App, Handy, Smartphone, Robert-Koch-Institut, Coronavirus, Covid-19, © Matthias Balk - dpa

Robert-Koch-Institut will Covid-19 mit Daten aus Fitnessarmbändern erforschen

Die Nutzung ist komplett freiwillig: Es geht um medizinische Daten wie Puls, Blutdruck oder Körpertemperatur

Mit Hilfe der gespeicherten Körperdaten auf Fitness-Armbändern und SmartWatches möchte das Robert-Koch-Institut neue Erkenntnisse zur Ausbreitung von Coronavirus-Infektionen in Deutschland gewinnen. Dafür haben die Gesundheitsexperten am Dienstag (07.04.2020) eine eigene Smartphone-App mit dem Namen "Corona-Datenspende" veröffentlicht, die auf die Daten der jeweiligen Geräte zugreifen kann.

Konkret geht es darum, dass solche Computeruhren und smartes Sport-Zubehör wichtige Informationen wie den Ruhepuls oder das Schlaf- und Aktivitätsniveau ihrer Nutzer aufzeichnen können. Bei einer akuten Atemwegserkrankung ändern sich diese Vitalzeichen in den meisten Fällen deutlich, erklärte das Institut.

Daher können auch typische Covid-19-Symptome wie Fieber durch die App grundsätzlich erkannt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten den Medizinern und Wissenschaftlern helfen, Infektionsschwerpunkte besser zu verstehen.

An diesen Infos sind die Mediziner und Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem Coronavirus interessiert:

Die Nutzung ist freiwillig. Weitere persönliche Daten wie Name oder Anschrift der App-User sollen nach eigenen Angaben nicht übermittelt werden, ebensowenig Ortungs- oder Standortdaten. Nur die Postleitzahl muss einmal eingegeben werden und grundsätzliche Angaben wie Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht.

Damit die aufgezeichneten Infos im Anschluss nicht von Hand eingegeben werden müssen, kann die App über eine Softwareschnittstelle auf die Plattformen AppleHealth und Google Fit zugreifen, sowie auf Geräte der Hersteller Fitbit, Garmin, Polar und Withings. Dabei geht es dann auch um medizinische Werte wie Blutdruck, Temperatur oder Herzschlagraten.

Schon mit 10.000 Datensätzen könnten die Experten einen stichprobenartigen Einblick darüber gewinnen, wie genau sich der Erreger aktuell im Land ausbreitet. Grundsätzlich hofft das Institut aber darauf, dass mindestens zehn Prozent aller rund zehn Millionen Nutzern von Fitnessbändern im Land mitmachen.

Verarbeitung medizinischer Daten erfordert hohes Maß an Datenschutz und IT-Sicherheit

In Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit sagt das Rober-Koch-Institut bisher bloß, dass die Informationen unter einem langen Pseudonym aus Buchstaben und Zahlen gespeichert werden und verschlüsselt auf Server innerhalb von Deutschland übertragen werden. Spätestens nach zehn Jahren sollen alle personenbezogenen Daten automatisch gelöscht werden.

Wegen der vielen Zugriffe hatte es beim Start am Dienstagvormittag einige technische Probleme bei der Eingabe der Postleitzahl gegeben - inzwischen soll die Anmeldung aber wieder reibungslos funktionieren.

Die neue App dient nicht dazu, um mögliche Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig zu machen. Dazu ist in Deutschland und anderen europäischen Ländern weiterhin eine andere Software-Lösung im Gespräch. Sie soll über die Funktechnologie Bluetooth herausfinden, welches Smartphone sich wie lange in der Nähe eines anderen aufgehalten hat und wer dabei möglicherweise andere angesteckt haben könnte. Eine einheitliche Lösung ist dafür noch nicht auf dem Markt.

Beide Apps sind aus Sicht von Datenschützern nicht ganz unumstritten, da bei der Speicherung und Weitergabe von personenbezogenen und medizinischen Daten besonders hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen. Außerdem muss ein Missbrauch durch Dritte ausgeschlossen werden können und ebenso eine spätere Zweckentfremdung der gesammelten Daten durch Behörden, Unternehmen oder andere Stellen.

(fw)

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