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So trotzt die Landesgartenschau in Neuenburg der anhaltenden Trockenheit

Warum es auf dem Gelände blüht und grünt, während drumherum alles gelb und vertrocknet scheint

Egal ob in der Dreisam, der Elz, dem Neumagen oder der Kander - überall das gleiche Bild: Wo bis vor Kurzem noch das Wasser sprudelte, sind inzwischen nur noch blanke Kieselsteine zu sehen. Nicht nur Fische, sondern auch viele Insekten und Kleinstlebewesen sind mit dem Rückgang des Wassers verendet oder mussten sich weiter flussaufwärts retten.

Die anhaltende Trockenheit in Baden stellt Tiere und Pflanzen vor massive Probleme. Und weil auch die ersten Quellen immer weniger Wasser an die Oberfläche befördern, haben die ersten Gemeinden in der Region bereits die Entnahme von Wasser eingeschränkt und rufen teilweise wie Teile von Lahr oder Oberkirch auch beim Trinkwasser zum Sparen auf.

Schwierig, wenn gleichzeitig auch der Garten oder die Pflanzen auf dem Balkon gegossen werden wollen. Worauf wir uns in Baden durch den Klimawandel da künftig einstellen müssen und wie es trotzdem grünen und blühen kann, möchte aktuell auch die Landesgartenschau 2022 in Neuenburg unter Beweis stellen.

Landesgartenschau hat sich von Vorneherein auf trockene Verhältnisse eingestellt

Auf dem Gelände an den Rheinauen haben sich die Planer von Vorneherein auf die drohende Gefahr anhaltender Trockenperioden einstellt und profitieren jetzt von ihrem Konzept. Und davon sollen sich manche Hobby-Gärtner aber auch Stadtplaner eine Scheibe abschneiden können. So sorgt die große Fläche an genügsamem Magerrasen mit blühenden Grasarten nicht nur für ordentlich Lebensraum für Insekten, sondern am Ende auch dafür, dass rund 75 Prozent des Gartenschaugeländes jetzt während der Hitze nicht extra bewässert werden muss, sagt Landesgartenschau-Geschäftsführer Nils Degen.

Und auch insgesamt habe man bereits bei der Konzeption darauf geachtet, stärker auf Pflanzenarten wie bestimmte Stauden zu setzen, die grundsätzlich besser mit ausbleibendem Wasser zurechtkommen. Das spielt aus Sicht von Degen vor allen Dingen auch für die kommenden Jahre eine Rolle, wenn aus dem Gelände später eine öffentliche Naherholungsfläche für Neuenburg und die ganze Region werden soll.

Zur richtigen Zeit gießen - aber auch auf den Boden achten

Ansonsten lassen sich an den jungen Bäumen Gießringe mit Mulch finden, die dazu beitragen sollen, dass dort, wo gegossen werden muss, das Wasser auch direkt zu den Wurzeln gelangt und nicht so schnell verdunstet. In der Natur sorgt gerade auf den Magerrasen-Wiesen ein natürlicher Überwuchs für einen ähnlichen Effekt. Wichtig ist nur, dass die Erdkrume stets offen gehalten wird und sich kein trockener "Deckel" bildet, auf dem das Wasser bei einem Regen dann an der Oberfläche abfließt anstatt ins Erdreich zu versickern.

 

Landesgartenschau-Chef Nils Degen geht davon aus, dass wir in Baden bald klimatische Zustände wie im Tessin oder Südtirol haben könnten

Grundsätzlich stehen der Landesgartenschau laut amtlicher Genehmigung bis zu 50.000 Kubikmeter Grundwasser pro Jahr aus einem wieder in Betrieb genommenen Tiefbrunnen zur Verfügung.

Der Brunnen ist etwa 20 Meter tief, schon auf der Hälfte waren die Arbeiter bei der Reaktivierung auf Grundwasser gestoßen. Auch mit der aktuellen Trockenheit rechnet Geschäftsführer Degen damit, dass am Ende durch die Maßnahmen nicht mehr als 20.000 bis 25.000 Kubikmeter davon verbraucht werden.

Um sparsam mit dem kostbaren Gut umzugehen, liegen die meisten Gießzeiten in den kühleren Morgen- und Abendstunden. Das automatische Bewässerungssystem laufe dort, wo es überhaupt benötigt wird, in aller Regel nur nachts.

Besucher können sich vor Ort auch Expertentipps zum Umgang mit der Trockenheit einholen

Dennoch lässt sich durch die klimatischen Bedingungen nicht ganz verhindern, das vor allem Bäume in Stress geraten. Daher sind auf dem Landesgartenschaugelände regelmäßig Baumexperten unterwegs, um beispielsweise einen drohenenden Astbruch rechtzeitig zu erkennen, wenn die Äste zu wenig Wasser haben.

Grundsätzlich versteht sich die Landesgartenschau dabei nicht nur als klassische Schaugartenanlage, sondern auch explizit als Plattform, wo sich Fachleute und Otto-Normal-Bürger mit Experten auch zu solchen Themen wie der Trockenheit und ihren Folgen austauschen können. Vom Forstwesen über Landschaftsgärtner bis hin zu Energieversorgern und Gewässerexperten stehen dort ganz unterschiedliche Ansprechpartner bereit, die sich mit ihrem Fachwissen auch gegenseitig ergänzen sollen.

Als weitere Anlaufstelle vor Ort hervorzuheben wäre da beispielsweise die Ausstellung "Grundwasser lebt!", die den Besuchern einen einmaligen und auch interaktiven Einblick in den verborgenen Lebensraum der Grundwasservorräte bieten soll.

Obwohl die Oberrheinebene zwischen den Vogesen und dem Schwarzwald grundsätzlich als einer der größten unterirdischen Wasserreserven Mitteleuropas gilt, machen sich auch in Baden inzwischen die Folgen der monatelangen Trockenheit immer deutlicher bemerkbar.

Perspektivisch kann das in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dazu führen, dass wir uns in der Region auf ganz andere klimatische Bedingungen einstellen müssen, glaubt Degen.

Wenn in Baden Aprikosen und Mandeln heimisch werden

Im Gespräch mit den Fachleuten auf der Landesgartenschau wurde das Bild gezeichnet von Klimaverhältnissen, wie wir sie heute eher aus dem südlichen Alpenraum, beispielsweise im Tessin oder Südtirol vorfinden.

Das würde auch bedeuten, dass anstelle der bekannten Apfel- und Kirschbäume mit zunehmendem Voranschreiten des Klimawandels bald eher Mandel-, Aprikosen- und Zitrusbäume zum natürlichen Bild der Region dazugehören könnten. Und für die Wälder, dass wir uns vom gewohnten Blick dichter Fichtenwälder wie im Schwarzwald immer mehr verabschieden müssen und stattdessen auf robustere Mischwälder setzen müssen.

(fw)