Fahne, Flagge, Amerika, USA, © Justin Lane - dpa

So geht Südbaden mit dem Ausgang der US-Wahl um

Mit einem Wahlsieg von Donald Trump bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen hatten in Südbaden viele wohl nicht gerechnet:

Über 800 Menschen hatten das Wahlspektakel in Amerika in der Nacht noch live im Freiburger Cinemaxx-Kino bei einer Spezial-Wahlnacht der Landeszentrale für Politische Bildung und des deutsch-amerikanischen Carl-Schurz-Hauses verfolgt. Sowohl die normalen Besucher als auch die anwesenden Politikexperten sind durch das gute Abschneiden Trumps in den wichtigen Flügelstaaten dabei extrem überrascht worden. Auch in den USA hatte nur eine einzige Umfrage mit einem so klaren Wahlsieg des Republikaners vorhergesagt, berichtet uns der Freiburger Uni-Politologe Dr. Christoph Haas:

Der Freiburger Politikwissenschaftler Dr. Christoph Haas glaubt, dass der Präsident Trump ein anderer sein wird als der Kandidat

Aus Sicht der Unternehmen in Südbaden kommt es nun darauf an, welche seiner teils umstrittenen Ankündigungen der frisch gewählte US-Präsident in die Tat umsetzen wird und welche nicht. Mit Branchenriesen der letzten Jahre wie Testo aus Lenzkirch, Sick aus Waldkirch oder Micronas aus Freiburg lassen sich in Südbaden gleich mehrere international bekannte Global Player finden, die grundsätzlich von guten wirtschaftlichen Bedingungen von und zu den USA profitieren.

Exportwirtschaft in Südbaden reagiert großteils entsetzt

Südwestmetall-Landeschef Stefan Wolf befürchtet gerade hier in Zukunft Nachteile für deutsche Unternehmen. Er geht davon aus, dass Trump beim internationalen Handel den amerikanischen Interessen rigoros den Vorzug geben wird. Vor allem das Freihandelsabkommen TTIP dürfte mit dem neuen Präsidenten in seiner bisherigen Form gestorben sein. Von diesem hätte nach Ansicht des Industrieverbandes aber der deutsche Exportmarkt profitiert.

Chance für Europa und seine Unternehmen?

Umgekehrt kommt das Aus allerdings den zahlreichen Kritikern in Deutschland zu Gute. Sie hatten bei TTIP Nachteile für europäische Produkte, Kultur und auch für die Landwirtschaft gesehen und waren bis zuletzt massiv gegen das Abkommen auf die Straße gegangen. Im schweizerischen Basel können hingegen die beiden Pharmakonzerne Roche und Novartis die den neuen politischen Gegebenheiten nutzen. Die Aktien der beiden Unternehmen sind nach der US-Wahl um mehrere Prozentpunkte angestiegen. Aus wirtschaftlicher Sicht überwiegt trotzdem die Skepsis gegenüber Trump. wvib-Präsident Christoph Münzer findet klare Worte zum Ausgang der Wahl und hofft darauf, dass sich die USA nicht vom internationalen Handel so sehr isolieren, wie Trump es im Wahlkampf noch angekündigt hatte. Er sagte uns im baden.fm-Interview:

wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer befürchtet unter US-Präsident Trump auch in Südbaden ernste Folgen für Industrie und Handel

Hört man sich bei Anglistik-Studenten der Freiburger Uni um, sind die Reaktionen eher gemischt. Die meisten sind auch hier weiterhin über das rüde Benehmen des Wahlkampf-Kandidaten Trump echauffiert. Doch beim Gespräch mit vielen ausländischen Studierenden wird schnell deutlich, dass Trump innerhalb der USA in einem etwas anderen Licht steht, als er bisher in Europa wahrgenommen wurde. Zwar waren bei beiden Präsidentschaftskandidaten, Hillary Clinton und Donald Trump die Beliebtheitswerte bei der US-Bevölkerung so tief im Keller, wie seit der Reaggan-Regierung nicht mehr. Gerade für die Elterngeneration der internationalen Studenten in Freiburg kam Trump dabei aber vor allen Dingen als eine Kampfansage gegen das ins Wanken gekommene soziale Gefühe in den USA daher.

Hoher Anteil an Protest- und mobilisierten Nichtwählern?

Clinton hatten hingegen nur wenige zugetraut, sich dafür einzusetzen, dass die Schere zwischen Arm und Reich im Land nicht noch weiter aufklafft, erfahren wir im weiteren Gespräch. Der Freiburger Englisch-Dozent Jason Brown hat sein Heimatland USA vor rund 13 Jahren verlassen, steht aber dort noch immer im regelmäßigen Kontakt mit seinen Freunden und seiner Familie. Auch er ist vom Ausgang der Wahl überrascht. Ihm ist allerdings wichtig, wie nun auch die Menschen in Deutschland mit dem Ergebnis umgehen:

Dem amerikanischen Wahl-Freiburger Jason Brown ist wichtig, dass Deutsche jetzt keine Angst vor den Menschen in den USA haben sollten