Starlink, Satelliten, Nachthimmel, Himmelskörper, SpaceX, Elon Musk, © Patrick Pleul - dpa-Zentralbild / dpa

Phänomen am Nachthimmel über Südbaden löst wilde Spekulationen aus

Nicht etwa Außerirdische, sondern der amerikanische Tesla-Boss Elon Musk dürfte hinter den Sichtungen stecken

Eine ungewöhnliche Beobachtung am Nachthimmel über Südbaden hat am Wochenende in den sozialen Netzwerken wilde Spekulationen ausgelöst. In der Nacht auf Sonntag (09.05.2021) waren gleich mehreren Usern im Landkreis Emmendingen helle Lichtpunkte am Himmel aufgefallen, die wie in einer Perlenkette aufgereiht in schneller Geschwindigkeit hintereinander weg über den Horizont gezogen sind.

In der Ortenau hatten manche Augenzeugen sie auf Aufnahmen eher als einen langgezogenen Streifen wahrgenommen - ähnlich wie bei einer Sternschnuppe, nur eindeutig komplett anderen Ursprungs.

Für einen Meteoriten waren es zu viele Himmelskörper in einer Reihe und für ein Flugzeug oder gar Raketen waren sie zu hell und haben auch keine Geräusche von sich gegeben.

Was manche besorgte Facebook-Nutzer wohl daher - halb im Scherz - als mögliche Ufo-Sichtung kommentierten, dürfte in Wirklichkeit mit den Weltraum-Plänen des Tesla-Chefs Elon Musk und seinem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX zusammenhängen.

Flugbahnen können mit Hilfe von Webseite nachverfolgt werden

So hatte die europäische Raumfahrtbehörde ESA schon vor einiger Zeit angekündigt, dass in den kommenden Tagen und Wochen eine Reihe von Satelliten aus dem so genannten "Starlink"-Projekt von SpaceX in unseren Breitengraden mit bloßem Auge beim Vorbeiziehen beobachtet werden können. Vor allem bei klarem Wetter, so wie in Südbaden jetzt am Wochenende, sind sie deutlich zu erkennen.

Für die Sichtungen gibt es eine eigene Webseite - aus dieser gehen die genauen Flugbahnen und die Uhrzeiten hervor, an denen die Satelliten am Nachthimmel sichtbar werden. So haben sich erst Ende April vergleichbare Sichtungen von unbekannten Himmelskörpern über Nordrhein-Westfalen mit diesem Tool als starlink-bezogen aufklären lassen.

Starlink-Projekt soll schnelles Internet an jedem Ort der Welt ermöglichen - ist aber umstritten

Das US-Unternehmen hat für sein Projekt bereits eine ganze Reihe von insgesamt 12.000 geplanten Satelliten ins All befördert, um mit ihnen größere Ballungszentren und abgelege Gebiete mit schnellem Internet zu versorgen. Die Flugkörper leiten die Daten von der Basisstation am Boden dabei mit Hilfe von Lasern untereinander weiter und kreisen daher nach dem Start in vergleichsweise kurzen Abständen in einer Reihe hintereinander um die Erde.

Nach und nach soll sich die Kettenformation auf ihrem weiteren Weg dann auflösen. Weil sie in der Umlaufbahn auch nachts von der Sonne angestrahlt werden können, wirken sie am Boden wie unnatürlich hell leuchtende Sterne. Wenn beim Fotografieren des Phänomens bei der Kamera eine lange Verschlusszeit gewählt wird, um den dunklen Himmel gut aufnehmen zu können, wird durch die Bewegung der Satelliten aus den einzelnen Punkten ein langer Lichtstreifen, so wie im Titelbild dieses Artikels.

Musks Starlink-Vorhaben ist nicht unumstritten. Zum einen wegen der Weltraumschrott-Problematik, bei der Überreste von irgendwann nicht mehr genutzten Satelliten schnell zur Gefahr für die internationale Raumstation ISS und künftige Raumfahrtprojekte werden könnten. Zum anderen kritisieren auch heute schon Astronomen weltweit, dass in ihren Teleskopen irgendwann mehr Satelliten am Nachthimmel zu sehen sein werden als echte Sterne.

(fw)

Anmerkung der Redaktion: In einer vorigen Version dieses Artikels haben wir Elon Musk fälschlicherweise als Gründer des Unternehmens Tesla bezeichnet. Steng genommen war das aber der Elektroingenieur Martin Eberhard zusammen mit seinen Kollegen Marc Tappening und Ian Wright. CEO Musk und JB Straubel haben sich vom Prototypen eines Elektrofahrzeugs inspirieren lassen und die Pläne bei Tesla später weiter vorangetrieben. Deshalb haben wir den entsprechenden Absatz korrigiert.