Lenzkirch: Toter Dreijähriger – Uniklinik hatte vor Gefahr gewarnt

Nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch erheben Ärzte der Uniklinik Freiburg schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin den Jungen seit dem Sommer 2013 mehrfach wegen Verletzungen behandelt. Schon damals waren sich Ärzte und Rechtsmediziner sicher gewesen, dass das Kind auf schwerste Art und Weise körperlich mißhandelt wurde – heißt es jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme des Krankenhauses. Bereits den ersten Verdacht hatten die Experten, die im Jahr bis zu 90 Missbrauchsfälle in Freiburg aufdecken, an den allgemeinen Sozialdienst des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald gemeldet.

Ärzte hatten Strafanzeige erstattet

In dem Text listen die Ärzte die wiederholten Begegnungen mit dem Kind auf. Besonders verdächtig sei die Schwere der Verletzungen und ihre Häufigkeit gewesen. Teilweise reichte es nicht, den Jungen ambulant zu behandeln, sondern er musste mindestens eine Nacht auf einer aus Datenschutzgründen nicht näher benannten Station verbringen. Die Uniklinik hat daraufhin nicht nur das Jugendamt informiert, sondern auch Strafanzeige erstattet. Ebenfalls ging zuletzt im August 2014 eine Bewertung des Falls in Form eines Abschlussberichts an die zuständigen Ansprechpartner des Landratamts Breisgau-Hochschwarzwald.

Familie hatte bereits volle Betreuung

Das dort angesiedelte Jugendamt hatte am Dienstag beteuert, dass die Familie bereits ein umfassendes Paket an Betreuungsmaßnahmen erhalten hatte und sich keinerlei Anzeichen für eine akute Gefährdung von Alessio oder seiner Halbschwester gezeigt hatte. Die Mutter und ihr Lebensgefährte hatten sich sogar als äußerst kooperativ gezeigt. Der Stiefvater des dreijährigen Jungen hat bei seiner Vernehmung bereits gestanden, ihn trotz der laufenden Familientherapie geschlagen zu haben. Die Polizei vermutet, dass er das Kind dabei zu Tode geprügelt hat. Er spricht hingegen von einem Treppensturz.