VAG, Freiburg, Straßenbahn, Linie 1, © baden.fm (Symbolbild)

Stadtbahnausbau 2030 – ein Großprojekt für Freiburg

Vier neue Stadtbahnlinien, bis zu 95 Prozent von Bund und Land finanziert

Die Idee, das Straßenbahnnetz in Freiburg auszubauen, ist nicht neu. Nun kommt jedoch Schwung in die Sache. Neben dem neuen Stadtteil Dietenbach und dem Stadttunnel ist der Stadtbahnausbau das wohl größte Projekt, das in der Breisgau-Metropole realisiert werden soll. Dafür will die Stadtverwaltung aus großen Fördertöpfen von Bund und Ländern schöpfen. Geplant ist eine Umsetzung bis 2030. Das zugehörige Konzept legt sie am 27. Mai dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vor. Priorität haben vier Projekte. Das Gesicht der Stadt würde sich ein Stück weit verändern.

Freiburg ist eine Straßenbahn-Stadt."

"Mobilität ist ein Kernthema, das uns in Freiburg in den 2020ern viel beschäftigen wird", eröffnete Oberbürgermeister Martin Horn die erste Pressekonferenz im Freiburger Rathaus seit März, bei der Journalisten zugegen waren. "Und beim Blick auf die Stadtpläne merkt man schnell: Freiburg ist eine Straßenbahn-Stadt." Diesen Aspekt will die Stadt in den kommenden zehn Jahren intensivieren und beim neuen Mobilitätskonzept stark auf die Tram als umweltfreundliches und effizientes Verkehrsmittel setzen.

Bis zu 95 Prozent des Stadtbahnausbaus könnten durch Fördermittel von Bund und Ländern finanziert werden

Im Rahmen des sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) des Bundes und durch Mittel des Landes Baden-Württemberg sind bis zu 95 Prozent des Ausbaus im öffentlichen Personennahverkehr förderungsfähig. "Bund und Land haben die Förderungen deutlich aufgestockt. Der Bund hat angekündigt, die Mittel in den kommenden Jahren zu versechsfachen", berichtet Baubürgermeister Martin Haag und stellt klar: "Diese verbesserten Bedingungen müssen wir jetzt nutzen.

Haag nennt drei Gründe, die für einen Ausbau des Stadtbahnnetzes sprechen:

  • Die Mobilitätswende: Die Stadt Freiburg solle vollständig für Menschen aller Altersklassen und auch für Menschen mit Behinderungen erschlossen werden. Hier sei die Straßenbahn das Verkehrsmittel der Wahl.
  • Freiburg als wachsende Stadt: Immer mehr Menschen ziehen nach Freiburg, die Stadt wächst. Entsprechend müsse das Mobilitätsangebot mitwachsen.
  • Klimaschutz: "Die umweltfreundliche Verkehrswende darf nicht ins Stocken geraten", so Haag. Als klimaneutrales Verkehrsmittel sei die Straßenbahn elementarer Bestandteil kommender Verkehrskonzepte.

Priorität genießen laut Stadtverwaltung wiederum vier Projekte:

  • Stadtbahnverlängerung Littenweiler (Bauzeit 2024-2026): Sie soll in Zukunft bis zum Kappler Knoten verlängert werden und noch vor dem Stadttunnel fertiggestellt sein, da dessen Bau den Verkehr im Dreisamtal immens einschränken wird. An der Endhaltestelle soll ein Park-and-Ride-Parkplatz entstehen.
  • Stadtbahn Dietenbach (Bauzeit 2025-2027): Der Stadtbahnausbau in den neuen Stadtteil Dietenbach soll Teil eines nachhaltigen Mobilitätskonzeptes im geplanten Vorzeige-Quartier werden. Das städtebauliche Konzept sieht den Stadtbahnanschluss als Verlängerung der Rieselfeld-Linie vor.
  • Stadtbahn Messe, Bauabschnitt II (2027-2029): Der zweite Bauabschnitt der Messe-Linie soll die Haltestellen "Fahnenbergplatz" und "Breisacher Straße" verbinden. So soll zum einen der extreme Bahnverkehr an der Achse über die Hauptbahnhofbrücke entspannt werden. Gleichzeitig wird der Hauptbahnhof als zentrale Drehscheibe im regionalen ÖPNV auf der Nordseite zusätzlich erschlossen. Im Jahr 2023 soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden.
  • Der Stadtteil St.Georgen ist einerseits der bevölkerungsreichste in Freiburgs, gleichzeitig aber ein weißer Fleck auf der Straßenbahn-Landkarte. Die Erschließung ist bereits seit den 1990ern Thema. Hier soll es 2021 zunächst eine Machbarkeitsstudie geben.

Grob veranschlagt die Stadt Kosten von 45 Millionen Euro für das Gesamtprojekt "Stadtbahnausbau 2030" mit Tendenz nach unten. Bis zu 95 Prozent davon seien förderungsfähig. Für die Haushaltsjahre 2021 und 2022 sollen Planungsmittel für die Stadtbahn Littenweiler sowie die Machbarkeitsstudie für St.Georgen über 600.000 Euro berücksichtigt werden. Für die Stadtbahn Dietenbach wird mit 300.000 Euro für die Jahre 2021 und 2022 geplant. Die Kosten sind bereits in der Kosten- und Finanzierungsrechnung des Stadtteils enthalten.

Nun liegt der Ball beim Gemeinderat, der Ende Mai entscheidet, ob das Großprojekt in Angriff genommen und die Fördermittel ausgeschöpft werden sollen.

(br)