Cane-Fu, Selbstverteidigung, Senioren, Rentner, © Sina Schuldt - dpa

Südbadens Senioren lernen jetzt Selbstverteidigung mit dem Krückstock

Die Gehhilfe als Waffe zur Selbstverteidigung

Wer im Alter mit Krückstock unterwegs ist, muss nicht wehrlos sein, denn man hat ja eine Waffe in der Hand. Selbstverteidigung mit Krückstock, auch «Cane-Fu» genannt, scheint der neue Trend unter Südbadens Senioren zu sein.

Der Begriff ist eine Mischung aus der Kampfkunst Kung Fu und dem englischen Wort «cane», das «Stock» bedeutet. Der Krückstock ist auch die einzige "Waffe", mit der man sogar durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen kommt.»

Und wie verteidigt man sich mit Krückstock?

Vor allem die Techniken Schlagen und Stechen lernen die Teilnehmer der "Cane-Fu"-Kurse. Ein Polster dient als imaginärer Gegner und muss ordentlich einstecken: unter anderem Schläge auf Kopf, Schulter und Knie. Auch in Unterleib, Bauch und Gesicht wird gestoßen. Mit lautem Rufen: «Gehen Sie weg!»

Dabei soll der Stock nur das letzte Mittel sein. Das Ziel ist nicht, das Gegenüber zu vermöbeln, sondern heil wegzukommen. Kämpfe sind immer hochgefährlich und möglichst zu vermeiden.

Es gibt Menschen, die Räuber mit einem Stock buchstäblich in die Flucht schlagen konnten

In Berlin schlug jüngst eine 56-Jährige mit Krücken um sich, als ihr jemand die Handtasche entreißen wollte - mit Erfolg. Und in Stuttgart verjagte eine Dame einen Räuber mit ihrer Gehhilfe. Oft ist es aber so, dass ein Mensch, der auf eine Gehhilfe angewiesen ist, nicht mehr rüstig genug ist, um diesen als Waffe einzusetzen.

Ob der Kampf mit dem Gehstock dann das Richtige ist - da ist man sich bei Polizei und Landesseniorenrat unsicher

Man muss es (die Gehhilfe) schon einzusetzen wissen. Es kann sein, dass einem der Angreifer den Stock wegnimmt und auf die Rübe schlägt», sagt ein Polizeisprecher.

Auch die Polizei betont, dass ein Kampf das letzte Mittel ein sollte. Es sei wichtig, dass die Menschen auf sich aufmerksam machen und um Hilfe rufen. Das sieht auch Birgit Faigle, Geschäftsführerin vom Landesseniorenrat, so:

Ich weiß nicht, ob der Stock das richtige Mittel ist. So einen Stock kann man ja leicht packen und einen älteren Menschen dann umwerfen."

An sich finde sie solche Kurse aber gut. Sich auf brenzlige Situationen vorzubereiten, sei sinnvoll.

Und wohin zielt man, wenn es wirklich ernst wird?

Wenn es um Leib und Leben geht, ins Gesicht. Da kann ich mit einem Stich, der sitzt, die Sache eventuell schon beenden" sagt Jan Fitzner, der die Seniorenkurse in Stuttgart leitet. "Und dann kann ich die Beine in die Hand nehmen und davon laufen."

(la)