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Trockenheit führt in vielen Flüssen in Baden zu drohendem Fischsterben

Ab der Höhe der March führt beispielsweise schon die Dreisam aktuell wieder kein Wasser mehr

Meteorologen sagen für Dienstag (19.07.2022) Höchsttemperaturen von bis zu 39 Grad in Baden voraus und auch die kommende Woche überschreitet das Thermometer wieder an mehreren Tagen hinteinander die 30-Grad-Marke. Was sich für viele Menschen nach einem schönen heißen Sommertag mit Freibadbesuch anhört, hat in Verbindung mit den ausbleibenden Schauern und Sommergewittern gerade massive Folgen für die heimische Natur.

Davor warnen aktuell nicht nur traditionelle Natürschützer wie der BUND oder der NABU, sondern beispielsweise auch der Landesfischereiverband Baden-Württemberg. Geschäftsführer Ingo Kramer befürchtet aktuell in vielen regionalen Flüssen und Bächen ein umfassendes drohendes Fischsterben, sagt er im baden.fm-Interview.

Ausgetrocknete Flussbette und dichtes Gedränge im verbliebenen Nass

Ein besonders offensichtliches Beispiel stellt aktuell die Dreisam dar. Während auf Höhe von Freiburg momentan noch etliche Menschen den Fluss nutzen, um sich bei den heißen Temperaturen darin abzukühlen, ist nur rund zehn Kilometer weiter flussabwärts bei March-Neuershausen kaum noch ein Tropfen Wasser im Flussbett zu sehen und dafür jede Menge blank liegender Kieselsteine.

Anhaltende Trockenheit und starke Sommerhitze lassen die Dreisam bei March austrocknen

Nur aus kleinen Zuläufen, die weitestgehend im Schatten liegen, läuft dort aktuell noch Wasser hinein. In den flachen Bachläufen tummeln sich auffällig viele Fische, die die Trockenheit den Weg abgeschnitten hat.

Manche hat sogar noch ein aussichtsloseres Schicksal getroffen und sie sind in einer Pfütze gelandet, die in der Mittagssonne von Stunde zu Stunde kleiner wird, zur Freude von einigen Reihern und Störchen, die auf den hellen Kieselsteinen gelandet sind, um möglichst bequem an Futter zu kommen.

Warmes Wasser beinhaltet deutlich weniger Sauerstoff zum Atmen

Doch auch die Fische, die aktuell noch in den Zuläufen sind, haben es nicht automatisch besser, warnt Kramer. Gerade die kleineren Gewässer heizen sich durch die anhaltend hohen Temperaturen gerade zunehmend auf.

Teilweise sei das Wasser schon jetzt besorgniserregend warm und dabei ist gerade mal erst die erste Hälfte des anstehenden Sommers vorbei. Problem ist, dass heißes Wasser in aller Regel deutlich weniger Sauerstoff speichern kann und viele Fische deshalb noch im Bach zu ersticken drohen.

Eine Umsiedlung der betroffenen Fische wie schon vor ein paar Jahren sei diesmal unter anderem deshalb schwierig, weil fast überall ähnliche Bedingungen in den Gewässern der Region vorherrschen. Und Flussbewohner wie Elritzen oder Barben einfach mit einem Eimer in den nächsten Baggersee zu befördern, ist ebenfalls keine gute Idee, sagt der Fischexperte. Schließlich brauchen diese einen stetigen Wasserfluss.

An Klimafolgen müssen wir uns voraussichtlich alle gewöhnen

Kramer lässt keinen Zweifel daran, dass die anhaltende Trockenheit spürbare Folge des Klimawandels und damit menschengemacht sei. In den vergangenen Tagen hat er das Flussbett nicht nur nach Fischen abgesucht, sondern auch nach anderen Bewohnern: Auch viele Wasserläufer, Larven und anderen Insekten sind durch die Hitze und den Rückgang des Wasserpegels schlichtweg vertrocknet.

Das Phänomen der ausgetrockneten Flüsse ist in Baden dabei nicht gänzlich neu. Spätestens 2018 waren die Bilder der staubtrockenen Dreisam schon einmal bundesweit durch die Presse gewandert. 2021 hatte dann mit seinem vergleichsweise kühlem und besonders nassen Sommer das genaue Gegenteil gebracht und teils zu Hochwasserlagen mit Überschwemmungen geführt. Die Häufigkeit der Extremwetterlagen und deren Wechsel macht Experten auf mittlere bis lange Sicht große Sorgen.

(fw)