Einbrecher, Einbruch, Brechstange, © Silas Stein - dpa

Verbrechens-Vorhersage-Software bleibt im Südwesten umstritten

Eine Software, die Verbrechen vorhersagen kann, noch bevor sie passieren - das klingt nach Science-Fiction, wird aber von den Sicherheitsbehörden bereits seit einiger Zeit getestet

Über komplizierte Wahrscheinlichkeitsrechnung soll der Computer am Ende auf einer Karte anzeigen, in welchem Stadtteil oder Straßenzug in den nächsten Tagen oder Wochen ein Wohnungseinbruch drohen könnte. Die Polizei hätte dann bereits vorab die Möglichkeit, mit gezielten Kontrollen den Einbruch gar nicht erst geschehen zu lassen und könnte auch Anwohner präventiv warnen. So zumindest die Theorie.

Das Freiburger Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht hat den Einsatz von so genanntem "Predictive Policing" nun erstmals wissenschaftlich untersucht und kommt dabei zu einem eher durchwachsenen Ergebnis. Demnach funktioniert das Vorhersagesystem nur bedingt und stößt vor allem im ländlichen Raum schnell an seine Grenzen.

Vorhersage funktioniert im Grunde nur da, wo ohnehin bereits sehr viele Einbrüche passieren

In Karlsruhe und Stuttgart hatte die Polizei so ein Precobs-System zwischen November 2015 und April 2016 testweise im Einsatz. Die Software hat dabei 183 Mal Alarm geschlagen - immer dann, wenn direkt davor ein Wohnungseinbruch im selben Einsatzgebiet gemeldet wurde , der auf eine bevorstehende Tatserie hinweist. Dafür untersucht die Software verschiedene Kriterien: Sind beispielsweise die Fenster professionell aufgehebelt worden und hat der Täter gezielt nach Schmuck und Bargeld gesucht, kann das für eine Einbrecherbande sprechen, die auch noch mehrfach zuschlagen wird.

Der konkrete Nutzen der Vorhersagen blieb aber fragwürdig, wie nun herauskam: Während in manchen Gebieten die Einbruchszahlen zurückgegangen sind, blieben sie in anderen konstant oder sind dort sogar angestiegen. Außerdem hatte die Software fast nur Warnungen für den Großstadt-Bereich ausgespuckt und kaum für das Umland, da hier die Datenlage einfach zu schwach war.

Unterschiedliche Meinungen bei den beteiligten Polizisten

Auch unter den 700 befragten Polizisten waren die Meinungen zu den Vorhersagen sehr gemischt. Wer bei den Polizeipräsidien täglich mit den Precobs-Daten hantiert, hat die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit gelobt. Doch die Beamten, die im täglichen Streifendienst besonders viele Precobs-Alarme mitbekommen haben, schätzen den tatsächlichen Nutzen als eher gering ein, so die Studie. Das kann einerseits auf viele Fehlalarme schließen lassen, andererseits vielleicht aber auch die präventive Wirkung von Polizeikontrollen nach solchen Verbrechens-Vorhersagen bestätigen. Genauer kann das auch die Studie nicht beantworten.

Auch in Bayern und im Schweizer Kanton Aargau hatte es in den letzten Jahren ähnliche Testläufe mit der Precobs-Software gegeben. Hier waren die Ergebnisse nach Auskünften der Sicherheitsbehörden insgesamt positiver ausgefallen. Allerdings war das Auswertungsverfahren dort auch ein komplett anderes.

(fw)