Freiburg, Innenstadt, Altstadt, Martinstor, Wahrzeichen, © baden.fm (Symbolbild)

Warum Freiburgs Corona-Zahlen zu den niedrigsten im Land gehören

Die Großstadt und ihr Landkreis lagen zuletzt um fast 100 Punkte unter dem landesweiten Inzidenzschnitt

Während sich die Baden-Württemberg-Karte mit den Corona-Inzidenzzahlen in den letzten Wochen immer tiefer dunkelrot gefärbt hat, sticht Freiburg und sein angrenzender Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald als sprichwörtliches "gallisches Dorf" konstant hervor.

Obwohl auch hier während der dritten Pandemiewelle wieder deutlich mehr Menschen positiv auf das Coronavirus getestet werden und teils auch schwer daran erkranken, lässt sich nach wie vor ein positiver Trend ablesen: Freiburg und Umgebung schneiden bei den Corona-Statistiken landesweit am besten ab - und das obwohl das benachbarte Frankreich als ausgewiesenes Hochinzidenzgebiet und die Schweiz als Risikogebiet zum Greifen nah sind.

Doch warum das so ist, darüber gibt es bisher nur Mutmaßungen. An mangelnder Datenlage kann es jedenfalls nicht liegen. In Freiburg werde auch nicht weniger getestet als in anderen Großstädten im Südwesten, heißt es bei der Stadtverwaltung.

Wirtschaftsstruktur in der Region könnte ausschlaggebend sein

Einen möglichen Erklärungsansatz liefert das Rathaus am Mittwoch (21.04.2021) auf Anfrage der Deutschen Presseagentur: Demnach könnte die Wirtschaftsstruktur in der Region eine noch schnellere Ausbreitung des Virus ein Stück weit hemmen. Der Großraum Freiburg beherbergt nur wenig produzierendes Gewerbe. Stattdessen sind gerade die Branchen sehr stark vertreten, in denen die Aufgaben und Bedingungen auch Home Office leichter zulassen.

Auch die Albert-Ludwigs-Universität und die Pädagogische Hochschule könnten damit zu tun haben: Die beiden Hochschulen sind maßgeblich an der wirtschaftlichen Ausrichtung vieler Branchen in der Region beteiligt. Freiburg gilt als Akademiker- und Forschungsstadt.

Halten sich hier vielleicht besonders viele Menschen an die Corona-Maßnahmen?

Denkbar wäre grundsätzlich auch ein psychologischer oder gruppendynamischer Effekt: Während der ersten beiden Corona-Wellen waren vielen in Südbaden die erschreckenden Bilder aus den überfüllten Kliniken im benachbarten Elsass deutlich vor Augen. Das könnte eine gewisse abschreckende Wirkung gehabt haben, erklärt aber nicht, wieso dann nicht auch die Zahlen im Landkreis Lörrach oder der Ortenau auf ähnlich stabilem Niveau eingependelt bleiben wie in Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald.

Das Argument der Freiburger Stadtverwaltung, dass im Breisgau besonders intensiv über die Maßnahmen gesprochen werde und dabei auch soziale Netzwerke und Corona-Sprechstunden eine Rolle spielten, würden die angrenzenden Landkreise so sicher auch nicht als Alleinstellungsmerkmal gelten lassen.

Experte hat keine wissenschaftliche Erklärung für die besondere Lage

Uniklinik-Virologe Hartmut Hengel sagte in einem Zeitungsinterview, dass er keine abschließende, wissenschaftliche Erklärung für die niedrigen Zahlen in der Region sieht. Er warnt davor, dass schon ein einziger, größerer Ausbruch die scheinbar stabile Lage auch sehr schnell verändern könnte.

Zuletzt lag die 7-Tage-Inzidenz in Freiburg laut Landesgesundheitsamt bei 74,4. Niedriger ist sie in ganz Baden-Württemberg nur noch im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, der die Großstadt komplett umgibt. Hier lag der Wert bei 69,8. Zum Vergleich: Im Schnitt melden die Gesundheitsämter für den Südwesten eine Inzidenz von 172,5.

dpa / (fw)