Missbrauch, Erzbischof, Stephan Burger, katholische Kirche, © Patrick Seeger - dpa

Missbrauchsopfer sollen von der Erzdiözese Freiburg finanziell untersützt werden

Erzbischof Burger spricht von "Versagen der Kirche" bei den Missbrauchsfällen

Fortschritte, ja - Entwarnung, noch lange nicht. Die Missbrauchskommission "Macht und Missbrauch", eingerichtet durch den Freiburger Erzbischof Stephan Burger, hat am Mittwoch (24.07.2019) erste Ergebnisse vorgelegt. Burger hatte im vergangenen Sommer die Aufarbeitung angekündigt, jetzt sollen finanzielle Unterstützungen und therapeutische Hilfe folgen.

Taten vertuscht, Akten vernichtet

Der Erzbischof warnte ausdrücklich vor einem Nachlassen der Aufarbeitung. Die Arbeiten stehen noch am Anfang und werden länger dauern, deshalb gebe es noch keinen Grund zur Entwarnung. Die bisherigen Ergebnisse seien zum Teil schockierend. Missbrauchtaten seien vertuscht, Akten vernichtet worden. Auch Burgers Vorgänger Robert Zollitsch soll daran beteiligt gewesen sein. Der amtierende Erzbischof sagte:

Der ungeschönte Blick zeigt, wie umfassend das Versagen seitens der Institution Kirche war und wie viel Arbeit noch vor uns liegt."

Burger misst der Arbeit der Kommission eine große Bedeutung bei.

Stephan Burger zur Bedeutung der Kommision

Fälle werden neu aufgerollt

Jetzt will die Kirche handeln. Als erste Erzdiözese in Deutschland hat Freiburg angekündigt den Opfern monatliche Zahlungen zukommen zu lassen. Diese Unterstützung soll bis zu 800 Euro hoch sein. Wie sie sich mit Arbeitslosengeld verhält und wer die Höhe der Unterstützung festlegt ist bisher nicht bekannt. Außerdem werde man einen Beratungspool einrichten, der die Suche nach Therapeuten erleichtert. Die Kosten für Therapien übernimmt ebenfalls die Kirche.

Auch die Ermittlung alter Informationsflüsse sind sehr bedeutend für die Kommission, erklärt Kommissionsmitglied Edgar Villwock:

Der Informationsfluss soll aufgedeckt werden.

Zuvor habe die Kirche oft im Sinne der Täter und nicht der Missbrauchsopfer gehandelt. Nun will man die Vorwürfe gegen 30 noch lebende Verdächtige erneut überprüfen. Die Staatsanwaltschaft werde eingeschaltet. Ingesamt gibt es 190 Beschuldigte, die Meisten davon sind schon verstorben. Es gibt und gab 442 Betroffene.

(sil)