Zecke, FSME, © Patrick Pleul - dpa

Warnung vor Zecken in Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko

Das Risiko für die meistens von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME steigt nach Einschätzung von Experten deutlich - durch den Klimawandel und durch zahlreiche eingeschleppte Viren vor allem aus Osteuropa. Gerade in den höheren Lagen bereiten sich Virus und Parasit zunehmend aus, sagte Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Er geht davon aus, dass die Viren durch wandernde Tiere und durch Zugvögel aus Nord- und Südeuropa eingeschleppt werden.  

Anscheinend sind die Bedingungen in den Bergregionen wie in Österreich, dem Bayerischen Wald und Sachsen mittlerweile auch durch den Klimawandel so geeignet für das Virus, dass es sich dort etablieren kann."

In Baden-Württemberg gehöre der Landkreis Ravensburg aus diesen Gründen zu den «Hotspots». Viren könnten sich auch in anderen Gebieten immer stärker durchsetzen, obwohl diese vor zehn Jahren noch gar nicht für die FSME geeignet gewesen seien. Es könne mittlerweile für keine Region in Deutschland Entwarnung gegeben werden, betonte Ute Mackenstedt, die Leiterin des Fachgebietes Parasitologie der Universität Hohenheim in Stuttgart.  

Was die FSME betrifft, ist Deutschland inzwischen ein bundesweites Endemie-Gebiet."

Erst Anfang des Monates hatte das Robert Koch-Institut (RKI) drei neue deutsche FSME-Risikogebiete in Bayern und Sachsen ausgewiesen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und im südöstlichen Brandenburg. Mehr als 80 Prozent der FSME-Fälle werden in Baden-Württemberg und Bayern registriert.  

Fachleute raten zur FSME Impfung und warnen vor Fehldiagnosen bei Kindern

In den ausgewiesenen Risikogebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung. Die meisten Infektionen verlaufen zwar ohne Symptome, das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren aber deutlich erhöht. Laut RKI ist allerdings nur etwa jeder Fünfte in Baden-Württemberg geimpft. Dobler spricht von stagnierenden und teils auch sinkenden Werten trotz einer steigenden FSME-Fallzahl. Er rief zur Impfung auf.  

Die Experten warnten zudem vor Fehldiagnosen bei Kindern, weil Infektionen nach Bissen der Zecken aus ihrer Sicht auch sehr untypische Symptome hervorrufen können. «Wir sehen, dass die Frühsommer-Meningoenzephalitis vor allem im Erststadium und erst recht bei Kindern relativ unspezifisch verlaufen kann», sagte Dobler. «Leider gibt es aber noch Kinderärzte, die glauben, dass es die FSME bei Kindern nicht gibt und die daher bei der Diagnose auch nicht daran denken.»  

Die bekanntesten FSME-Symptome seien zwar Gehirn- und Hirnhautentzündung, sagte der Münchner Experte. Unter Umständen könnten aber auch Anzeichen einer Sommergrippe wie Fieber, Kopfschmerzen oder Erbrechen und selbst Darmsymptome auf eine sogenannte FSME-Infektion hindeuten. Das sei noch zu oft nicht bekannt. Dobler sprach unter anderem von einem Fall aus einem Hochrisikogebiet. Dort sei eine Mutter mit ihrem fünf Jahre alten Kind drei Mal in einem Krankenhaus gewesen und nach Hause geschickt worden, bevor sich die Ärzte beim vierten Anlauf für eine FSME-Diagnostik entschieden und diese auch entdeckt hätten.  

(dpa/mt)