Rheintalbahn, Rastatt, Tunnel, Deutsche Bahn, © Uli Deck - dpa

Rheintalbahn bleibt voraussichtlich noch bis Oktober unterbrochen

Viele Bahnreisende, aber auch Autofahrer brauchen in Südbaden offenbar noch deutlich mehr Geduld

Erst am 7. Oktober soll auf der unterbrochenen Rheintalbahn wieder die Züge rollen. Das haben Deutsche Bahn und Tunnel-Arbeitsgemeinschaft ARGE am Dienstag angekündigt. Damit müssen weiterhin viele Fernverkehr- und bis zu 200 Güterzüge aufwändig über andere Strecken umgeleitet werden - und das über deutlich längere Zeit, als bisher gedacht. Während die Reaktionen von Logistikbranche und Autoindustrie überschaubar bleiben, droht für viele Reisende und Pendler eine regelrechte Katastrophe.

Viel Ausweichverkehr auf Gleisen, Autobahn und Fluss

Schon jetzt scheint die Autobahn A5 an einigen Stellen langsam an ihre Kapazitätsgrenzen zu gelangen, weil nun neben den zusätzlichen Autos auch Lastwagen da einspringen müssen, wo sonst Güter über Gleise verschickt wurden. Auch auf dem Rhein ist es beim Schiffsverkehr deutlich voller geworden, bestätigen die Rheinhäfen zwischen Basel und Karlsruhe.

Vor allem für Bahnreisende ist der Infarkt der wichtigen Hauptverkehrsachse aber ein Problem: Die Bahn hatte zwar schnell mit einem Notfahrplan reagiert. Bei diesem sind Verspätungen von einer Stunde im Regionalverkehr aber keine Seltenheit. Viele Verbindungen im Fernverkehr fahren hingegen weiterhin gar nicht oder einmal komplett um Südbaden herum.

Unterbrochene Rheintalbahn: Diese Fehler sieht Landesverkehrsminister Winfried Hermann bei der Deutschen Bahn

Derweil sind Spezialisten an der Unglücksstelle bei Rastatt dabei, den 150 Meter langen Tunnelabschnitt mit rund 10.000 Kubikmetern Beton aufzufüllen (siehe Infografik). Auch die 18 Millionen Euro teure Tunnelbohrmaschine wird dabei einbetoniert, sie gilt nach den Erdrutschen als verloren. Im Anschluss soll eine 120 Meter lange Betonplatte als Untergrund für neue Gleise dienen, die erst noch verlegt werden müssen. Das alte Gleisbett war nach den Bewegungen im Untergrund um viele Zentimeter deutlich abgesackt.

Infografik, Rheintalbahn, Deutsche Bahn, © Deutsche Bahn AG / PRpetuum
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Allein die Konstruktion der Bodenplatte wird mindestens drei Wochen dauern. Bis jetzt geht die Deutsche Bahn davon aus, den Zeitplan einhalten zu können. Bis dann allerdings alle Arbeiten abgeschlossen sind, dürfte es Anfang Oktober werden. Scharfe Kritik am Vorgehen und insbesondere der Informationspolitik der Deutschen Bahn kommt nun inzwischen auch von den politischen Entscheidungsträgern:

Unterbrochene Rheintalbahn: Das Bundesverkehrsministerium hätte sich von der Bahn ein besseres Krisenmanagement versprochen

Bei einem Spatenstich-Termin im südbadischen Grenzach-Wyhlen haben sowohl Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) als auch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Norbert Barthle (CDU) dem Konzern schwerwiegende Fehler vorgeworfen. Das Tunnelbauvorhaben bei Rastatt galt bereits von Anfang als sehr risikoreich - es könne nicht sein, dass die Bahn keinen Ersatzplan parat hat, falls dabei etwas schief geht, wie es nun der Fall ist.

Kritik an Deutscher Bahn und Bundesregierung: Ausweichrouten stiefmütterlich behandelt

Hermann sieht allerdings auch den Bund mit in der Verantwortung, weil es seit Jahren in Berlin keinerlei Pläne gab, bestehende Ausweichstrecken für die Rheintalbahn so auszubauen, dass sie im Notfall den Schienenverkehr auffangen könnten. Im Bundesverkehrsministerium sieht man die Verantwortung hingegen bei der Deutschen Bahn, da die Planung das operative Geschäft des Konzerns betreffe, so Barthle gegenüber baden.fm.

Das Unternehmen will nun noch einen weiteren Schritt auf seine Kunden zugehen und bietet weitere Erstattungen für bereits gelöste Fahrscheine an. Auch bestimmte Dauerkarten sind davon erstmals betroffen. Eine Übersicht dazu gibt es online auf der Deutsche-Bahn-Webseite. Ab dem 22. August soll außerdem der Fahrplan für die Strecke noch einmal Schritt für Schritt überarbeitet werden. Dann ist möglicherweise schon eine Besserung in Sicht.

(fw)