Federmäppchen, Stifte, Coronavirus, Antigen-Schnelltest, Schule, Unterricht, © Matthias Bein - dpa-Zentralbild / dpa (Symbolbild)

Was Eltern von Kita- und Schulkindern in Baden-Württemberg jetzt wissen sollten

Die Schulen wollen zum Unterricht im Klassenzimmer zurückkehren, an den Kitas soll noch gründlicher getestet werden

Wenn ab Montag (18.04.2021) in ganz Baden-Württemberg wieder der Präsenzunterricht an den Schulen startet, sollen flächendeckende Coronatests den Unterricht für die Kinder begleiten. Damit nicht nur Schüler und ihre Lehrer, sondern auch die rund 450.000 Kita-Kinder im Land und ihre Betreuer künftig zwei Mal pro Woche auf das Virus getestet werden können, hat das Sozialministerium rund 4,1 Millionen Selbsttests beschafft und ausgeliefert.

In manchen Regionen hatte das zunächst nicht so gut geklappt, wie vorgesehen. So haben in Südbaden unter anderem etwa die Städte Freiburg, Emmendingen und Lörrach vorsichtshalber zusätzliche Corona-Testkits in Eigeninitiative bestellt - teils auch als Ergänzung zum Angebot des Landes. Stellenweise hatte es vorher auch schon umfassende Pilotprojekte wie in Freiburg gegeben, wo die Kleinkinder künftig regelmäßig von ihren Eltern oder Betreuern auf eine mögliche Covid-19-Infektion hin untersucht werden sollen.

Keine landesweite Testpflicht an Kitas - in einigen Kommunen aber schon

Anders als an den Schulen gilt zwar in Baden-Württemberg bisher keine einheitliche, landesweite Testpflicht an den Kitas und Kindergärten. In einzelnen Landkreisen, Städten und Gemeinden gibt aber inzwischen aber eigene Regeln: Ohne negatives Testergebnis findet in manchen Einrichtungen keine Betreuung statt, sodass die Eltern ihre Kleinen im Zweifelsfall zuhause lassen müssen, falls sie einem Test nicht zustimmen. Über die genaue Vorgaben informieren hier die jeweiligen Rathäuser, Landratsämter oder auch Kita-Leiter. Wo solche Extra-Regeln nicht gelten, appellieren die Verantwortlichen meist trotzdem an die Eltern, dass sie ihr Kind freiwillig testen lassen.

Das ist ab Montag an den Schulen geplant:

An den Schulen ist ab Montag dann vor Ort erst einmal hauptsächlich ein so genannter Wechselbetrieb vorgesehen. Dabei findet der Unterricht für unterschiedliche Jahrgangsstufen abwechselnd in den Klassenzimmern und dann wieder digital von Zuhause statt. Eine komplette Rückkehr zum Präsenzbetrieb soll dann möglich werden, wenn genügend Testangebote zur Verfügung stehen, während des Unterrichts ausreichend Abstand gehalten und die Hygienevorgaben konsequent eingehalten werden können. In der Praxis heißt das oft, dass die Schüler einer Klasse noch einmal zusätzlich in zwei oder mehr Gruppen aufgeteilt werden. Das hat allerdings die Folge: Mehr als zwei oder drei aufeinanderfolgende Präsenztage dürften durch den immensen Aufwand gerade in der Anfangszeit noch meist eher die Ausnahme bleiben.

Die indirekte Testpflicht an den Schulen gilt in Baden-Württemberg unabhängig von den genauen Infektionszahlen in den einzelnen Landkreisen. Ausnahmen, in den nicht zwei Mal pro Woche getestet wird, gibt es für die Teilnahme an Prüfungen oder das Ablegen von schriftlichen und praktischen Leistungsfeststellungen, sofern diese zur Notenbildung erforderlich sind, heißt es beim Kultusministerium. Maskentragen und Abstand sind dann aber weiterhin Pflicht. Auch Geimpfte und alle, die eine Covid-19-Infektion seit mindestens zwei Wochen vollständig überstanden haben, wären vom Testen aus rein rechtlicher Sicht ausgenommen. Allerdings ist in der EU bisher noch kein Corona-Impfstoff für den Einsatz bei Kindern und Jugendlichen zugelassen, auch wenn dazu erste Studien im Gange sind.

Diese unterschiedlichen Corona-Tests können zum Einsatz kommen

Grundsätzlich können an den Kitas, Kindergärten und Schulen mehrere unterschiedliche Testverfahren zum Einsatz kommen. Und die sind nicht nur unterschiedlich leicht durchzuführen, sondern stoßen auch auf ganz verschiedene Arten von Akzeptanz: So haben viele Eltern beispielsweise noch immer Bedenken, wenn bei ihrem Kind ein Nasen- oder Rachenabstrich durchgeführt werden soll. Durch die sozialen Netzwerke geistern hier seit Wochen regelrechte Horrorgeschichten, deren Wahrheitsgehalt sich für Eltern aber kaum überprüfen lässt. In der Realität geht es weniger um mögliche Verletzungen während des Corona-Tests, sondern darum, dass er sich für manche einfach sehr unangenehm anfühlen kann.

