Ortenau-Landrat erklärt emotionale und persönliche Entscheidung
Landrat Frank Scherer hat am Dienstag (09.01.2024) erklärt, sich nicht für eine dritte Amtszeit in der Verwaltung des Landkreises, dem Ortenau Klinikum und den Betrieben des Ortenaukreises zu bewerben. Nach 16 Jahren im Amt wird der 59-Jährige sich künftig anderen Projekten zuwenden und eine neue berufliche Richtung einzuschlagen. Seine finale Amtszeit endet am 31. Oktober dieses Jahres.
In einer persönlichen Erklärung erläutert Scherer seine Beweggründe:
"Ich habe um den Jahreswechsel herum entschieden, dass ich mich nach 16 Jahren als Landrat des Ortenaukreises nicht für eine 3. Amtsperiode bewerben werde. Meine Überlegungen und die Gründe für diese Entscheidung möchte ich Ihnen gerne mitteilen:
• Ich finde, dass die Jahre meiner Amtszeiten für den Ortenaukreis und für mich persönlich ganz gut gelaufen sind. Ich hatte eine sehr vielfältige, herausfordernde Tätigkeit und einen guten Arbeitgeber und der Ortenaukreis hatte einen Landrat, der für ihn alles gegeben hat.
• Jetzt ist es Zeit für etwas Neues, denn ich glaube, dass dem Ortenaukreis ein Wechsel guttut – und mir auch.
• Hinzu kommt, dass Demokratie nur politische Ämter auf Zeit kennt. Auch vor diesem Hintergrund sind 16 Jahre eine lange Zeit. Wer am 9. Juni das erste Mal bei den Kommunalwahlen wählen darf, kennt bewusst nur mich als Landrat des Ortenaukreises. Und auch für mich sind 16 Jahre lang genug: Wenn ich gesund bleibe, ist das rund 1/3 meines gesamten Berufslebens.
• Mit meinem Wechsel bekommt der Kreis wieder frischen, jüngeren Wind in die Segel und ich werde mit noch genug Wind in den Segeln zu neuen beruflichen Ufern aufbrechen können.
Soweit die rationale Seite meiner Entscheidung. Ich möchte aber die emotionale Ebene meiner Entscheidungsfindung nicht ausblenden, weil ich denen, die darauf eine ganz wesentliche Rolle spielen, eine weitergehende Erklärung schuldig bin: Emotional ist mir die Entscheidung schwergefallen. Aber nicht, weil ich bspw. die Einweihungen der 3 neuen Krankenhäuser der Agenda 2030 nicht mehr im Amt des Landrats erleben werde. Nein, die Entscheidung ist mir allein deshalb schwergefallen, weil ich meine Kolleginnen und Kollegen im Landratsamt, dem Ortenau Klinikum und den Betrieben des Kreises verlassen werde.
Ihnen habe ich gesagt: Wären wir ein großes Familienunternehmen und würde deshalb unser Wohl und Wehe im Wesentlichen nur von unserem eigenen Tun und unseren Kunden abhängen, würde ich wahrscheinlich noch etwas bleiben, in einigen Jahren die Geschäftsführung meinen Kindern übertragen und mich selbst dann in einen Aufsichtsrat oder Beirat zurückziehen. Denn in meiner Amtszeit ist um mich herum ein ausgezeichnetes Team und insgesamt eine großartige Unternehmenskultur entstanden. Dies zu erleben, hat mir sehr viel Freude gemacht und darauf können alle Kolleginnen und Kollegen stolz sein, zumal dies auch die wesentliche Basis für unsere gemeinsamen Erfolge während meiner Amtszeit war.
Weil ein Landratsamt aber nun mal kein Familienunternehmen, sondern eine teilweise von politischen Gremien gelenkte Behörde mit einem auf Zeit gewählten Behördenleiter ist, habe ich diesen emotionalen Aspekt bei meiner Entscheidung letztlich hintenanstellen müssen, so schwer mir das auch gefallen ist. Ich hoffe, dass meine Kolleginnen und Kollegen das verstehen können."
(br)