Förderverein für krebskranke Kinder, Neubau, © Förderverein für krebskranke Kinder e.V.

Neues Elternhaus in Freiburg für Familien mit krebskranken Kindern bis 2022

Der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Freiburg wird in diesem Jahr 40 Jahre alt

Das Leben einer Familie verändert sich schlagartig durch die Diagnose Krebs. Den betroffenen Kindern steht meistens eine lange und auch schmerzhafte Behandlung bevor, die sich häufig über Monate, wenn nicht Jahre hinwegzieht. In dieser Zeit sollten Eltern natürlich für ihre erkrankten Kinder da sein. Häufig kann ein Krankenhaus aber keinen dauerhaften Raum bieten, um Eltern, Kinder und auch Geschwister unterzubringen. Aus diesem Grund wurde vor genau 40 Jahren der Förderverein für krebskranke Kinder gegründet.

Eröffnung eines neuen Elternhauses ist bis 2022 geplant

Da in Freiburg schon bald ein neues Kinderklinikum entstehen soll, laufen dort momentan die Planungen für eine neue Version des bestehenden Elternhauses auf Hochtouren. Dieses soll wieder in unmittelbarer Nähe zur Klinik sein und ein offenes Konzept mit warmen Farben, vielen Fenstern und Apartments für Langzeitaufenthalte haben. Der Neubau wird rund 13 Millionen Euro kosten. Erneut erfolgt die Finanzierung des Elternhauses rein über Spenden, sagte uns der Vorstand.

Ungefähr 65 000 Euro werden schon heute monatlich benötigt, um die laufenden Kosten des jetzigen Elternhauses zu decken. Jedes Jahr ziehen die ehrenamtlichen Helfer dafür bis zu 10.000 Spender für die gute Sache heran. Das Geld wird ausschließlich für die Belange der Kinder verwendet. Um sich davon zu überzeugen, können auch alle Spender im Elternhaus vorbeikommen und ihren Scheck dort abgeben.

Viele der Vorstandsmitglieder des gemeinnützigen Vereins haben auch eigene Erfahrungen mit der Diagnose Krebs in der Familie durchleben müssen. Auch sie mussten in ihrem eigenen Umfeld erleben, wie schwer es ist, den Kindern keine größtmögliche Stütze sein zu können, weil räumlicher Platz oder schlicht das Personal an der Kinderklinik fehlte.

Vorstandsassistentin Heide Serra: So hilft der Förderverein für krebskranke Kinder e.V. in Freiburg betroffenen Familien

Im Jahre 1995 wurde daraufhin das Elternhaus gebaut. Das Haus bot damals mit 22 Zimmer Platz für bis zu 45 Angehörige. Da die Nachfrage größer war als die Kapazität, wurde 2005 der Anbau fertigstellt. Das Elternhaus erweiterte sich um 19 Zimmer mit 38 weiteren Betten. Es wurde komplett durch Spendengelder finanziert und ist monatlich mit bis zu 1.800 Übernachtungen meist komplett ausgebucht.

Vereinsvorstand Bernd Rendler: Vor diesen Herausforderungen steht der Förderverein für krebskranke Kinder

Das Haus soll für Eltern während der Behandlung des Kindes ein Rückzugsort und auch eine Art Zuhause sein. Das Elternhaus ist strikt vom Klinikalltag zu trennen, so Vorstandsmitglied Bernd Rendler. Aus diesem Grund wurde auch bei der Raumgestaltung darauf geachtet, auf warme Farbakzente zurückzugreifen. Vorstandsassistentin Heide Serra macht die Wichtigkeit des Wohlfühlfaktors besonders deutlich:

Im ganzen Haus soll es zu jeder Tageszeit immer nach Kuchen oder anderen Leckereien riechen.

Betroffene können sich in verschiedenen Aufenthaltsräumen untereinander austauschen. Für Familien, die länger bleiben müssen, gibt es auch Apartments mit einer Gemeinschaftsküche. Besonders wichtig für den Förderverein ist, dass jede Familie in der Lage ist, dieses Angebot anzunehmen - unabhängig vom jeweiligen Geldbeutel. Deswegen kostet die Übernachtung im Elternhaus allerhöchstens 15 Euro pro Nacht. Aufgenommen werden hauptsächlich Familien von an Krebs erkrankten Kindern. Aber auch Eltern von Kindern mit Kurzzeit-Klinikaufenthalten können manchmal im Haus einen Unterschlupf finden.

Experten betreuen die betroffenen Familien auch psychologisch

Die Erkrankung der eigenen Kinder ist für viele Eltern eine psychische Zerreißprobe. Aus diesem Grund gibt es im Elternhaus eine psychosoziale Beratungsstelle. Hier können familiäre, berufliche und auch finanzielle Probleme gemeinsam mit den Familien besprochen werden. Da eine Krebserkrankung häufig auch den Wegfall des monatlichen Lohns oder gar einen Umzug bedeutet, unterstützt der Förderverein zusammen mit dem Sozialdienst betroffene Familien oft auch finanziell. Obwohl immer mehr Kinder geheilt werden können, bietet der Förderverein für den schlimmsten Fall auch eine Trauerbegleitung für Eltern an. Eine Ansprechperson ist mit Sozialpädagogin Annette Hoeger direkt im Haus.

Problem: „Häufig werden Geschwister bei der Behandlung des Kindes vernachlässigt“

Damit auch Geschwisterkinder in diesen schwierigen Situationen die größtmögliche Unterstützung bekommen, gibt es die Geschwisterspielstube „Regenbogen“ im Elternhaus. Hier werden Kinder aller Altersstufen ganzjährig von einem Team betreut. Die Kinder werden auch mit Helikoptern, Spielzeug Stethoskopen und einem Lego-Krankenhaus auf die Erkrankung ihrer Geschwister sensibilisiert. Oftmals verbinden sie gemeinsame Erfahrungen.

Vereinsvorstand Johannes Bitsch: "Das Elternhaus ist für viele betroffene Familien ein Zuhause geworden"

Für die Kinder und Jugendlichen hat der Förderverein zusätzlich das Projekt „Medikids“ gestartet. Für die Dauer der Behandlung wird diesen kostenfrei ein Laptop oder Tablet bereitgestellt. Auf diesen kann dann gelernt, sich mit Freunden vernetzt oder aber der Kontakt zu anderen krebserkrankten Kindern geknüpft werden.

Weiteres Engagement

Neben dem Elternhaus engagiert sich der Förderverein auch im Projekt „KOBRA“, „Kinderonkologie im badischen Raum“. Das Projekt setzt sich für Fortbildungsmaßnahmen der beteiligten elf Kliniken, zwischen Südbaden, Karlsruhe und Singen und eine möglichst heimatnahe ambulante Behandlung der erkrankten Kinder ein. Der Förderverein unterstützt zusätzlich noch durch Personalstellen an der Uni-Kinderklinik die Krebsforschung. Alle zwei Jahre wird ein Forschungspreis für Wissenschaftler und Mediziner, die sich im Gebiet der Krebsforschung einsetzen, vergeben.

(rr)