Klimastreik, Fridays for Future, Demo, Freiburg, © Patrick Seeger - dpa

So reagieren zwei Fridays-for-Future-Aktivisten im baden.fm-Interview auf ihre Kritiker

Allein in Freiburg sind bei den letzten Protesten Ende Mai mehr als 10.000 Schüler, Studenten, Wissenschaftler und andere Unterstützer auf die Straße gegangen, um für eine schärfere Klimapolitik zu demonstrieren. Nur wenige Tage später sollte die internationale Fridays-For-Future-Bewegung zu einer der größten Einflüsse für das bundesweite Erstarken der Grünen bei der Europa- und den Kommunalwahlen werden. Auch die bisherigen Volksparteien CDU und SPD räumen inzwischen ein, das Thema Klimaschutz im Wahlkampf möglicherweise nicht ausreichend besetzt zu haben.

Die meist jungen Unterstützer der Fridays-for-Future-Bewegung fordern ein radikales Umdenken der Politik und sehen andernfalls die Zukunft der Menschheit in Gefahr. Konkrete Ziele sind etwa ein vollständiger Ausstieg aus der Kohleenergie bis spätestens 2030, eine Steuer auf alle Treibhausgas-Ausstöße und eine Umstellung der Stromversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien bis zum Jahr 2035. Rückhalt bekommen sie dabei von der Mehrheit der internationalen Klimaforscher.

Auch in Südbaden sind es nicht nur die Forderungen, die viele Menschen polarisieren. Während die einen den Klimastreik unterstützen, kommen seit Wochen auch immer wieder kritische Stimmen hoch, die die Ernsthaftigkeit, die Authentizität oder die Kompetenz von Fridays for Future hinterfragen.

Wiederkehrende Vorwürfe gegen die jungen Klimaaktivisten sind etwa:

  • "Die suchen doch nur einen Grund, um den Unterricht zu schwänzen!"
  • "Die Forderungen von denen sind auch nichts anderes als grüner Populismus, die Fachfragen sollten sie lieber Profis überlassen!"
  • "Nach den Demos hinterlassen die jedes Mal Unmengen Müll und treffen sich danach zum Burger-Essen!"
  • "Nutzen die nicht selbst alle Handys, die in aller Welt produziert wurden und fliegen mit dem Flugzeug auf Klassenfahrt?

Tatsächlich ist fraglich, wie viele der tausenden Demo-Teilnehmer wirklich aus voller Überzeugung hinter den Forderungen der Gruppierung stehen und wie viele aus den verschiedensten Gründen einfach so mitlaufen. Doch anstatt über die unterschiedlichen Beweggründe zu mutmaßen, haben wir nun zwei der Klimaaktivisten aus Freiburg selbst mit der Kritik konfrontiert. Und gefragt, was sie selbst in Ihrem Alltag verändert haben:

Das haben die Südbadischen Klimaaktivisten in Ihrem Leben verändert

Niklas (17) aus Freiburg-Opfingen ist Schüler am Freiburger Kepler-Gymnasium im Rieselfeld und macht bald sein Abitur. Walli (21) studiert Soziologie und Bildungswissenschaften in Freiburg und sieht sich auch als politisch besonders aktiv.

Für Niklas hat das Engagement bei Fridays for Future nach und nach zu einem Bewusstseinswechsel geführt, berichtet er im baden.fm-Interview. Früher ließ er sich von seiner Familie oft mit dem Auto zu Terminen. Inzwischen kommt er unabhängig vom Wetter jeden Tag mit dem Fahrrad zum Unterricht. Und auch bei der Ernährung hat er in den letzten Monaten einiges umgestellt. Obwohl er Fleisch eigentlich mag, versucht er seinen Konsum in dem Bereich zumindest ein Stück weit im Alltag zurückzuschrauben, seitdem er sich bewusst gemacht hat, dass gerade die Tierhaltung mit größeren Mengen des weltweiten CO2-Ausstoßes in Verbindung steht. Wenn bei ihm wie bei früheren Generationen nur noch ein Mal pro Woche Fleisch auf dem Teller landet, wisse er den Geschmack und die Bedeutung auch viel besser zu schätzen, berichtet der Schüler. Nach dem Abi hatte Niklas eigentlich eine Flugreise ins Ausland geplant - inzwischen soll daraus eine Fahrt durch Europa mit dem Interrail-Ticket der Bahn werden.

