© Patrick Seeger - dpa

Menschen und ihre Geschichte: Ibrahim aus Gambia

Menschen und ihre Geschichte - Wir von baden.fm möchten den Flüchtlingen hier bei uns in Südbaden nach ihren teils monatelangen Flucht vor Krieg, Verfolgung und extremer Armut ein Gesicht geben - und ihnen auch die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. In den Unterkünften haben wir deshalb mit vielen der Menschen gesprochen, über die Bedingungen in ihren jeweiligen Heimatländern, über ihre persönlichen Gründe, weshalb sie von dort geflohen sind, über ihre Erlebnisse während der Flucht  - aber auch über die Aufnahme hier in Deutschland und ihre Pläne, Ziele und Träume.

Einer von ihnen ist der 27-jährige Ibrahim aus Gambia. In dem westafrikanischen Land herrscht derzeit zwar kein Krieg. Allerdings ist die Lage in dem Land seit dem Militärputsch von 1994 extrem angespannt. Viele Bürger werden von der Regierung aus nichtigen Gründen verfolgt und seit 2012 sogar wieder öffentlich hingerichtet. Es herrscht ein grundsätzliches Klima der Angst und des Mißtrauens. Auf den ersten Blick sieht man das Ibrahim nicht an, als wir ihm vor dem Tor der Freiburger Erstaufnahmestelle zum ersten Mal begegnen, wie er mit einem breiten Lächeln einen getragenen Pullover aus der Plastiktüte eines Helfers zieht und ihn zum Schutz vor der Kälte überstreift. Als unser Reporter ihn auf seine Erlebnisse anspricht, merkt man aber, was Ibrahim durchgemacht haben muss. Bereitwillig gibt er uns Aufkunft, sein Blick schweift dabei aber immer wieder ab und schmerzhaft erinnert presst er immer wieder die Lippen zusammen.

 

Was Ibrahim auf seinem Weg von Gambia nach Freiburg erlebt hat, das möchte er bei baden.fm selbst erzählen:

Menschen und ihre Geschichten: Ibrahim aus Gambia

Drei Monate auf der Flucht

Mein Name ist Ibrahim Mojaju, ich komme aus Gambia. Für meine Flucht von dort habe ich drei Monate gebraucht, um am Ende in Europa, in Italien zu landen. Unsere Regierung ist eine Diktatur, das bekommen alle Menschen in Gambia deutlich zu spüren. Sie schikanieren einen, sie kommen zu einem nach Hause und verprügeln einen. Oder aber, sie verhaften dich gleich – und auch dabei machen sie’s  dir nicht leicht. Sie machen dich fertig und tun und lassen, was ihnen gerade gefällt. Wegen dieser politischen Lage, deshalb bin ich hierher gekommen. Denn, wenn ich nicht weggerannt wäre, dann hätten sie mich bestimmt für zehn Jahre eingesperrt oder noch länger – für nichts, rein gar nichts!

Keine Freiheit in der Heimat

Wenn wir uns in unserer Heimat frei bewegen wollen, dann müssen wir dafür extra Steuern zahlen. Aber selbst dann sind wir nicht frei. Das kann es doch nicht sein! Naja, ich habe noch Angehörige da. Aber ich weiß inzwischen, dass viele von ihnen jetzt rüber nach Mali geflüchtet sind, wegen dieser schlimmen Situation.

Flucht ist extrem gefährlich

Die Flucht ist total riskant. Wenn man sich mal hier umsieht, hier sind so viele Leute mit ihren Familien. Das wäre für mich gar nicht in Frage gekommen, für die wäre das ganze viel zu gefährlich gewesen! Klar ist es schwer, seine Familie zurückzulassen, aber bei dem was ich erlebt habe, finde ich, sollte man erstmal alleine herkommen und nicht mit sieben Kindern.

© Italienisches Rotes Kreuz / IFRC

Von den Schleusern misshandelt

Andererseits haben wir auch einfach nicht gewusst, wohin wir sonst können. Denn… zum Beispiel in Libyen:  Da war es so schlimm. Denn die Schleuser dort in den arabischen Ländern, die haben einen einfach nur angestarrt und sogar Stöcke genommen und damit auf mich eingedroschen. Und manchmal sogar direkt ins Gesicht. Eine der Narben sieht man jetzt noch ziemlich deutlich. Dort hat es einfach keine Gesetze gegeben in den Lagern in Libyen, keine Rechte. Ich bin mir sicher, die hätten mich sogar umgebracht. Also blieb keine andere Wahl als da rauszukommen und wegzulaufen, ja!

Ich freue mich über die Deutschen

Ich bin jetzt am letzten Samstag hier gelandet. Was ich hier wirklich zu schätzen weiß, sind die Leute, die Deutschen. Ja, weil: Sie kümmern sich um einen, die respektieren es, dass wir hier sind.  Wir waren alle so glücklich, als wir hier in Freiburg angekommen sind. Ich freue mich wirklich wirklich darüber, wie die Menschen in dieser Stadt sind. Denn als ich hier angekommen bin, habe ich sofort viele Freunde gefunden, die sich um mich gekümmert haben und ihre Sachen mit mir geteilt haben. Sie haben mir sogar ihre Telefonnummern gegeben und alles. Gleich am Montag haben wir jetzt schon was zusammen unternommen. Das ist Wahnsinn. Sowas hatten wir nicht mal in Italien. Nee, in Italien haben sie nicht mal mit einem geredet.

© baden.fm