Psychiatrie, Psychologe, Ambulanz, Psychische Erkrankung, © Julian Stratenschulte - dpa

Mehr junge Baden-Württemberger brauchen psychotherapeutische Hilfe

Hauptgründe sind Essstörungen und Depressionen

In Baden-Württemberg benötigen immer mehr Kinder und junge Erwachsene im Alter bis 24 Jahren psychologische Hilfe. Das geht aus dem aktuellen BARMER-Arztreport hervor. Im Jahr 2019 sind fast 110.000 junge Baden-Württemberger durch Psychotherapeuten unterstützt worden. Hauptgründe sind Essstörungen und Depressionen.

Für den BARMER-Arztreport sind Daten zu Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 0 bis 24 Jahren über 10 Jahre hinweg ausgewertet worden. Das Ergebnis: Immer mehr brauchen psychologische Hilfe. Dabei werden Mädchen häufiger behandelt als Jungen, oft wegen einer Essstörung oder Depression. Außerdem würden viele wegen einer Reaktion auf schwere Belastungen oder einer Anpassungsstörung behandelt. Die leitende Medizinerin der BARMER, Dr. Ursula Marschall ist sich unsicher, ob Mobbing dafür der Auslöser ist:

Mobbing ist keine Diagnose. Deshalb taucht es auch nicht in unseren Abrechnungsdaten auf. Wir wissen aber aus unserer Beteiligung an der Sinus-Jugendstudie, dass etwa 20 Prozent der 14- bis 17-Jährigen in Deutschland schon Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben.“

Die Corona-Pandemie schlage sich allerdings nicht besonders auffällig in den Daten nieder, so die BARMER. Zumindest nicht, wenn man das 1. Halbjahr 2020 betrachte. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 sei die Zahl der jungen Baden-Württemberger mit einer Gesprächstherapie um 1,4 Prozent auf rund 38.000 gestiegen. Die Aussage, dass die Pandemie ein Defizit an Behandlungsplätzen verschärfe, könne anhand dieser Daten nicht bestätigt werden, so BARMER Landesgeschäftsführer Winfried Plötze:

Wir haben in Baden-Württemberg keine Unterversorgung festgestellt, allerdings verteilen sich die Psychotherapeuten nicht flächendeckend im Land. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Einwohner- und Therapeutendichte. In Freiburg und Heidelberg ist das Angebot hoch. In ländlichen Regionen lassen sich dagegen weniger Psychotherapeuten nieder.“

Für viele Eltern sei es nicht immer leicht, die Gemütslage ihres Kindes richtig zu deuten, so die BARMER. Sie sollten mit ihrem Kind reden und auch Freunde, Erzieher oder Lehrer fragen, ob ihnen eine Veränderung aufgefallen sei. Und die Eltern sollten sich nicht davor scheuen, im Ernstfall professionelle Hilfe anzunehmen.

Mehr als 53.000 Kinder und Jugendliche aus Baden-Württemberg nehmen am Kinder- und Jugend-Programm der BARMER teil.

(dk)