Bei Walli stehen im Alltag teilweise auch ganz andere Schwerpunkte im Fokus. Die Studentin möchte Einfluss auf die Umweltpolitik nehmen und engagiert sich dabei auch für entsprechende Lobbyarbeit auf kommunalpolitischer Ebene. In ihrem privaten Alltag setzt sie sich in ihrer WG dafür ein, gemeinsam weniger Plastik zu verbrauchen und auch grundsätzlich gegen die Wegwerf-Mentalität vieler Leute anzukämpfen. Fridays for Future hat sie zum Anlass genommen, das noch weiter auszuweiten. Anders als bei Niklas ist für sie auch der Schritt zu einer veganen Ernährung als Konsequenz unausweichlich.

In der selbsternannten "Green City" Freiburg erhalten beide nach eigenen Angaben bisher weitgehend positive Rückmeldungen zu ihrem Engagement. Doch natürlich begegnen beiden auch immer wieder kritische Stimmen. Dabei ins Gespräch mit Andersdenkenen zu kommen, sehen beide grundsätzlich als Bereicherung. So kommentiert Walli bei ihrem Studiobesuch:

Es ist immer besser mit Menschen zu sprechen als über Menschen zu sprechen.

So gehen die Zwei mit Feedback um

Gerade im Internet und speziell in den sozialen Netzwerken wie Facebook geht die Diskussion über Fridays for Future aus ihrer Sicht aber deutlich über einen Meinungsaustausch hinaus. Viele Kommentare dort gehen in eine persönliche, oft auch beleidigende Richtung oder könnten sogar als Hassrede verfolgt werden. Mit welcher Radikalität bestimmte Gruppen dort die jungen Leute verbal angreifen, macht der Studentin schon zu schaffen, räumt sie ein. Aus Selbstschutz-Gründen sei sie inzwischen dazu übergangen, nicht mehr alle Kommentare unter großen Posts zum Thema zu lesen. Sie geht davon aus, dass gerade aus der rechtspopulistischen Ecke gezielt versucht wird, Stimmung gegen die Klimaaktivisten zu erzeugen, da diese Gruppierungen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel häufig im Grundsatz anzweifeln.

Es wird solange gestreikt, bis sich etwas in der Politik ändert

Dazu sagt Walli:

Wir streiken, bis Ihr handelt".

Für die Aktivisten ist klar, es wird so lange weiter gemacht, bis sich die Politik ändert. Alle zwei Wochen gibt es auf dem Platz der Alten Synagoge Vortäge und Aktionen in der Universität Freiburg. Mit der Reihe "Talks for future" laden die Aktivisten alle ein, sich an Diskussionen rund um das Klima und wie man etwas ändern kann, teilzunhemen. Die nächste Großdemonstration ist für den 21.06.2019 in Aachen geplant.
Fridays for future hat klare Forderungen, wie zum Beispiel eine City Maut für Autofahrer. Dass das nicht alle freut ist logisch, aber es braucht genau diesen Mut etwas zu verändern, damit sich das Klima ändern kann. Dazu sagte Walli:

Es ist super wichtig, dass jeder Einzelne etwas macht, aber wir zielen auf die Politik ab. Da muss sich endlich was verändern".

Niklas und Walli wollen erst aufhören zu streiken, wenn Sie gehört werden:

Die Südbadener haben feste Ziele die sie verfolgen

(fw/andu)