Schweizer stimmen gegen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie

In Umfragen hatten sich vorher noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern abgezeichnet:

Doch nun ist das Ergebnis des Referendums vergleichsweise eindeutig. In den nächsten Jahren wird es in der Schweiz keinen schnelleren Ausstieg aus der Nutzung von Atomenergie geben als die Regierung dort das bisher vorsieht. 54,23 Prozent sprachen sich am Sonntag gegen die Initative aus, die unter anderem von Schweizer Grünen, Umweltverbänden und linksgerichteten Parteien unterstützt wurde. Sie hatten einen konkreten Zeitplan ausgearbeitet, der auch ein baldige Schließung der umstrittenen Atomkraftwerke Beznau und Leibstadt an der Grenze zu Südbaden vorgesehen hätte. Diese bleiben damit auch über 2017 hinaus weiter am Netz.

Basel als einer von sechs Kantonen für den Ausstieg

Zum Hintergrund: Der Plan hatte vorgesehen, dass Atomkraftwerke in Zukunft nicht mehr länger als 45 Jahre am Stück genutzt werden dürfen und spätestens im Jahr 2029 komplett aus der Schweiz verschwinden sollen. Beznau ist als ältestes noch betriebenes Atomkraftwerk der Welt mit seinen beiden Reaktoren bereits über 47 Jahre am Netz. Insgesamt haben von 26 Schweizer Kantonen 20 gegen den Atomausstieg gestimmt. Anders im Kanton Basel-Stadt: Hier waren mehr als 60 Prozent aller Stimmberechtigten dafür. Schon in der Vergangenheit hatten die Basler bei vergleichbaren Vor-Abstimmungen eine Sonderrolle eingenommen. Bis zuletzt war die Kernkraft allerdings ein essenzieller Bestandteil des eidgenössischen Energiekonzepts: Rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs in der Schweiz wird aktuell durch die Energie aus Atomkraftwerken abgedeckt.

Umweltschützer sind entsetzt

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz am südlichen Oberrhein bedauert die Entscheidung sehr. Schon jetzt wäre durch die Klimaverhältnisse im Dreiländereck gerade die deutsche Seite sehr von möglichen radioaktiven Emissionen am AKW Beznau betroffen, sagte uns Vorstand Axel Mayer am Montag. Er glaubt, dass die Atomlobby vor der Abstimmung wesentlich mehr Wähler mit bezahlten Kampagnen mobilisieren konnte. Mayer spricht von einem massiven Sicherheitsrisiko für die Menschen im Dreiländereck.