Black F Tower, Unmuessig, Temporary Living, Hotellerie, Freiburg, Güterbahnhof, Eröffnung, Wohnraum, Wohnen, © Fabian Weller - baden.fm

So wurde der „Green City Tower“ am Freiburger Güterbahnhof doch noch fertig

In dem Prestigeobjekt nimmt nun mit dem "Black F Tower" ein neuartiges Übernachtungskonzept seinen Betrieb auf

Nach langer Ungewissheit über die Umsetzung des Bauvorhabens kann nun ein Prestigeprojekt auf dem Freiburger Güterbahnhofareal am Ende doch noch seinen Betrieb aufnehmen. Mit dem "Black F Tower" startet Unternehmensgründerin Annabell Unmüssig im nun fertiggestellten Green-City-Tower-Komplex ein besonderes Serviced-Apartment-Angebot für Übernachtungsgäste mit etwas anderen Ansprüchen.

Gemeinsam mit ihrem Team, mit Projektentwickler und Bruder Maximilian Unmüssig, ihrem Vater und Bauträger Peter Unmüssig und vielen geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft hat sie das Angebot am Mittwochabend (19.10.2022) feierlich eröffnet.

Auf einer Fläche von über 2.300 Quadratmetern und auf zwölf der insgesamt sechzehn Stockwerke stehen hier 54 Appartments vor allem für mittel- und längerfristige Aufenthalte in Freiburg zur Verfügung. Beim Ambiente handelt es sich nach Unmüssigs Aussage um eine Premium- aber kein Luxussegment.

Temporary-Living-Konzepte sind in den USA schon weitaus bekannter als bei uns

Das Konzept dahinter will sich klar von der klassischen Hotellerie abheben und richtet sich beispielsweise an Projektarbeitende, Forscher an Hochschulen und Uniklinik oder auch Jobbewerber in der Probezeit, die noch nicht wissen, ob sie dauerhaft im Breisgau Fuß fassen werden und daher eine zeitlich begrenzte Wohnung benötigen.

Diese sollen voraussichtlich rund 70 Prozent des Gästeaufkommens ausmachen. Größte Gruppe bei den verbliebenen 30 Prozent sind klassische Touristen, die ein verlängertes Wochenende in der Region verbringen, Angehörige von Patienten des Gesundheitsstandorts Südbaden oder während der Corona-Pandemie auch einige frisch getrennte Singles, berichtet der Director of Business Operations Patrick Thoma.

Gründerin Annabell Unmüssig erklärt im baden.fm-Interview das neuartige Konzept der Übernachtungsangebote im Black F Tower auf dem Freiburger Güterbahnhofareal

Das vorübergehende Wohnangebot beginnt bei einem verlängerten Wochenende und ist bis zu sechs Monaten möglich. Das Angebot soll daher nicht mit dem angespannten Wohnungsmarkt in Freiburg konkurrieren, sondern eine bisher weitgehend ungenutzte Ergänzung schaffen. Konkurrenz dürfte eher für Anbieter von Ferienwohnungen oder AirBnB-Modellen entstehen.

Die möblierten Zimmer sind mit großen Wohnbereichen, einer eigenen Küche und weiteren Details ausgestattet, die es sonst in Hotels so nicht gäbe. Gleichzeitig stehen aber viele Annehmlichkeiten aus den bekannten Übernachtungsbetrieben wie ein Concierge-Service, wöchentliche Zimmerreinigungen, eine frei nutzbare Lobby und Dachterrasse mit Lounge-Elementen oder auch ausleihbare Putz- und Bügelutensilien zur Verfügung.

Die allermeisten Abläufe auf Wunsch digital umsetzbar - großer Fokus auf Nachhaltigkeit

Vom Check-In bis zur digitalen Gästemappe, über die die Gäste bei Bedarf über ihr Smartphone direkt mit den Mitarbeitern chatten können, wurden fast alle Abläufe durchdigitalisiert. So gibt es zwar auch einen klassischen Empfangsbereich, der montags bis samstags tagsüber besetzt sein wird, doch im Regelfall loggen sich die Besucher für ihren Aufenthalt selbst über Panels vor Ort oder eine browserbasierte Lösung in ihre Apartments ein.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt nach Aussage von Unmüssig gerade bei Geschäftsreisenden eine immer größere Rolle. Viele Firmen gingen inzwischen dazu über, nur noch Deals mit Hotels und anderen Beherbergungsbetrieben zu schließen, wenn diese auch einen entsprechend klimafreundlichen CO2-Abdruck nachweisen können. Nachhaltigkeit mit Design und wirtschaftlichen Ansprüchen unter einen Hut zu bringen, sei auch deshalb für den Black F Tower ein wichtiges Anliegen gewesen.