Besonders gut angenommen wurden bei Pilotprojekten hingegen die so genannten Lolli-Tests, so das Fazit etwa der Stadt Freiburg. Das Rathaus hatte sie in Form von Pool-Lösungen angeboten, in denen immer die gesamte Gruppe getestet wurde und nur bei einem Infektionsverdacht einzelne Kinder noch einmal genauer untersucht werden mussten. Hier finden Sie eine Übersicht über die gängigsten Testverfahren an den Kitas oder Schulen:

  • Klassischer Schnelltest oder PCR-Test: Die bekannten Testverfahren, bei denen ein Teststäbchen in den hinteren Nasen- oder Rachenbereich geschoben werden muss, kommen an den meisten Schulen und Kindergärten immer seltener zum Einsatz, weil viele Kinder das kribbelnde Gefühl nicht mögen und dadurch nicht so lange stillhalten können. In den meisten Fällen wird daher inzwischen auf kindgerechtere Alternativen ausgewichen.
  • "Nasen-Popel"-Test: Bei dieser Variante des Antigen-Selbsttests ist der große Vorteil, dass das Wattestäbchen für den Abstrich längst nicht so tief in die Nase eingeführt werden muss, wie beim klassischen Schnelltest oder PCR-Test. In der Regel reicht es, das Teststäbchen für rund 30 bis 45 Sekunden im vorderen Teil der Nase zu drehen und anschließend in eine Testflüssigkeit zu geben. Bei richtiger Anwendung zeigt das Ergebnis nach etwa 15 Minuten an, ob bestimmte Protein-Bestandteile des Coronavirus vorhanden sind. Bei Kleinkindern, die noch nicht richtig stillhalten können, bietet sich diese Testvariante aber immer noch nicht als beste Lösung an.
  • "Gurgel"-Test: Hierfür sollen die Kinder eine kleine Menge Kochsalzlösung gurgeln, die dann anschließend in einen Behälter gespuckt und im Labor ausgewertet wird. Gurgel-Tests kommen meist als Pool-Lösung zum Einsatz, das heißt die Proben einer ganzen Schulklasse oder Betreuungsgruppe werden dabei vermischt und gemeinsam untersucht. Damit der Gurgeltest aber ein zuverlässiges Ergebnis liefert, sollte der Anwender vorher ein bis zwei Stunden lang nichts essen und auch nicht die Zähne putzen. In der Praxis macht das den Einsatz morgens zum Schulbeginn eher schwierig.
  • "Spuck"-Test: Diese Test-Variante gilt als besonders leicht durchzuführen, da es bloß ein wenig Speichel braucht, der in ein Teströhrchen oder einen speziellen kleinen Pappbecher gegeben wird. Diesen Test kann in der Regel jeder selbst und ohne große Vorkenntnisse durchführen - und das auch von Zuhause aus. Weil aber die Allerjüngsten nicht immer auf Kommando genügend Spucke parat haben, kommen die Spuck-Tests eher bei etwas älteren Kindern zum Einsatz oder als Übergangslösung, bis genügend Lolli-Tests zur Verfügung stehen.
  • "Lolli"-Test: Wie an einem Lolli lutschen die Kinder und ihre Erzieher hier morgens vor Ort für rund 30 Sekunden an einem Wattestäbchen oder Tupfer. Danach werden alle Proben eingesammelt und in ein gemeinsames Test-Röhrchen getan, das dann im Labor ausgewertet wird. Anders als Schnelltests handelt es sich hier um PCR-Tests, die in einer Probe das Erbgut des Coronavirus nachweisen können. PCR-Verfahren gelten als besonders zuverlässig, sind aber in der Regel zeitaufwändiger und teurer. Indem auch hier ganze Klassen oder Betreuungsgruppen zunächst als gemeinsamer Pool getestet werden, soll das den Nachteilen ein Stück weit entgegenwirken.

Falls die Infektionszahlen weiter in die Höhe schießen

Sollte die 7-Tage-Inzidenz im eigenen Landkreis aber wieder über die Marke von 200 pro 100.000 Einwohner ansteigen, gelten wieder strengere Regeln: Dann müssen alle Schulen im Südwesten verpflichtend zum Fernunterricht zurückkehren. Für die Klassenstufen 1 bis 7 ist in solchen möglichen Hochinzidenz-Regionen dann aber zumindest eine Notbetreuung vorgesehen. Das gleiche gilt für die Kleinkindbetreuung.

dpa / (fw)