FaceApp, App, Smartphone, Datenschutz, Russland, © Jenny Kane - AP / dpa

Spioniert Russland mit der beliebten FaceApp heimlich Smartphone-Nutzer aus?

Millionen von Nutzer testen mit der verbreiteten Foto-App gerade, wie sie im Alter aussehen könnten

Die so genannte "FaceApp" ist aktuell eine der beliebtesten Anwendungen für Smartphone-Nutzer. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz simuliert die Software anhand eines Gesichtsporträts sehr realitätsnah, wie der Nutzer in 30, 40 oder 50 Jahren aussehen könnte.

Auch immer mehr bekannte Stars posten in den sozialen Netzwerken gerade solche Fotomontagen von sich. Mitgemacht haben zum Beispiel bereits der kanadische Rapper Drake oder US-Komiker Kevin Hart. Und auch in Deutschland sind schon erste gealterte Konterfeis von Promis wie Dieter Bohlen oder Heidi Klum aufgetaucht - wahrscheinlich ohne deren Zustimmung.

Datenschützer und auch erste Bundespolitiker warnen jetzt allerdings vor der Trend-Foto-App. Sie haben große Sicherheitsbedenken. Dabei geht es unter anderem darum, dass Unbekannte die Daten der Nutzer für fragwürdige Zwecke missbrauchen könnten. So ist nicht ganz klar, wer eigentlich genau hinter der FaceApp steckt, kritisiert der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD).

Nutzer geben hier für ein Gimmick sehr private und auch biometrische Daten von sich preis

Bekannt ist nur, dass der Entwickler in Russland sitzt, auch wenn die Daten nach eigenen Angaben auf US-Servern von Amazon und Google hochgeladen werden. Es gebe aber Hinweise darauf, dass die App noch weitere persönliche Daten vom Smartphone der Nutzer mitschickt und möglicherweise auch an Dritte weiterleitet.

Kelber warnt alle Nutzer, dass sie sich im Klaren darüber sein müssen, dass sie hier mit einem Gesichtsfoto biometrische und persönliche Daten von sich an einen Unbekannten schicken. Sie geben dem Unternehmen dabei uneingeschränkten Zugriff auf private Fotos und weitere Daten.

Von den Anbietern fordert er, sich zumindest an grundsätzliche Regeln im Internet zu halten, wie etwa einen klaren Ansprechpartner zu benennen.

US-Politiker wollen das FBI in dem Fall ermitteln lassen

In den USA überlegt der Fraktionschef der Demokraten im Senat Chuck Schumer sogar das FBI in den Fall einzuschalten. Zum Einen geht es dort um den Verdacht, dass die eingeschickten Bilder öffentlich und ohne Zustimmung der Nutzer für künftige Projekte benutzt werden könnten. Zum anderen befürchtet er auch, dass Russland im Zuge seiner mutmaßlichen Cyber-Angriffe gegen die Vereinigten Staaten die Fotos gegen US-Bürger verwenden könnte.

Entwickler weist die Vorwürfe entschieden zurück

Was genau an den Vorwürfen dran ist, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Der FaceApp-Gründer Jaroslaw Gontscharow behauptete gegenüber dem US-Magazin Forbes jedenfalls, dass die meisten Fotos innerhalb von 48 Stunden nach dem Upload wieder gelöscht werden. Nutzer können das automatische Löschen außerdem in ihren Einstellungen wählen. Er bestreitet, dass sein Unternehmen die erhobenen Daten an Dritte weitergebe oder verkaufe.

dpa / (fw)