Tuniberg, Höhenweg, Gottenheim, Reben, Weinberge, © baden.fm

Suche nach vermisster Schülerin (14) aus Gottenheim wird fortgesetzt

Weder über die eingegangenen Zeugenhinweise noch über IT-Auswertungen hat sich bislang eine heiße Spur ergeben

Auch an Tag Fünf nach dem plötzlichen Verschwinden der 14-jährigen A. aus Gottenheim werden die Einsatzkräfte weiter alles genau nach dem Teenager absuchen. So sollen am Dienstag (26.07.2022) unter anderem auch noch einmal Spürhunde zum Einsatz kommen, kündigt Polizeisprecher Özkan Cira im baden.fm-Interview zu dem Vermisstenfall an. Erst einmal handle es sich bei den weiteren Maßnahmen allerdings um einen kleineren und gezielteren Rahmen als noch am Freitag, als noch rund 100 Einsatzkräfte das Gelände durchkämmt hatten.

Rund 100 Hinweisen geht die eingerichtete Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizei bereits nach. Bei den meisten davon handelt es sich um Zeugen, die sich in den letzten Tagen bei den Ermittler gemeldet haben und davon überzeugt sind, dass sie A. möglicherweise in der Umgebung der Tuniberg-Gemeinde gesehen haben könnten.

Gleichzeitig läuft auch eine IT-forensische Auswertung, bei der beispielsweise Chats oder Handy-Verbindungsprotokolle ausgewertet werden, um herauszufinden, mit wem A. in letzter Zeit Kontakt hatte und ob sich dabei Hinweise auf ihren Aufenthaltsort ergeben könnten. So war das Smartphone der Jugendlichen zuletzt noch in einer Mobilfunkzelle am Tuniberg eingeloggt, kurz nach ihrem Verschwinden war sie dann nicht mehr erreichbar.

Eine heiße Spur hat bislang aber keiner der Ermittlungsansätze hervorgebracht. Auch Polizeisprecher Cira betont noch einmal, dass seine Kollegen in alle Richtungen ermitteln und es bisher gar keine Hinweise gibt, die in Richtung eines möglichen Verbrechens hindeuten.

Polizei betont, dass sich A. keine Sorgen machen bräuchte

Für den Fall, dass A. ihr Zuhause unter Umständen freiwillig verlassen haben könnte, um anschließend ganz bewusst unterzutauchen, hat er eine wichtige Botschaft für die Jugendliche: Dass sie sich keine Sorgen machen brauche, dass ihr durch ihr Verschwinden Ärger drohen könnte. Am allerwichtigsten sei nun, dass sie gesund und wohlbehalten wieder auftauche. Darüber wären alle erleichtert. Sie könnte daher jederzeit nach Hause zurückkehren.

Dass sich in Gottenheim und auch darüber hinaus viele Menschen an der Suche nach A. beteiligen möchten, wertet das Polizeipräsidium Freiburg grundsätzlich als positives Signal der Anteilnahme. So hatten freiwillige Helfer über das Wochenende etwa in weiten Teilen von Baden Flugblätter über die Vermisstenfahndung verteilt und an markanten Orten aufgehängt.

Gleichzeitig ist den Ermittlern aber wichtig, dass die Suche nach der Vermissten koordiniert abläuft und niemand auf eigene Faust private Suchtrupps zusammenstellt - und das aus gleich mehreren Gründen:

Viele Menschen möchten helfen - doch das kann auch nach hinten losgehen

Zum Einen können dadurch falsche Fährten entstehen, wenn beispielsweise Augenzeugen genau diese Suchenden auf dem Tuniberg der Polizei als verdächtige Beobachtung melden und diese dann selbst erst einmal überprüft werden müssen.

