Manfred Lucha, Sozialminister, Baden-Württemberg, © Sebastian Gollnow - dpa

Landessozialminister Lucha will Konsequenzen aus Staufener Missbrauchsfall ziehen

Die Mutter und der Stiefvater des Jungen aus Staufen sollen ihn über Jahre hinweg missbraucht und für Vergewaltigungen angeboten haben

Polizei, Justiz, Schulsozialarbeit, Jugendhilfe und Verbände sollen in Zukunft noch enger und systematischer zusammenarbeiten um Kinder in Deutschland von Übergriffen zu schützen. Das fordert Baden-Württemberg Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) als Konsequenz nach dem jahrelangen Missbrauch eines damals neunjährigen Schülers aus Staufen.

Nur mit einem intensiven Zusammenspiel der verschiedenen Akteure von Bund, Ländern und Kommunen lassen sich nach seiner Ansicht solche grauenhaften Fälle zuverlässig verhindern. Dabei will Lucha auch die bisherigen Rollen von Rechtsaufsicht und Fachaufsicht hinterfragen. Jeder soll dabei wissen düren, was der andere gerade tut und welche Informationen ihm vorliegen.

Forderung: Die ganze Gesellschaft muss genauer hinsehen

Anstatt höherer Strafen für Kindesmissbrauch sieht der 57-Jährige jeden Einzelnen in der Gesellschaft stärker in der Verantwortung. Deutschland habe bereits die besten Gesetze der Welt und dennoch lasse sich allein damit nicht verhindern, dass Menschen straftaten begehen, da die Täter oft überhaupt nicht an das Strafmaß denken, das ihnen für begangene Verbrechen droht.

Zum konkreten Fall in Staufen weist Lucha darauf hin, dass gerade die Rolle der Mutter, die ihr eigenes Kind an mutmaßliche Pädophile "verkauft" hat, überhaupt nicht in das gesellschaftliche Familienbild passt. Deshalb soll aus seiner Sicht vor allem das öffentliche Bewusstsein von Verletzlichkeit von Kinder und Jugendlichen deutlich gestärkt werden und alle stärker dazu aufgerufen sein, hinzusehen.

Arbeitsgruppe soll mögliche Fehler aufarbeiten

Nach der Aufforderung des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, mögliche Versäumnisse und Behördenfehler im Fall aus Staufen umfassend aufzuarbeiten, hat das Land Baden-Württemberg als Reaktion eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet. In Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ministerien sollen die Strukturen und Zuständigkeiten im Bereich des Schutzes von Kindern komplett ausgeleuchtet werden. Unter anderem stehen dafür wissenschaftliche Gutachten über die Arbeit der 46 Jugendämter im Südwesten an.

(fw)