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Im Schwarzwald wird das Wasser knapp – Südbaden leidet unter der Trockenheit

Für die meisten scheint es zunächst wie eine ganz angenehme Nachricht:

Mehr als 13 Wochen ist es her, dass es in ganz Südbaden zum letzten Mal so richtig wie aus Kübeln gegossen hat. Viele Menschen nehmen dabei gar nicht wahr: Auch wenn die Temperaturen inzwischen herbstlich-frisch geworden sind und morgens Nebel über den Feldern in der Rheinebene hängt - noch immer ist es für die Jahreszeit eigentlich viel zu trocken.

Landwirtschaft ächzt unter Zusatzbelastung

Zu spüren bekommen das vor allen Dingen die Landwirte im Schwarzwald. Viele von ihnen bewässern ihre Feldern zu großen Teilen mit natürlichen Brunnen und greifen nur bei zusätzlichem Bedarf auf das reguläre Trinkwasser der Gemeinden zurück. Doch gerade im Raum Titisee-Neustadt und Breitnau sind viele der Brunnen inzwischen versiegt und angelegte Wassergräben ausgetrocknet. Auch die Familie Wehrle vom Löffelmacherhof hat das noch nicht erlebt. Seit fünf Monaten läuft dort kein Wasser mehr. Wie viele Landwirte in der Region müssen sie jetzt auf das kostenpflichtige Gemeindewasser zurückgreifen, um das Vieh zu versorgen und die Grünflächen zu bewässern. Ähnliche Erfahrungen hat auch die Familie Hug vom Rauferhof gemacht: Seit die Betreiber 1988 nach ihrer Eheschließung den Hof übernommen haben, hat es noch nie so niedriges Grundwasser gegeben. Eine Quelle ist dort inzwischen komplett trocken, aus einer zweiten tröpfelt es nur noch heraus. Weil sie vor allem Hühner und Hasen zu versorgen haben, ist die Situation dank dem Gemeindewasser für sie aber noch erträglich. Anders sieht das gerade bei vielen Milchviehhaltern in der Region aus:

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Heinz Kaufmann ist Kreisverbandsvorsitzender im Raum Lörrach beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband und betreibt dort auch einen Bauernhof mit rund 30 Kühen und mehreren Pferden. Gerade zu Beginn des Herbstes war die Lage wegen des niedrigen Grundwasserpegels dort so angespannt, dass Hilfe her musste. Bei ihm und vieler seiner Kollegen hatte die Dürre vor allem beim Viehfutter für drastische Ernteausfälle gesorgt. Selbst wenn es jetzt noch regnen würde, käme das deshalb zu spät: Die Ernte ist bereits eingefahren, mehr wächst auf den Feldern nicht nach. Die Landwirte müssen schauen, mit dem Futter, was sie haben auszukommen - oder neues hinzuzukaufen. Im Kreis hat man dafür eine Viehfutterbörse organisiert, wo Bauern von außerhalb ihre Überschüsse zu moderaten Preisen abgeben konnten. Der Transport habe gerade kleinere Betriebe aber unter enormen logistischen wie finanziellen Druck gestellt, sagt Kaufmann. Gerade angesichts der immer noch niedrigen Milchpreise rentiere es sich für viele einfach nicht, kostspielig externes Futter zu kaufen, um die Tiere über den Winter zu bringen. Die ersten haben deshalb bereits darüber nachgedacht, ihren Bestand in den Ställen zu verkleinern und Rinder sogar etwas früher zum Schlachthof zu fahren.

Futterkosten schießen für den Winter in die Höhe

Ganz so schlimm ist die Lage auf dem Uhrmacherhof bei Breitnau bislang nicht. Hier glaubt man, danke der Hilfe der Gemeinde alle Tiere versorgen zu können. Eine wirkliche Alternative zum eigenen Brunnen ist das aber trotzdem nicht. Gerade im Winter bei bis zu 15 Grad Minus kann nur die eigene Quelle genug liefern, um den hohen Bedarf der Rinder zu decken, die jeweils am Tag bis zu 100 Liter brauchen. Es müsste bestimmt vierzehn Tage am Stück regnen, damit der Grundwasserspiegel überhaupt wieder ansteigt und die tiefer gelegenen Quellen wieder an das natürliche Wassersystem angeschlossen werden, schätzt die Betreiberfamilie Zähringer. Weil so ein Dauerregen aber auch weiterhin bislang nicht in Aussicht ist, greifen viele Landwirte jetzt zur Wünschelrute oder zum Bagger und sucht nach neuen, tieferen Quellen. Wessen Land das nicht hergibt, versucht sich in der Umgebung mit eingegrabenen Regenwasserreservoirs oder anderen Behältern Abhilfe zu schaffen.

Freiburger Trinkwasserversorgung muss gesichert werden

Auch der südbadische Energieversorger badenova reagiert auf die zu geringen Niederschläge. Aktuell werden die Freiburger Haushalte zusätzlich mit Trinkwasser aus dem Wasserwerk in Hausen an der Möhlin versorgt. Dort hat Badenova neben dem Wasserwerk Ebnet sein zweites Standbein der Wasserversorgung. Weil das Wasser aus Hausen deutlich härter ist als das aus Ebnet, werden beide Wasser aktuell gemischt.

Am Gigeshof im Ortsteil Ödenbach macht man sich unterdessen Sorgen um die Zukunft:

Es kann möglich sein, dass es immer schlechter wird. Hier überall am Waldrand kommen schon die Wurzeln hoch, der Wasserspiegel geht dauerhaft zurück. Das wird Auswirkungen haben.

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Eine mögliche Auswirkung haben Fischer und die Anbieter von Ausflugsbooten am Titisee zu spüren bekommen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Schwarzwaldgemeinde war der Wasserstand so niedrig, dass man die Boote nicht mehr über die normalen Zugangsstellen mit Rollen oder Schienen aus dem Gewässer bekam. Das Ufer hat sich durch die Trockenheit dort nämlich so weit verbreitert, dass die Anlegestellen inzwischen teils mehrere Meter vom eigentlichen Wasserrand entfernt liegen. Am Titisee musste man sich deshalb nun am vergangenen Wochenende mit einem Spezialkran behelfen, der die tonnenschweren Ausflugsdampfer herausgezogen hat.