Aitern: Alle Gemeinderäte schmeißen hin – Ärger mit Bürgermeisterin

Die Schwarzwald-Gemeinde Aitern braucht einen neuen Gemeinderat. Alle acht amtierenden Räte wollen bei der Kommunalwahl im Mai nicht wieder antreten. Damit ist der Streit zwischen ihnen und Bürgermeisterin Sigrid Böhler eskaliert.

 

„Der Ärger hat erst angefangen, als es ums Geld ging“, sagt Gemeinderat Manfred Knobel. Das war im September. Böhler bekommt monatlich 1.800 Euro und wollte eine Erhöhung um 253 Euro. „Das ist gerade mal der Mittelwert des Zulässigen!“, verteidigt sie ihre Forderung, und ergänzt: „Man hat mir vorgeworfen, ich wolle mich auf Kosten der Gemeinde bereichern.“

 

Im November kommt es schließlich zum Eklat. Der Gemeinderat habe Böhlers Gehaltsvorstellungen in einer öffentlichen Sitzung thematisiert, manche Räte hätten sie dabei provoziert und beleidigt. Heute macht sie Vorwürfe: Vielleicht hätte sie die Sitzung gar abbrechen sollen. Doch dazu kommt es nicht – stattdessen habe man sie vorgeführt, zu allem Überfluss vor auch noch vor den Augen der Presse. Wer diese eingeladen hat – daran scheint sich niemand mehr zu erinnern. Allerdings habe Sigrid Böhler auch niemand angegangen, verteidigt sich Knobel.

 

Ab diesem Punkt ist die Beziehung zwischen Bürgermeisterin und Gemeinderat gestört.

Als Sigrid Böhler mit den Kommunalangestellten Weihnachten feiert, sind die Räte nicht eingeladen. „Das war auch im Vorjahr schon so“, betont Böhler. Aber der Rat sieht darin einen Affront. An einem Abend vor Weihnachten trifft man sich zum Umtrunk, ohne die Bürgermeisterin. „Eine Weihnachtsfeier war das aber nicht“, erklärt Manfred Knobel.

Umso irritierter ist Böhler dann, als sie kurz nach Weihnachten eine Rundmail mit Bildern von eben diesem Abend erhält. Bezeichnet hat Gemeinderat Rudolf Mathä sie angeblich als „Fotos von unserer Weihnachtsfeier“.

Dazu befragen wir auch Mathä, der uns bereitwillig Auskunft gibt. Bis er am Ende des Gesprächs schließlich entscheidet: Informationen daraus dürfen nicht verwendet werden. Über die E-Mail war der Rest des Gemeinderats sehr verärgert, betont Knobel.

Böhler spricht längst von Vertrauensbruch.

 

Kommunalpolitisch scheint die Gemeinde Aitern ein heißes Pflaster zu sein: Vor weniger zwei Jahren ist die letzte Bürgermeisterin Andrea Kiefer zurückgetreten. Auch damals hat es schon Probleme gegeben. Sigrid Böhler hofft jetzt auf einen Neuanfang. Leicht dürfte der nicht werden. Unter ihren 560 Einwohnern muss die Gemeinde erstmal acht neue Räte finden.

Wie man das mit den Weihnachtsfeiern handhabe, müsse man in Zukunft aber überlegen, meint Böhler.