Gastronomie, Außengastronomie, Stühle, Tische, Biergarten, Lockdown, Coronakrise, © Hauke-Christian Dittrich - dpa (Archivbild)

Warum einige Restaurants und Biergärten trotz Erlaubnis vorerst geschlossen bleiben

Die Sehnsucht nach einem Stück Normalität ist gerade beim Essen und Trinken groß, doch an einigen Orten braucht es weiterhin Geduld

Wenn ab Samstag (15.05.2021) in Südbaden die ersten Restaurants, Biergärten, Cafés und Kneipen wieder öffnen dürfen, endet für viele Wirte in der Region eine monatelange Durststrecke. Fast genauso groß wie die Vorfreude auf die Wiedereröffnung sind bei einigen aber die Unsicherheiten, wie genau der Neststart für die Gastronomie genau ablaufen soll.

Obwohl nicht nur die Erlaubnis, sondern auch der Wille da wäre, werden einige Gaststätten am ersten Wochenende nach baden.fm-Informationen trotzdem weiterhin geschlossen bleiben. Und dafür gibt es verschiedene Gründe.

Wirte hatten größtenteils nur einen einzigen Tag Zeit um zu reagieren

Einer davon hat mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der das Landessozialministerium die Öffnungsschritte mit der neuen Corona-Verordnung umgesetzt hat. Schon vergangene Woche hatte es ein Spitzengespräch zwischen dem Ministerium und Vertretern aus Gastronomie, Handel und Tourismusbranche gegeben. Darüber hatte baden.fm als einer der ersten Medien im Südwesten berichtet.

Erste Details zum Stufenplan und darüber, wann genau die Gaststätten wieder aufmachen dürfen, sind dann erst nach und nach ans Tageslicht gekommen. Die verbindliche Zusage gab es aus Stuttgart erst am Donnerstagabend (13.05.2021) - wohlgemerkt an einem Feiertag vor einem Brückentag am Wochenende.

Für viele Wirte und Hoteliers lässt das deshalb kaum Zeit zur Vorbereitung, klagt auch Stefan Sauter vom Hotel Bären in Titisee. Ihm ist es wichtig, dass die gesamte Branche im Südwesten einen fairen Start bekommt, nachdem sie so lange durchhalten musste.

DEHOGA muss Betreiber erst noch über genaue Regeln informieren

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband bietet Sauters Haus und vielen anderen Hoteliers und Gastronomen Webinare an, in denen die genauen Regeln erst einmal erklärt werden müssen, was nun überhaupt wieder erlaubt ist und welche Pflichten dabei auf sie zukommen. Doch für die Umsetzung bleibt dann wenig Raum, wenn es schon am nächsten Tag losgehen soll.

Stefan Sauter (Hotel Bären Titisee): "Der Schwarzwald ist gerichtet, wir freuen uns über jeden, der kommt. Aber wir müssen wissen, unter welchen Voraussetzungen"

Auch wenn die Vorbereitungen in den meisten Küchen bereits laufen, muss dafür erst einmal wieder das Personal bereitstehen. In einer Branche, die gerade in den Ballungszentren beim Service viel mit Studenten und anderen Aushilfskräften arbeitet, sei das manchmal gar nicht so schnell möglich.

Zudem sind die meisten Lager noch leer, Lebensmittel, Getränke und andere Waren müssen erst einmal wieder in die Restaurants kommen, sagt Sauter. Doch nicht alle Lieferanten können die vielen Bestellungen innerhalb von 24 Stunden dorthin bringen, wo sie jetzt dringend gebraucht werden - und das vor allem überall gleichzeitig.

Wegen solcher Vorlaufzeiten und weil Hotel-, Restaurant- und Wellnessbetrieb möglichst gleichzeitig loslegen sollen, wird der Bären in Titisee deshalb voraussichtlich erst eine Woche später zum Pfingstwochenende öffnen.

Ungeklärte Fragen beim Umgang mit verpflichtenden Corona-Tests

Hinzu kommt, dass nicht nur alle Mitarbeiter wieder regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden müssen, sondern die Hygieneauflagen noch viel weiter gehen. Unklarheiten gibt es etwa noch darüber, wie die Wirte in Zukunft mit der geforderten Testpflicht bei ihren Gästen umgehen sollen. Das melden gleich mehrere Wirte auf baden.fm-Anfrage zurück, die aber nicht namentlich genannt werden wollen.

Die neue Corona-Verordnung sieht vor, dass nur die Besucher einen Tisch bekommen, die entweder einen aktuellen Negativ-Test vorlegen können oder nachweisen, dass sie bereits seit 14 Tagen komplett geimpft oder genesen sind. Wie die Kontrollen dafür ablaufen werden und was mit den erfassten Daten passieren soll, das muss nun alles erst in der Praxis geklärt werden.

Nicht für alle lohnt es sich gleichermaßen, jetzt direkt wieder zu öffnen

Das nächste Problem ist, dass sich der Schritt, jetzt wieder mit dem eigenen Café oder der eigenen Kneipe an den Start zu gehen, am Ende auch für die Wirte lohnen soll.

Solange das Wetter noch unbeständig ist, dürften nur wenige Gäste die Angebote im Freien nutzen und mit den beschränkten Einlasszahlen für die Innenbereiche rentiert sich das Geschäft in einigen Fällen aus wirtschaftlicher Sicht nicht immer.

Simon Berg (Schlegel Gastronomie GmbH Freiburg): "Es macht für uns keinen Sinn jetzt zu öffnen, wenn wir damit Gefahr laufen, fünf Tage später wieder schließen zu müssen"

Das gleiche gilt, solange die Corona-Infektionszahlen sich noch nicht in niedrigen Bereichen eingependelt haben, sagt Operation Manager Simon Berg von der Schlegel Gastronomie GmbH, die unter anderem in Freiburg das Greifenegg-Schlössle mit dem Kastaniengarten auf dem Schlossberg betreibt oder den Ganter Brauereiausschank auf dem Münsterplatz.

Erneute Schließungen befürchtet, falls Infektionslage sich wieder ändert

Sollte die 7-Tage-Inzidenz wieder über 100 ansteigen, müssten die Gastrobetriebe schon nach wenigen Tagen wieder dicht machen und das käme aus Bergs Sicht einer moralischen wie finanziellen Katastrophe gleich.

Wie viele andere Gastronomen auch, möchte er deshalb voraussichtlich nicht direkt am ersten Wochenende mit allen Biergärten und Gaststätten gleich loslegen, sondern teils auch noch abwarten, wie sich das Infektionsgeschehen in der Region weiter entwickelt.

In Südbaden haben die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald dabei am Freitag (14.05.2021) vor diesem Hintergrund am besten Aussichten. Die Ortenau und die Stadt Freiburg liegen hingegen nur vergleichsweise knapp unter der Schwelle.

Und für die Regionen Waldshut und Lörrach wird es voraussichtlich nicht reichen, um direkt am Wochenende wieder starten zu können. Die genaue Übersicht für alle Landkreise in Südbaden finden Sie hier.

(fw)