Herdenhund, Schafe, Hirte, Weide, © Christoph Schmidt - dpa

Schäfer im Südwesten wollen sich mit Hunden gegen Wölfe schützen

Hütehunde sollen Schafsherden vor Angriffen durch wilde Wölfe schützen. In Baden-Württemberg gibt es allerdings eine Regelung, die das nicht ganz selbstverständlich macht.

 

Vorschriften zur Hundehaltung machen den Schäfern Probleme.

Seit es in Baden-Württemberg zum ersten Mal seit 100 Jahren wieder dazu gekommen ist, dass vereinzelt Wölfe Schafe reißen, ist in Stuttgart eine Diskussion entfacht, wie man Schafsherden bestmöglich gegen die Wildtiere schützen kann. Die Tiere auch bei Nacht von einem Schäfer bewachen zu lassen, wäre zu teuer. Die Herde über Nacht in den Stall zu treiben, ist technisch unmöglich, da sie oft kilometerweit vom Hof entfernt grasen. Was den Schäfern außerdem Sorgen bereitet: Die bundesweit geltende Tierschutzhundeverordnung verbietet es eigentlich, Hunde innerhalb eines Elektrozauns zu halten. Eine Regelung, die für Hundezwinger gemacht wurde und bei der aber nicht klar ist, ob sie auch für Weideflächen gilt. Die Schäfer hoffen derzeit auf eine rechtliche Klärung. Unter anderem wegen dieser offenen Frage will der Landesschafzuchtverband den Einsatz von Herdenschutzhunden noch nicht flächendeckend empfehlen.

 

Schafe sind für die Hunde wie Geschwister

Herdenschutzhunde werden bei Schafen geboren, wachsen mit ihnen auf und leben mit ihnen auf der Weide, erklärt Wanderschäfer Manfred Voigt (67). «Schafe sind für die Hunde wie Geschwister, die sie ein Leben lang verteidigen - bis aufs Blut.» Manfred Voigt macht mit seinem Landschaftspflegehof in Michelbach an der Bilz (Kreis Schwäbisch Hall) als einer von drei Betrieben bei einem Pilotprojekt mit. Es soll sich herausstellen, ob man Schafsherden mit Hütehunden effektiv vor Wölfen schützen kann.

Voigt hat die Hunde aus Brandenburg geholt, wo man schon mehr Erfahrung mit dem Wolf und somit auch mit Herdenschutzhunden hat. Ihr Charakter hat ihn überrascht. Sie seien lernfähiger, sensibler, aber auch nachtragender als andere Hunde. Man brauche Fingerspitzengefühl um die Hunde in eine Herde zu integrieren. Damit die Michelbacher Schafe sehen konnten, dass die Herdenschutzhunde keine Gefahr für sie darstellen, hat Voigt vier Schafe aus dem Herkunftsbetrieb der Hunde gleich mitgekauft. Als Vorbilder. Das habe geholfen.

 

Auf die Rückkehr des Wolfes vorbereiten

Anfang Oktober wurde der erste Wolfsriss in Baden-Württemberg seit 100 Jahren bei Heilbronn gemeldet. Ein Wolf gelangte auf die Schafweide, tötete zwei Lämmer und verletzte eine drittes so schwer, dass es notgeschlachtet werden musste. Seit Wölfe in Deutschland wieder heimisch werden, suchen Schäfer nach Möglichkeiten, wie sie ihre Herden vor Angriffen schützen können. Auch in Südbaden sind in diesem Jahr wieder Wölfe aufgetaucht. Im Juli wurde ein toter Wolf aus dem Schluchsee gezogen, der wohl mehrere Wochen im Süden unterwegs gewesen war.

 

(la)