Milch, © Sebastian Gollnow - dpa

Zum internationalen Tag der Milch weiterhin Krisenstimmung

Der 31. Mai ist der internationale Tag der Milch - doch in diesem Jahr ist die Stimmung unter den Landwirten so angespannt wie lange nicht mehr

Grund sind weiterhin die aus ihrer Sicht zu niedrigen Preise, die sie von vielen Molkereien und anderen Abnehmern für ihre Rohmilch erhalten. Durch ein europaweites Überangebot an Milch sinken die Erträge für die Milchbauern auch seit Jahren. Nur noch wenige Großbetriebe im Schwarzwald können überhaupt von der Milch allein leben. So weit, so bekannt, möchte man als Verbraucher meinen. Denn als Kunde freuen einen die günstigen Preise für Milch, Butter, Joghurts und Co. auf den ersten Blick.

Auch in Südbaden sind inzwischen viele Höfe aber in ihrer Existenz bedroht. Die meisten haben sich bereits vor Jahren zweite und dritte Standbeine gesucht, um die finanziellen Ausfälle bei der Milch zum Beispiel durch mehr Ackerbau oder Tourismus-Angebote wieder reinzuholen. Nicht wenige haben außerdem ihren Viehbestand verkleinert, um überhaupt über die Runden zu kommen. Etwas mehr Puffer garantiert da die Umstellung auf den Bio-Betrieb, dort sind die Preise insgesamt stabiler - doch nicht für jeden rechnet sich die zertifizierte ökologische Viehhaltung via Bioland und ähnlichen Siegeln gleichermaßen.

Milch-Tankstellen und Hofläden

Ein Trend, der in Südbaden zusätzlich Einzug hält, ist die Tendenz zur Selbstvermarktung. Obwohl die allermeisten Höfe in der Region weiterhin an Molkereien wie die Schwarzwaldmilch liefern, gehen einige dazu über, wieder größere Mengen auf den Bauernhöfen oder in Hofläden zu verkaufen. Dazu gibt es auch dort bereits immer häufiger vollautomatisierte Milch-Tankstellen oder Zapf-Automaten, die alle zwei Tage frisch mit Rohmilch befüllt werden.

Besonders schlimm ist die Lage durch das trockene Sommerwetter von 2015 geworden. Weil Regen ausblieb, war zu wenig natürliches Futter auf den Weiden im Schwarzwald und der Rheinebene gewachsen. Sogar viele der Tiefbrunnen waren komplett versiegt. Die Bauern kamen deshalb kaum darum herum, für teures Geld Futter von Außerhalb dazuzukaufen. Auch wenn sich die Wetterlage seit dem Frühjahr wieder verbessert hat, sind die finanziellen Folgen an den meisten Höfen in der Region noch immer deutlich zu spüren.

Maul, Kuh, Rind, © Sven Hoppe - dpa

Abhilfe schaffen will unter anderem auch Bundesagrarminister Christian Schmidt. Beim deutschlandweiten Milchgipfel am Montag hat er den Bauern mindestens 100 Millionen Euro Soforthilfen, sowie Steuervorteile für Rücklagen in guten Zeiten versprochen. Außerdem sollen es angeschlagene Milchhöfe leichter haben, Bürgschaften oder Kredite zu fairen Bedingungen zu erhalten.

BDM von den Ergebnissen des Milchgipfels enttäuscht

Ein Tropfen auf den heißen Stein, urteilt sinngemäß der Landessprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) Karl-Eugen Kühnle im baden.fm-Interview. Die staatlichen Subventionen und Steuervorteile können zwar einige Betriebe vor dem direkten Aus bewahren. Das grundsätzliche Problem niedriger Preise auf dem Markt sieht er dadurch aber nicht gelöst. Sein Fazit: Langfristig hilft es den Landwirten nur, wenn in ganz Europa in Zukunft wieder weniger Milch auf den Markt kommt und sich Angebot und Nachfrage so wieder einpendeln.

Um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, haben so auch am Montag dutzende Milchbauern aus der Ortenau die Hauptzufahrt von der A5 nach Offenburg blockiert. Mit der Protestaktion am "Kreisel" wollten sie ihre Enttäuschung über die Ergebnisse des Gipfels zum Ausdruck bringen - und haben so auch symbolische Kübel mit Mist einmal quer über die Straße gestellt.