Zum Anderen kann es aber auch passieren, dass ungeschulte Helfer trotz aller Gründlichkeit und guten Absichten wichtige Spuren übersehen oder sogar unbeabsichtigt zerstören. Das muss gar nicht einmal mit möglichen Fundstücken wie dem Handy oder dem Kapuzenpullover der Vermissten zu tun haben. Auch die empfindlichen Nasen der Mantrailer-Spürhunde könnten gerade bei den aktuellen Witterungsverhältnissen verwirrt werden, sodass es ihnen schwerer fällt, eine Spur von A. aufzunehmen.

Wer beim Wiederauffinden des Mädchens helfen möchte, sollte dafür vor allen Dingen einfach Augen und Ohren offen halten und ansonsten die Experten ihre Arbeit machen lassen. Das gilt nicht nur im realen Leben, sondern auch in den sozialen Netzwerken: Auch hier sind die Ermittler gerade aktiv, um mögliche neue Hinweise in Kommentarspalten verschiedener Facebookgruppen oder Instagramprofile schnell auf dem Schirm zu haben.

Idealerweise sollten Zeugen sich aber immer direkt über die Kripo-Telefonnummer 0761/882 2880 oder notfalls auch den Notruf 110 an die Einsatzkräfte wenden und nicht nur Berichte über die Vermisstensuche blind in den sozialen Netzwerken teilen.

Jeder Vermisstenfall ist anders und muss einzeln betrachtet werden

Wie Cira betont, verhält es sich bei jedem Vermisstenfall anders, deshalb gebe es trotz geschulter Abläufe kein Patentrezept, die zum Auffinden der verschwundenen Personen führen.

So gelten für vermisste Kinder und Jugendliche auch andere Maßstäbe als bei Erwachsenen, etwa was den Zeitraum betrifft, ab wann die Suchmaßnahmen in voller Größe in die Wege geleitet werden. Dass nach ersten Ermittlungen im Fall A. direkt am Freitag ein großes Blaulichtaufgebot die komplette Umgebung von Gottenheim auf den Kopf gestellt hatte, hat auch mit dem Alter der Jugendlichen zu tun.

Während ein Erwachsener in aller Regel erst nach einem Tag und unter bestimmten Umständen seines Verschwindens als vermisst gilt, reicht es bei einem Kind schon aus, wenn es aus seinem gewohnten Umfeld verschwunden ist.

Weitere Faktoren können auch Fragen sein, ob die verschwundene Person sich in einer hilflosen Lage befinden oder auf Medikamente angewiesen sein könnte. Hier bewerten erfahrene Polizisten jeden Fall gesondert und leiten dann die entsprechenden Schritte in die Wege.

Die Verunsicherung in der 3.000-Einwohner-Gemeinde ist spürbar

In Gottenheim selbst war am Montag auf den ersten Blick nach dem nervenaufreibenden Wochenende zunächst wieder Ruhe eingekehrt, doch der Eindruck kann auch schnell täuschen. Im Gespräch verraten uns Anwohner, dass das Verschwinden von A. am helligten Tage gerade bei vielen Familien in der Gemeinde teils für große Verunsicherung gesorgt habe.

Auch wenn bislang keine Hinweise auf eine Straftat vorliegen, gibt es erste Eltern, die ihre Kinder nun nicht mehr alleine rauslassen wollen und lieber zur Schule fahren und von dort wieder abholen möchten.

Die 14-jährige A. wurde am Donnerstagabend zum letzten Mal gegen 18 Uhr gesehen, als sie ihr Zuhause in unbekannte Richtung verlassen hat. Seitdem fehlt von ihr jedes Lebenszeichen, auch telefonisch war sie auf einmal nicht mehr erreichbar.

(fw)

Anmerkung der Redaktion: Die Polizei konnte nach einer gerichtsmedizinischen Untersuchung am Samstag (30.07.2022) bestätigen, dass es sich bei dem am Freitag in Hessen gefundenen Leichnam tatsächlich um die  14-Jährige handelte. Die Ermittler haben daraufhin ihre Vermisstenfahndung zurückgenommen. Das hat zur Folge, dass baden.fm alle Fahndungsfotos und persönliche Angaben zu der verstorbenen Schülerin nachträglich aus den Onlineartikeln entfernen muss.