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Soko Dreisam: 17-Jähriger verantwortlich für den Tod von Freiburger Studentin

Fahndungserfolg für die Ermittler der Soko "Dreisam" in Freiburg:

Rund anderthalb Monate nach dem tödlichen Sexualverbrechen an der 19-jährigen Medizinstudentin Maria L. scheint der Fall nun gelöst. Die 63-köpfige Sonderkommission konnte bereits am Freitagmittag einen jungen Mann festnehmen, der inzwischen als dringend Tatverdächtiger in Untersuchungshaft sitzt. Öffentlich bekannt wurde das erst am Samstag.

Jugendlicher in Untersuchungshaft

Wie Staatsanwaltschaft und Polizei auf einer großen Pressekonferenz am Nachmittag bestätigten, handelt es sich bei dem Verhafteten um einen 17-jährigen Jugendlichen mit Wurzeln aus Afghanistan. Er war im November 2015 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling illegal nach Deutschland eingereist und kam hier bei einer Gastfamilie im Stadtteil Littenweiler unter - nicht sehr weit vom späteren Tatort am Dreisamufer entfernt.

Fall Maria L.: So sind die Freiburger Ermittler dem Tatverdächtigen auf die Spur gekommen

Die Ermittler sind ihm über ein Haar auf die Spur gekommen. Das kriminaltechnische Institut des Landeskriminalamts hatte nämlich drei Säcke voller Brombeerhecken vom Tatort unter die Lupe genommen. In akribischer Kleinstarbeit haben die Experten dabei ein Haar des jungen Mannes entdeckt, das mit der Täter-DNA an der Leiche und dem abgestellten, lila Fahrrad in der Nähe übereingestimmt hat. Es handelte sich um ein 18,5 Zentimeter langes, dunkles und mit blonden Strähnen gefärbtes Haar.

Überwachungskamera der VAG bringt die Ermittler auf die heiße Spur

Über diese markante Spur konnte die Kripo dann den Verdächtigen in Aufnahmen von Überwachungskameras der Freiburger Straßenbahnlinie 1 sichten. Dort war er während der Tatnacht am 16. Oktober mit der auffälligen Frisur und einem Schal kurz vor der Tat zu sehen, wie er von der Innenstadt bis zur Endhaltestelle in Littenweiler gefahren war. Außerdem trug er dort noch einen Schal, den die Ermittler später in der Dreisam sicherstellen konnten.

Leichenfund, Dreisam, © baden.fmPolizei, Absperrung, Dreisam, © baden.fmLeichenfund, Spurensicherung, Dreisam, © Patrick Seeger - dpaTrauer, Blumen, Dreisam, Absperrung, © Patrick Seeger - dpa© Patrick Seeger - dpa / Polizeipräsidium FreiburgTrauer, Studentin, Mord, Freiburg, Dreisam, © Patrick Seeger - dpaTrauer, Kerzen, Dreisam, © baden.fm-Hörerfoto

Zur Festnahme kam es dann ebenfalls in Littenweiler am Freitagmittag, als eine Polizeistreife den jungen Mann wiedererkannt hat. In der Zwischenzeit hatte er sein Aussehen verändert, durch das genaue Bild der Überwachungskamera konnten die Beamten ihn aber trotzdem identifizieren. Gegen 23:30 Uhr stand dann über einen weiteren DNA-Abgleich fest: Es handelt sich um den möglichen Täter. Die Staatsanwaltschaft in Freiburg hat daraufhin einen Haftbefehl erlassen und ermittelt wegen Mordes und Vergewaltigung gegen den 17-Jährigen.

Vorwürfe: Mord und Vergewaltigung

Er kam auf Anordnung eines Richters in Untersuchungshaft. Bislang schweigt der Teenager zu den Vorwürfen und macht mit Hilfe eines Dolmetschers lediglich Angaben zu seiner Person. Er war bereits wegen seiner illegalen Einreise nach Deutschland und einem kleineren Bagatellvorwurf bei der Polizei aufgefallen. Allerdings hatte es für die Ermittler im Vorfeld keinerlei Hinweise darauf gegeben, die auf eine Gewalttat diesen Ausmaßes hingedeutet hätten.

Zum Nachschauen: Die Pressekonferenz der Ermittler zur Festnahme im Fall der getöteten Maria L. aus Freiburg

Insgesamt ist ansonsten bislang sehr wenig über den Jugendlichen bekannt. Das sollen weitere Befragungen in den nächsten Tagen nun ändern. Auch die Frage, ob er sein Opfer, die 19-jährige Medizinstudentin Maria L. bereits vorher schon einmal gesehen oder sogar gekannt hatte, ist noch ungeklärt. Möglicherweise könnte die junge Frau aber auch schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein, meint Kripo-Chef Peter Egetemaier. Offen ist außerdem die Rolle des herrenlosen, lilafarbenen Fahrrades.

Bisher keine Verbindungen zur Gewalttat nach Endingen

Wahrscheinlich hatte der Tatverdächtige das Rad direkt vor dem Gewaltverbrechen noch gefahren - ob es aber wirklich seines ist, konnte bisher nicht abschließend geklärt werden. Die größte Frage bleibt außerdem, ob auch der gewaltsame Tod der 27-jährigen Carolin G. aus Endingen am Kaiserstuhl auf das Konto des Festgenommenen gehen könnte oder nicht. Bislang gibt es dafür keinen einzigen Anhaltspunkt. Die Ermittler prüfen aber trotzdem, ob es vielleicht Kontakte oder andere Übereinstimmungen zwischen dem Jugendlichen und der Bluttat dort gibt.

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Erleichterung nicht nur bei der Sonderkommission

Für die Freiburger Ermittler fällt damit zumindest eine erste schwere Last von den Schultern. Das grausame Gewaltverbrechen an der Studentin hatte auch bei vielen Bürgern zu schwerer Verunsicherung geführt und das Sicherheitsgefühl in der Region nachhaltig beeinträchtigt. Mit dem Ermittlungserfolg, aber auch der zugesicherten Unterstützung bei der Bekämpfung von Alltagskriminalität, könnte sich das nach ersten Einschätzungen der Experten langsam wieder normalisieren. Wichtig wären hier ein ähnliche Durchbruch für die Soko in Endingen. Dennoch wertet die Polizei die Festnahme in Freiburg bereits als sehr wichtigen und erleichternden Schritt. Bei der Suche nach dem bislang flüchtigen Täter waren die Beamten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen - und hatten zuletzt auch tatkräftige Hilfe von umliegenden Polizeipräsidien und dem LKA in Stuttgart erhalten.

Über 1400 mögliche Zeugen und Hinweisgeber befragt

Zusammen hatten sie über 1400 Menschen befragt und waren rund 1600 Hinweisen in dem Fall nachgegangen. Dabei hatten sie unter anderem an der Uni Zeugen der Semestereröffnungsparty "Big Medi Night" gesucht, wo Maria vor ihrem Tod noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert hatte. Ein Einsatz von Spürhunden hatte in einen Hörsaal der Biochemie geführt, dort wurden DNA-Proben von fast 100 männlichen Studenten genommen, jedoch ohne konkretes Ergebnis. Nach der Festnahme des Tatverdächtigen hat sich auch Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon öffentlich zu Wort gemeldet. Er hat die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen und bedankt sich bei der Polizei für die umfassenden Ermittlungen. Gleichzeitig warnt er nun wegen der afghanischen Herkunft des 17-Jährigen vor Pauschalurteilen. Salomon ruft dazu auf mit dem Ergebnis der Fahndung besonnen umzugehen und immer den Einzelfall zu betrachten, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt am frühen Abend.

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