Schnaps, Flasche, Likör, Alkohol, Trinken, Klöpferle, Hosentasche, © Pixabay (Symbolbild)

Weniger Kinder und Jugendliche wegen Alkohol in Klinik

Seit der Pandemie trinken sich weniger Heranwachsende besinnungslos

Seit der Corona-Pandemie geht die Zahl der Klinikaufenthalte bei Kindern und Jugendlichen sukzessive zurück. Während der Lockdowns ist der Einbruch leicht zu erklären: Wenn Jugendliche keine Freunde treffen dürfen, betrinken sie sich seltener, und kommen auch seltener mit einem Rausch ins Krankenhaus. Im zweiten Pandemiejahr hingegen überraschen die Klinik-Statistiken.

Im Jahr vor Corona (2019) mussten noch fast doppelt so viele Kinder und Jugendliche (2.517) stationär behandelt werden, 773 Jungen und 660 Mädchen. Die DAK, die auf Zahlen des Statistischen Landesamtes verweist, erklärt sich den Rückgang vor allem durch die Corona-Einschränkungen. Auch 2021 habe es in Baden-Württemberg noch zahlreiche Pandemie-Folgen für das öffentliche Leben gegeben wie etwa die nächtliche Ausgangssperre, Geisterspiele im Fußball, die Absage von Weihnachtsmärkten oder geschlossene Clubs. "Vermutlich hatte dies auch 2021 einen erheblichen Einfluss auf das Trinkverhalten der Kinder- und Jugendlichen", schätzt ein DAK-Sprecher. Zahlen für das vergangene Jahr liegen noch nicht vor.

Die Entwicklung der Rauschtrinker-Zahlen sei erfreulich, sagt Siegfried Euerle, Landeschef der DAK-Gesundheit. "Trotzdem dürfen wir jetzt nicht die Hände in den Schoß legen. Wir müssen wachsam und aktiv bleiben." Kinder und Jugendliche im Südwesten müsste weiter für die Gefahren von exzessivem Alkoholkonsum sensibilisiert werden.

Genaues Augenmerk auf riskantes Trinkverhalten und Abhängigkeiten legen

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) nennt den Rückgang der Klinikbehandlungen "ein gutes Zeichen". Er fordert aber auch dazu auf, die Problematik des Rauschtrinkens bei Kindern und Jugendlichen sehr ernst zu nehmen, weiter aufzuklären und zu informieren. Alkohol sei als Genussmittel kulturell in Deutschland fest verankert, argumentiert Sabine Knapstein, Ärztin bei der AOK Baden-Württemberg. "Der Konsum von Alkohol hat jedoch auch gesundheitsgefährdendes Potenzial", warnt sie. Vor allem Rauschtrinken sei ein gesundheitlich besonders riskantes Trinkverhalten. Es könne akute Schäden wie Alkoholvergiftungen und Verletzungen sowie Gewalt zur Folge haben. "Langfristig betrachtet, sind Alkoholabhängigkeit und organische Schäden möglich", fasst Knapstein zusammen.

Auch Zahlen der AOK belegen den leichten Rückgang der Zahlen im zweiten Pandemiejahr: 2020 mussten 746 bei der AOK Versicherte im Alter von weniger als 20 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung als wesentliche oder als Nebendiagnose stationär behandelt werden, im Jahr danach waren es 689 in dieser Altersgruppe.

(br/dpa)