Das Messegelände der Messe Freiburg auch Startpunkt des Freiburg Marathon, © baden.fm

Freiburg verbietet alle Großevents mit mehr als 1000 Teilnehmern

Krisenstab der Stadt Freiburg beschließt Verbot von Großveranstaltungen         

Um eine weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern, hat die Stadt Freiburg am Dienstag (10.03.2020) bis zum Ende des Monats alle größeren Veranstaltungen abgesagt. Das geht aus einer schriftlichen Mitteilung aus dem Rathaus hervor, die auch der baden.fm-Redaktion vorliegt.

Freiburgs Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter (CDU): "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Freiburg auch ein Risikogebiet wird"

Die Stadtverwaltung verbietet demnach alle öffentlichen und privaten Events innerhalb des Freiburger Stadtgebietes mit mehr als 1000 Teilnehmern. Dazu hat das Ordnungsamt eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Diese Regelung gilt erst einmal bis zum 31. März 2020. Danach wird sich der Verwaltungsstab noch einmal neu zusammen mit den Gesundheitsbehörden über die aktuelle Situation beraten.

Sport-Club und EHC müssen voraussichtlich vor leeren Rängen spielen, Marathon fällt aus

Mit dem Schritt folgt die Stadt Freiburg den ausdrückligen Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums. Und auch Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (GRÜNE) hatte sich am Montag für entsprechende Verbote ausgesprochen. Bis zuletzt durften darüber noch die einzelnen Veranstalter selbst entscheiden, das gilt bei Großevents jetzt nicht mehr.

Das Freiburger Verbot umfasst grundsätzlich auch die anstehenden Spiele von SC und EHC Freiburg, allerdings nur indirekt: Sportveranstaltungen in Stadien mit mehr als 1000 Zuschauerplätzen dürfen ausgetragen werden - allerdings nur ohne Publikum vor leeren Rängen und das ohne Ausnahme, heißt es von der Stadt.

Der Sport-Club hatte bereits angekündigt, seinen Ticketverkauf vorsorglich einzustellen und sich auf entsprechende Maßnahmen vorzubereiten. Der Sport-Club wollte sich zu dem erfolgten Verbot am Dienstag vorerst nicht äußern und Rücksprache mit der Deutschen Fußball Liga halten, ob und in welcher Form das Spiel gegen Bremen stattfindet. Für Mittwoch hat der Fußball-Erstligist eine Erklärung angekündigt. In der Zweiten Deutschen Eishockeyliga steht der EHC gerade vor der entscheidenden Playoff-Phase ab Freitag gegen die Ravensburg Towerstars. Auch hier liegt auf baden.fm-Anfrage noch keine Reaktion vor. Auf Mittwoch hatte der Verein eine große Pressekonferenz angekündigt.

Auch der "Mein-Freiburg"-Marathon am 29. März wird ausfallen, darauf weisen die Veranstalter inzwischen auch auf der Webseite des sportlichen Großevents hin. Bis Ende des Monats soll hier die Entscheidung fallen, ob und wann mit einem möglichen Ersatztermin zu rechnen ist. Bereits angemeldete Teilnehmer sollen auch dann erfahren, was mit ihren gezahlten Startgeldern passiert.

Konzert von AnnenMayKantereit wird verschoben, keine Münster-Lichtshow

Kinos, Theater und Museen dürfen weiter öffnen, solange dabei nicht mehr als 1000 Besucher im gleichen Gebäude zusammenkommen. Bei den geplanten Konzerten in Freiburg sind hingegen die ersten Absagen schon in die Tat umgesetzt worden: Von dem Verbot betroffen ist auch das Konzert der Kölner Band AnnenMayKantereit in der Freiburger SICK-Arena am Dienstagabend. Dazu waren rund 8.500 Besucher erwartet worden. Für das Konzert wird jetzt ein Ersatztermin gesucht. Bis zu einer endgültigen Entscheidung bleiben die Eintrittskarten weiter gültig.

Zu den abgesagten Events gehört auch die geplante Münster-Illumination zum 900. Stadtjubiläum, zu der das Freiburger Wahrzeichen mit einer speziellen Lichtershow angestrahlt werden sollte. Auch die Galanacht des Sports wird nicht stattfinden können.

Vorerst keine flächendeckenden Schul- und Kitaschließungen

Die Schulen, Kindergärten und Kitas in Freiburg bleiben - falls der Betrieb nicht durch andere Vorsichtsmaßnahmen schon jetzt eingeschränkt wird - erst einmal weiter geöffnet. Das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald hat die Situation hier mit seinem Gesundheitsamt genau im Blick. Sollte sich der Sachstand für die Kinder und ihre Eltern ändern, will das Amt sofort darüber informieren.

Auch der öffentliche Nahverkehr ist bisher nicht betroffen: Busse und Bahnen im RVF-Gebiet sollen wenn möglich wie gewohnt nach ihren jeweiligen Fahrplänen fahren.

Zu der folgenreichen Entscheidung aus dem Krisenstab, dem unter anderem auch Vertreter von Rettungsdiensten, Einsatzkräften, Gesundheitsamt und Stadtverwaltung angehören, sagte Freiburgs Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD):

Uns allen ist bewusst, dass diese Situation Einschränkungen im Alltag zur Folge hat. Deshalb müssen wir bei der Lageeinschätzung und Gesamtbewertung sehr verantwortungsvoll vorgehen.

Bei allen kleineren Veranstaltungen mit weniger als 1000 Teilnehmern appelliert Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter (CDU) an die Eigenverantwortlichkeit der Veranstalter. Sie sollen die Situation vor Ort anhand der Risikoanalyse des Robert-Koch-Instituts selbst einschätzen und alle notwendigen Maßnahmen ergreifen. Breiter sagte dazu weiter:

In der jetzigen Situation muss die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Leistungsfähigkeit unserer Kliniken, Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen Vorrang vor allen anderen Erwägungen haben.

Entwickelt sich Freiburg zum neuen Risikogebiet?

Vor dem Hintergrund, dass die Behörden in Baden-Württemberg das südliche Elsass inzwischen wie ein offiziell ausgewiesenes Risikogebiet behandeln und auch aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft entsprechende Entwicklungen zu vermelden sind, rechnet die Freiburger Stadtverwaltung mit einer möglichen Einstufung als Ort mit erhöhtem Infektionsrisiko. Angesichts 40.000 täglichen Pendlern aus dem Elsass, wo es am  vergangenen Wochenende eine Vielzahl von Neuansteckungen gegeben hat, sei das in Freiburg nun bloß eine Frage der Zeit, so Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter im baden.fm-Interview.

Trotzdem sieht er die Stadt selbst und im Speziellen auch das Universitätsklinikum gut auf die Situation vorbereitet. Südbaden sei einer der führenden Gesundheitsstandorte in ganz Deutschland, so Breiter weiter. Es gehe nun vor allen Dingen darum, das Tempo aus der Infektionswelle herauszunehmen.

Weitere Infos zur Risikoanalyse von Veranstaltungen stehen auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts. Für den Fall von weiteren behördlichen Anordnungen verweist die Freiburger Stadtverwaltung auch auf die Katastrophenschutz-App NINA. Allgemeine Hinweise und Infos zum Umgang mit dem neuartigen Coronavirus finden Sie außerdem auf dem Onlineportal des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald.

(rg) / (fw)

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