Neben einem klimaneutralen Übernachtungsangebot geht es dabei auch um die Unterstützung von Klimaschutzprojekten und vielen kleinen Details wie der begrünten Fassade mit über 50.000 immergrünen Pflanzen, dem hauseigenen Honig aus Bienenstöcken auf dem Dach oder umweltfreundlichere Müllsäcke und Reinigungsmittel. Und auch bei den Kooperationspartnern möchten die Verantwortlichen auf möglichst kurze Wege setzen - wenn möglich regional oder zumindest weitgehend innerhalb von Deutschland.

Bei dem Black F Tower handelt es sich bereits um den zweiten Standort in Freiburg. In nur wenigen hundert Metern Entfernung konnten die Betreiber bereits seit 2020 mit dem Black F House wichtige Erfahrungen sammeln. Diese sollen nun weiter ausgeweitet werden: Über zwei konkrete Projekte in Stuttgart unter dem "Black F"-Label wird bereits verhandelt, perspektivisch möchte das Unternehmen danach auch an Stantdorten wie Konstanz, Mannheim oder Karlsruhe Fuß fassen.

Dass nun in Freiburg jedoch der 52 Meter hohe Turm neben den alten Zollhofhallen des Güterbahnhofareals überhaupt fertiggestellt werden konnte, ist mit Blick auf die Vorgeschichte nicht selbstverständlich. Ursprünglich war die Idee für den Green City Tower eine etwas andere gewesen:

Ursprüngliche Idee konnte am Standort nicht umgesetzt werden

Der für seine Klimaschutz-Ideen europaweit bekannte Freiburger Architekt Wolfgang Frey hatte vor über zehn Jahren noch ein regelrechtes Umwelt-Vorzeigehaus konzipiert mit komplett autarker Stromversorgung aus einer Solarfassade und komplexem Batteriespeichersystem.

2017 hatten die Bauarbeiten begonnen, dann soll im weiteren Verlauf jedoch die Finanzierung auf große Hürden gestoßen sein und der Turm kam erst einmal nicht mehr über die Rohbauphase hinaus, bis Frey das Projekt 2019 schließlich weiterverkauft hat.

Bauträger Peter Unmüssig erklärt die Hintergrundgeschichte des Green City Towers und wie das Vorzeigeprojekt nun doch noch umgesetzt werden konnte

Gerade aus Klimaschutz-Sicht hoch amibitioniert, aber wirtschaftlich einfach kaum umzusetzen - so lautet heute das Fazit des Freiburger Projektentwicklers Peter Unmüssig mit Blick auf die damals unvollendete Arbeit seines Vorgängers. Er bewertet das neue Beherbergungsangebot seiner Tochter als bedeutsames Novum für Freiburg und die gesamte Umgebung.

Nach dem Aus der ursprünglichen Pläne war zunächst unklar, was mit dem Bauvorhaben passieren soll. Dass er sich darauf eingelassen hat, bezeichnet der 71-Jährige auch rückblickend als gewagtes Abenteuer, das allerdings nun ein gutes Ende genommen habe und das er so auch jederzeit wieder bestreiten würde, auch wenn es in Zeiten von Corona, explodierender Baukosten und Lieferschwierigkeiten ein besonderes Wagnis war.

Bauprojekt war wirtschaftlich eine Herausforderung, aber von großer Bedeutung für Freiburg

Über die genauen Investitionskosten des Projekts macht Unmüssig auch auf Nachfrage keine Angaben. Sein Sohn Maximilian Unmüssig, der das Turmgebäude als finaler Projektentwickler umgesetzt und nun auch eröffnet hat, deutet im Pressegespräch lediglich vage an, dass eine 50-Millionen-Euro-Marke wohl deutlich überschritten worden sei. Das war damals noch die grobe Kostenschätzung der ursprünglichen Variante aus dem Büro Frey.

Gleichzeitig sei nun aber die Nachfrage nach dem entstandenen Raum sehr hoch: Die angrenzenden Büro- und Gewerbeflächen in den Anbauten seien bereits vollvermietet, vor allem an Firmen und Start-Ups auch dem Biotech- und Technologiesektor. Und auch die angrenzende Gastronomie mit moderner heimischer Küche neben dem Übernachtungsbetrieb soll in Kürze eröffnen können.

(fw)