Milch, Kuh, Milchpreis, © Bernd Schölzchen - dpa

Milchpreise auf dem Tiefstand – Viele Landwirte vor dem Aus

Schon seit Längerem müssen auch Landwirte aus Südbaden beim Verkauf ihrer Milch auf jeden Cent schauen - jetzt könnte für viele das Aus drohen:

Der Rohmilchpreis ist mit unter 20 Cent pro Liter auf den niedrigsten Stand der letzten Jahre gesunken. Das meldet heute die FAZ und beruft sich auf führende Experten innerhalb der Milchbranche. Grund sind vor allem die Entscheidungen der großen Supermarktketten und Discounter, Milchprodukte noch günstiger anzubieten. Das hatte ihrer Ansicht nach Signalwirkung. Was Verbraucher in den Supermärkten freut, hat aber gewaltige Auswirkungen für die Erzeuger. Die Milchviehhalter fordern mindestens doppelt so hohe Erlöse. Die aktuellen 20 Cent bräuchten viele alleine schon dafür, um genügend Futter für ihre Tiere dazuzukaufen. Der trockene Herbst hatte zuletzt für Ernteproblemen beim Heu und anderen Futtermitteln gesorgt - ohne Fressen von Außerhalb geht es deshalb für die meisten Höfe schon länger nicht mehr.

BLHV-Präsident Werner Räpple: "20 Cent sind brutale Härte!"

Als Reaktion auf die sinkenden Preise versuchen sich immer mehr Landwirte, mit ihrem Angebot noch breiter aufzustellen. Die meisten Milchviehhalter in der Region versuchen die Milchproduktion mit ihren anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen querzufinanzieren, um am Ende nicht noch draufzuzahlen - sagte uns Bauernpräsident Werner Räpple vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband. Andere kehren der Milch bereits komplett den Rücken zu und setzen stattdessen auf Obstbau oder Tourismusangebot, um zu überleben. Doch auch hier in Südbaden gibt es immer mehr Höfe, an denen der Druck so stark zunimmt, dass sie finanziell keinen anderen Ausweg mehr sehen und für immer schließen.

BLHV-Präsident Werner Räpple: So trifft der niedrige Milchpreis die Bauern

In Brüssel und Berlin scheint jetzt auch die Politik den Ernst der Lage erkannt zu haben und sucht nach Lösungen. Wegen des Überangebots an Milch sind die Preise bereits seit Jahren nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa im Keller. In den Raum gestellt hat die Bundesregierung vor diesem Hintergrund nun eine Soforthilfe in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. Die rund 75.000 Milchbauern in Deutschland sollen damit zumindest kurzfristig Hilfe erhalten, bis der Markt die Situation von selbst regelt, heißt es. Eine Rückkehr zur abgeschafften Milchquote, die den Landwirten vorschreibt, wieviel Milch sie höchstens produzieren dürfen, lehnt Bundesagrarminister Christian Schmidt hingegen weiter ab. Sein Ziel ist es trotzdem, in Zukunft wieder weniger Milch auf den Markt zu bringen. Bis dahin hält er beispielsweise Bürgschaften für Kredite oder Steuererleichterungen für die Landwirte sinnvoll.

BLHV-Präsident Werner Räpple: So könnte man den Milchviehhaltern noch helfen