Polizei, Entschärfung, © Patrick Seeger - dpa

Bombenentschärfung in Freiburg – 1600 Anwohner müssen ihre Häuser verlassen

Wegen einer entdeckten Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg herrscht im Freiburger Stadtteil Stühlinger bzw. Mooswald am Sonntag ein regelrechter Ausnahmezustand

Auf einer Baustelle nahe der Uniklinik waren Arbeiter am Donnerstag auf den rund 500 Kilogramm schweren Blindgänger gestoßen. Experten konnten sie kurze Zeit später als amerikanische Weltkriegsbombe vom Typ SAP identifizieren. Unklar ist aber, in welchem genauen Zustand der Sprengkörper ist, möglicherweise könnte die Bombe noch scharf sein. Spezialisten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Stuttgart sind seit heute ab 11:00 Uhr dabei, sie zu entschärfen. Die Entschärfer waren um kurz vor 10:00 Uhr an der Fundstelle des Blindgängers eingetroffen. Ein Bagger hat für die riskante Arbeit die vorher aufgestapelten Sandsäcke zur Seite geräumt. Bisher läuft alles nach Plan.

1600 Anwohner mussten aus ihren Wohnungen

Bereits ab 8:00 Uhr hat die Polizei die meisten Zufahrtsstraßen weiträumig abgesperrt. Niemand darf sich innerhalb der eingerichteten Sicherheitszone aufhalten. Dafür mussten auch alle 1600 Anwohner bereits um diese Uhrzeit ihre Häuser verlassen. Die Evakuierung hatte sich eine gute Stunde verzögert. Die Polizei sagte uns, dass sich die meisten Menschen erst ab 08:30 Uhr auf den Weg gemacht haben. Die meisten hatten bereits Tage zuvor Flugblätter vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz erhalten. Ältere, kranke oder gehandicapte Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, konnten sich am Sonntagmorgen außerdem unter der 0761/201-3488 melden. Dort hat ihnen dann das Amt beim sicheren Verlassen der Wohnungen einen Helfer zur Seite gestellt. Im Anschluss war kurz vor 11 Uhr noch einmal ein Polizeihubschrauber über dem Gelände gekreist, um sicherzustellen, dass wirklich keine Menschen mehr im Sicherheitsgebiet sind.

Und so sieht der Blindgänger aus:

Bombe, Blindgänger, © Polizeipräsidium Freiburg

Uniklinik betroffen - Patienten sollen auf andere Krankenhäuser ausweichen

Von der Evakuierung ist auch die angrenzende Freiburger Universitätsklinik betroffen. Sie muss einen großen Teil ihrer Kliniken auf dem Gelände räumen. Bereits seit Samstagvormittag verlegen Ärzte und Pfleger rund 80 betroffene Patienten auf andere Stationen, wo sie weiter versorgt werden können. Komplett leer müssen dann heute die Klinik für Strahlenheilkunde, Teile der Chirurgie, sowie der Frauenklinik, dem Departement für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, sowie der Klinik für Thoraxchirurgie sein. Auch die Transfusionsmedizin mit ihrer Blutspendezentrale und die krankenhaus-eigene Apotheke schließt das mit ein. Ausgenommen ist hingegen der OP-Bereich der Klinik für Frauenheilkunde, inklusive Kreißsaal und Neugeborenenstation. Hier läuft der ganz normale Klinikbetrieb. Neue Patienten sollen am Sonntag auf die anderen Krankenhäuser in Freiburg und der Umgebung ausweichen.

 

Polizei kontrolliert die Sicherheitszone

Vor der Entschärfung ist außerdem noch einmal die Polizei durch die Wohngebiete patrouilliert und hat mit Lautsprecherdurchsagen die Menschen rechtzeitig informiert. Damit es in den leerstehenden Häusern anschließend nicht zu Plünderungen oder Ähnlichem kommt, ist es üblich, dass auch danach weitere Streifen die Umgebung kontrollieren. Wer sich außerdem weigert, sein Zuhause aus Sicherheitsgründen zu verlassen, den darf die Polizei notfalls auch in Gewahrsam nehmen. Das Gleiche gilt für Menschen, die nach der Evakuierung unerlaubt in der Absperrzone entdeckt werden. Die Stadt hat für alle Anwohner, die nirgendwo anders unterkommen können, für die Zeit der Bombenentschärfung eine Unterkunft in der Kantine des technischen Rathauses eingerichtet. Diese hat seit 07:30 Uhr geöffnet. Pressevertreter haben zum Schutz der Persönlichkeitsrechte dort keinen Zutritt.

Interview vom Freitag mit Polizei-Sprecherin Yasmin Bohrer zur anstehenden Evakuierung

 

Einschränkungen bei Bus, Straßenbahn und S-Bahn

Fahrgäste der Freiburger Verkehrs AG müssen sich darauf einstellen, dass die Straßenbahnlinien 4 und 5 zwischen dem Technischen Rathaus und der Hornusstraße beziehungsweise der Technischen Fakultät nicht fahren – und zwar für einen Zeitraum von einer halben Stunde, zwischen 10:45 Uhr und 11:15 Uhr. Auch die Buslinie 14 vom Siegesdenkmal kommt in dieser Zeit nicht durch. Die VAG richtet auf der Strecke zwischen Hauptfriedhof und Hornusstraße einen Schienenersatzverkehr ein. Dort ist auch der Umstieg auf die Linie 4 möglich. Auch die Breisgau-S-Bahn fährt. Allerdings können Fahrgäste während der Entschärfungsarbeiten ab 10 Uhr nicht mehr an der Haltestelle Klinikum ein- oder aussteigen.

Dauer der Bombenentschärfung ungewiss

Wie lange die Arbeiten dauern werden, kann im Vorfeld noch niemand realistisch einschätzen. Sobald die Gefahrensituation beendet ist, teilen das Lautsprecherdurchsagen mit, außerdem berichten wir im dann Radio bei baden.fm darüber.