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Kita-Personal fordert Fachkräfte für Integration ukrainischer Flüchtlingskinder

Erzieher müssen nicht nur Wege finden, um die Sprachbarriere zu überwinden, sondern auch lernen mit Traumata umzugehen

Um kleine Kinder aus geflüchteten Familien aus der Ukraine angemessen hierzulande integrieren zu können, bräuchte es an den Kitas in Baden-Württemberg schnell und unbürokratisch zusätzliche Mitarbeiter mit speziellen Ausbildungen. Das fordert der Verband Kita-Fachkräfte am Montag (19.04.2022) in Freiburg und verweist beispielsweise auf Traumapädagogen, Alltagsbegleiter, Ergotherapeuten oder zusätzliche Erzieher mit Kenntnissen der ukrainischen Sprache.

Sie alle müssten aber auch in das Umfeld einer Kindertagesstätte passen, so die Vereinsvorsitzende Anja Braekow in einem aktuellen Zeitungsinterview. Und auch an die Sprachförderung müsste zusätzlich noch gedacht werden, damit die betroffenen Kinder eine reale Chance erhalten.

Schon vor dem Krieg in der Ukraine herrschte an vielen Kitas im Südwesten eine hohe Arbeitsbelastung

Das Hauptproblem ist dabei aus Sicht des Verbandes die fehlende Zeit. Selbst wenn eine Kita-Fachkraft etwa dank einer Fortbildung bereits etwas Know-How im Bereich Trauma-Arbeit mitbringe, würde im Alltag wegen knapper Ressourcen oft die Zeit fehlen, dieses Wissen auch "ans Kind zu bringen", so die Kritik.

Um bis zum Herbst einen Zustand an den Kitas zu erreichen, der einigermaßen zu bewältigen ist, müsste schon jetzt viel auf den Weg gebracht werden - etwa weitere Möglichkeiten für die Erzieher, um sich Zusatzqualifikationen anzueignen. Allerdings gehe das Kultusministerium bislang weiter davon aus, dass sich das Problem nach der Sommerpause schon irgendwie von alleine lösen lasse - Braekow hält das für einen Trugschluss.

Schon vor dem Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Flüchtlingswelle sei das Personal an den Kitas im Land knapp gewesen und wegen der Coronavirus-Pandemie sei die Lage noch einmal angespannter gewesen.

Gleichzeitig müssen schon jetzt viele Kinder in den Einrichtungen betreut werden, die wegen Entwicklungsbesonderheiten spezielle Förderung und Integration benötigen. In so ein System jetzt noch traumatisierte Kinder hineinzugeben, die noch dazu die Sprache nicht können, funktioniert nicht, so die Meinung von Braekow.

(fw) / dpa