Straßenbahn, Unfall, © baden.fm

Studie: Straßenbahnfahren fast nirgendwo so riskant wie in Freiburg

Glaubt man der Statistik, gehören die Freiburger Straßenbahnen zu den gefährlichsten in ganz Deutschland:

Nur in Karlsruhe ist die Chance ansonsten noch höher, in Deutschland an einem Unfall mit einer Straßenbahn beteiligt zu sein. Das behauptet zumindest die Unfallforschung der Deutschen Versicherer (UDV). Die Risikobewerter haben dafür Unfallzahlen im öffentlichen Nahverkehr aus 58 Städten in ganz Deutschland verglichen. Rein rechnerisch kommen so in Freiburg auf jeden Streckenkilometer des Tram-Liniennetzes 0,74 getötete oder schwerverletzte Menschen. Im Schnitt wird damit einer von zehntausend Einwohnern in Freiburg das Opfer eines schweren Unfalls mit einer Straßenbahn. Im traurigen Spitzenreiter Karlsruhe ist das Risiko allerdings noch einmal doppelt so hoch.

VAG in Freiburg hält die Daten für unglücklich gewählt

Die Freiburger Verkehrs AG betrachtet die Untersuchung naturgemäß kritisch: Vor allem der gewählte Erhebungszeitraum der Unfälle ist für das Unternehmen nur schwer nachvollziehbar, sagte uns ein VAG-Sprecher auf baden.fm-Anfrage. Tatsächlich bezieht sich die UDV auf die Jahre zwischen 2009 und 2011. Mit zwei tödlichen Unfällen und 21 mit Schwerverletzten hatte es in der polizeilichen Verkehrsstatistik damals eine tragische Spitze gegeben. In den darauffolgenden Jahren waren solche ernsten Unglücke wieder ausgeblieben. Erst 2015 sind erneut zwei Menschen beim Zusammenstoß mit einer Straßenbahn ums Leben gekommen - dazwischen kam es zwar immer wieder zu kleineren Crashs, die meisten davon blieben aber ohne ernsthaft Verletzte. Die VAG hält die gewählten Fallzahlen daher für fragwürdig und die gewählten Parameter der Studie für unglücklich gewählt.

Meistens andere Verkehrsteilnehmer Schuld

In einem Punkt stimmt das Verkehrsunternehmen der UDV aber zu: In den allermeisten Fällen waren nicht die Straßenbahnfahrer Schuld. Zu 84 Prozent haben bundesweit Autofahrer durch unerlaubte Manöver oder unaufmerksame Fußgänger und Radfahrer die schweren Unfälle verursacht, sagen die Zahlen. In Freiburg, so ist sich die Verkehrs AG sicher, dürfte dieser Wert sogar noch deutlich höher liegen.

Konkrete Forderungen an den Straßenbau

Als Resultat fordert die Unfallforschung vor allem bauliche Maßnahmen: Weil es besonders oft dort gekracht hat, wo die Trams nicht am Rand, sondern in der Mitte der Straße fahren, empfiehlt sie eine bauliche Trennung von Fahrbahn und Gleisbett. Gerade Kreuzungen müssten bei Neu- und Umbauarbeiten dabei sorgsam durchgeplant werden. Weiterer Unfallschwerpunkt sind stark genutzte Fußgängerübergänge an den Haltestellen oder in unmittelbarer Nähe. Wie man hier für mehr Sicherheit sorgen kann, das untersucht aktuell ein Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen.