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Titisee-Neustadt: Jugendamt hatte Familie des getöteten Jungen bereits betreut

Das Jugendamt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald hatte die Familie des getöteten Alessio aus dem Großraum Titisee bereits vor seinem Tod am Wochenende umfassend betreut. Über die genauen Hintergründe haben Landrätin Dorothea Störr-Ritter und Jugendamts-Leiter Eva-Maria Münzer am Montagnachmittag in einem ausführlichen Pressegespräch berichtet.

 

Demnach waren Ärzten der Uniklinik Freiburg bereits im letzten Sommer Verletzungen am Körper des kleinen Jungen aufgefallen, die für sie auf eine Vernachlässigung oder Mißhandlung des Kindes hindeuteten. Sie hatten deshalb das Jugendamt informiert, welches zusammen mit der Polizei ein Ermittlungsverfahren einleitete und Kontakt zur Familie aufnahm.

Sowohl die Mutter, als auch der Stiefvater des Jungen, der jetzt als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft sitzt, zeigten sich damals sehr kooperativ. Neben einer Mutter-Kind-Kur und einer Dorfhelferin, welche die beiden regelmäßig in ihrer Wohnung und bei alltäglichen Aufgaben unterstützte, hatten sie zwei Tage vor der vermeintlichen Bluttat eine Familientherapie begonnen und immer wieder selbstständig den Kontakt zum Jugendamt gesucht.

Nur wenige Stunden bevor es zu der gewalttätigen Auseinandersetzung kam, war noch eine Betreuerin vor Ort gewesen, die auch am selben Nachmittag noch einmal hätte vorbeischauen sollen. Dem Jugendamt lagen keinerlei Hinweise auf eine akute Gefährdung von Alessio oder seiner 10 Monate alten Halbschwester - ein gemeinsames Kind des Paares - vor. Auch die Quelle der ursprünglichen Verletzungen des Jungen konnte nicht geklärt werden.

Das hatte er auch dem Kinderarzt in Titisee erklärt, bei dem er mit dem leblosen Körper seines Stiefsohnes am Freitagnachmittag aufgetaucht war. Dieser konnte trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen nur noch den Tod des Dreijährigen feststellen. Weil die Art der Verletzungen nicht auf einen Treppensturz hinwiesen, schaltete sich die Polizei ein. Das Obduktionsergebnis der Gerichtsmedizin bestätigte den grausamen Verdacht: Der Junge war durch massive Gewalteinwirkung - möglicherweise Schläge - ums Leben gekommen und zumindest nicht primär durch einen Unfall.

 

Obwohl die Familie bereits ein komplettes Paket an Betreuungsmaßnahmen erhalten hatte, kam es zu dem Gewaltfall, betont die Behörde. Der 32-jährige Stiefvater des Jungen hat vor der Haftrichterin nach seiner vorläufigen Festnahme gestanden, auf Alessio eingeprügelt zu haben. Allerdings besteht er weiterhin auf seiner Aussage, dass das Kind im Anschluss eine Treppe heruntergefallen sei.

Seine Schwester ist nun in einer Pflegefamilie untergebracht, die Mutter, die zum Tatzeitpunkt nicht zu Hause war, wird nach Auskunft der Behörden umfassend betreut. Das Jugendamt möchte nun prüfen, wie sie der Familie zusätzlich noch hätte helfen können. Die Kinder aus der Familie herauszunehmen habe im Vorfeld nach Ansicht der Experten keine Option dargestellt.