Die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg schlägt Alarm und fordert mehr Freiheiten für den Schulsport und Sportvereine
Wegen der Corona-Krise haben sich die Kinder und Jugendlichen in Baden-Württemberg in den letzten Monaten deutlich weniger am Tag bewegt. Das geht am Mittwoch (09.06.2021) aus dem neuen Fitnessbarometer 2021 der Kinderturnstiftung im Südwesten hervor.
Demnach schlagen vor allem die Ausfälle beim Schulsport und bei den Sportvereinen ins Gewicht. Nach neun Monaten Pandemie verbringen die Kinder im Land rechnerisch 28,5 Minuten weniger am Tag mit Bewegung, sitzen dafür aber rund eine Stunde länger vor dem Smartphone, Tablet oder Computer, warnen die beteiligten Sportwissenschaftler.
Häufiges Spazierengehen während des Lockdowns hat in den meisten Fällen nicht ausgereicht
Die Entwicklung hängt auch damit zusammen, dass die Schulen während des Lockdowns zu digitalem Fernunterricht übergehen mussten und der meiste Unterricht zuhause vor dem Notebook stattgefunden hat.
Um dem Trend entgegenzuwirken, hat die Stiftung jetzt zusammen mit dem Badischen und dem Schwäbischen Turner-Bund verschiedene Sportangebote speziell für Kinder erarbeitet. Sie setzen vor allem auf den Vereinssport, der durch die jüngsten Lockerungen wieder mehr Möglichkeiten erhalten soll.
In den meisten südbadischen Landkreisen erlaubt die Corona-Verordnung dank niedriger Infektionszahlen inzwischen wieder kontaktarmen Sport im Freien und drinnen - allerdings meist noch unter strengen Hygieneauflagen.
Vor allem die Test-Regelung macht dem Vereinssport zu schaffen
Der Landessportverband hatte zuletzt scharfe Kritik an die Landesregierung gerichtet, dass auch Kinder zwischen 6 und 14 Jahren für Sport im Freien einen tagesaktuellen Coronatest benötigt haben. Das Sozialministerium hat daraufhin eingelenkt und erlaubt nun bei entsprechenden Inzidenzzahlen, dass auch die Schulen die Testnachweise ausstellen dürfen und diese dann bis zu 60 Stunden gültig bleiben.
Nach baden.fm-Informationen setzt sich der Deutsche Städte- und Gemeindetag außerdem für einen Vorstoß ein, dass schon in Kürze auch Trainer und andere Vereinsmitglieder direkt vor Ort Coronatests durchführen dürfen.
Ausreichend Bewegung für gesunde Entwicklung unverzichtbar
Kinderärzte und Sportwissenschaftler empfehlen für Grundschulkinder bis elf Jahre mindestens 90 Minuten körperliche Aktivität am Tag. Der Großteil davon kann allerdings auch aus Alltagsaktivitäten wie der Weg zur Schule zu Fuß oder mit dem Fahrrad bestehen. Die restlichen 30 Minuten sollten dann allerdings die Schüler ordentlich ins Schwitzen bringen, so die Empfehlung.
Sport spielt bei der Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle für die Förderung motorischer Fähigkeiten, sowie den Aufbau und den Erhalt der Fitness. Außerdem wirkt sich viel Bewegung in den meisten Fällen positiv auf die psychische und soziale Entwicklung aus und kann bestimmten Krankheiten und krankhaftem Übergewicht vorbeugen.
dpa / (fw)
