es doch das russische Volk gewesen, das den Machthaber in den letzten Jahrzehnten immer wieder gewählt hätte.

Allerdings hatte es auch in Russland in den letzten Jahren immer wieder größere Proteste wegen Verdachtsmomenten des Wahlbetrugs gegeben, die allerdings zu Teilen gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Angesichts der politischen Einflussnahme auf russische Medien sei es in der Praxis gar nicht so leicht, die Menschen in Russland zu erreichen, solange die öffentliche Verwendung von Begriffen wie "Krieg" in dem Konflikt eine Strafe nach sich ziehen würde, glaubt Katz. Große Hoffnungen setzen beide Gemeinschaften daher nun vor allem auch auf die junge Generation, die es mit Aktionen wie in Freiburg unter Beweis stellen würde, dass sie sich für die Zukunft Europas einsetzen.

(fw)