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Keller mahnt zum Durchhalten – Nationalmannschaft spendet 2,5 Millionen Euro

Fritz Keller und Joachim Löw sprechen über den Stillstand im deutschen Fußball und finanzielle Unterstützung

In einer Video-Pressekonferenz am Dienstagnachmittag haben Bundestrainer Joachim Löw, DFB-Präsident und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff über die aktuelle Lage beim Deutschen Fußball-Bund angesichts des Stillstands in Folge des Coronavirus informiert. Auch Löw und Keller - beide leben in Südbaden - mahnen zur Solidarität und sorgen sich, neben den Bundesliga-Mannschaften, besonders um die kleineren Vereine im Profi- und Amateurfußball.

Andere Sorgen, als die Nationalmannschaft."

"Auch ich halte mich an die Vorgaben, bewege mich nur im engsten Freundes- und Familienkreis", erklärte Bundestrainer Löw. "Wir nutzen die Situation auch, um zu entschleunigen und in uns zu gehen." Der Trainingsbetrieb ruhe, viel Kontakt habe man innerhalb des DFB-Kaders in den vergangenen Tagen nicht gehabt. "Im Moment hat wohl jeder ein paar andere Sorgen, als die Nationalmannschaft", so Löw.

Existenzielle Bedrohung von Bundes- bis Kreisliga

Auch Fritz Keller teilt diese Einschätzung und begrüßt die Entscheidung, die Fußball-Europameisterschaft vom kommenden Juni auf das kommende Jahr zu verschieben. Und auch in den Ligen ruht der Ball. Wie lange, das vermag auch DFB-Chef Keller nicht zu sagen. "Wenn Bundesliga-Spiele überhaupt stattfinden können, dann geht es nur ohne Publikum. Und wenn wir damit einen Beitrag leisten können, dass die Leute Fußball gucken können, dan tun wir das. Manchmal muss man auch ungewöhnliche Wege gehen." Zahlreiche Profi- und Amateurvereine wären bei einem vorzeitigen Saisonende existenziell bedroht - dies schlage sich von der Bundes- bis in die Kreisliga durch.

DFB unterstützt Landesverbände, aber keine Klubs

Der DFB habe in der Vergangenheit Rücklagen geschaffen, die man nun einsetze. Gleichzeitig prüfe der Verband Finanzhilfen, in erster Linie für die Landesverbände. Rechtlich sei der DFB nicht befugt, Verluste von Klubs ausgleichen. Im Zweifel beite er Überbrückungskredite an, der genaue Ablauf sei aber noch nicht abschließend geklärt.

Nationalmannschaft spendet 2,5 Millionen Euro

Derweil hat die Nationalmannschaft zusammen zweieinhalb Millionen Euro für soziale Zwecke gespendet. "Bei den Spielern herrscht eine große Betroffenheit und der Wunsch, etwas zu tun", erklärte Oliver Bierhoff. Auch der Teammanager habe sich ins Homeoffice verabschiedet - ebenso wie Fritz Keller. "Auch ich habe fast alle Mitarbeiter nach Hause geschickt und am Abend sorge ich mich auch noch um meinen früheren Job", sagt der DFB-Präsident. 120 Mitarbeiter seines Weingutes habe er in Kurzarbeit schicken müssen. "Es gibt momentan wenige Lösungen", so Keller. "Es heißt: Durchhalten, zusammenhalten, dann schaffen wir das."

Wenn man der prekären Situation etwas gutes abgewinnen könne, dann, dass die Gesellschaft zusammenrücke, findet Löw. "Die Politik ist hier auf einem sehr guten Weg. Da gibt es  keinen Populismus, keinen Aktionismus. Gefragt sind seriöse Menschen mit seriösen Ansätzen." Wer derzeit einen anderen Menschen frage, wie es ihm geht, der meine es auch so. Jeder einzelne müsse jetzt Vorbild sein, auch im Hinblick auf Umwelt und gesellschaftliches Miteinander.

(br)