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Innenstadtbarometer: So soll die Freiburger Innenstadt attraktiver werden

Mehr Vielfalt beim Einkaufen, eine stimmigere Beleuchtung, mehr Sauberkeit, eine bessere Erreichbarkeit oder auch komplett neu genutzte Verkaufsflächen: Die Freiburger Innenstadt soll schöner werden. Um genau herauszufinden, wie man das erreichen kann, will die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH jetzt rund 60.000 Euro aus den Einnahmen der Bettensteuer in die Hand nehmen und zusammen mit dem Einzelhandel ein so genanntes Innenstadtbarometer in Auftrag geben.

Dafür befragen Marktforscher der Zima-Gruppe ab sofort nicht nur Kunden, sondern auch gezielt die kleinen und großen Läden in der Innenstadt zu ihren Erfahrungen und betrieblichen Strukturen. Unter die Lupe nehmen sie dabei sowohl betriebswirtschaftliche Situationen, Ladenmieten, als auch Entwicklungsperspektiven oder das tatsächliche Besucheraufkommen. So gibt es beispielsweise bereits in der Rathausgasse eine Kamera, die - anonymisiert - mitzählt, wie viele Passanten wann vorbeilaufen.

 

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Gerade angesichts der vielen Baustellen und anstehenden Umgestaltungen in der Freiburger Innenstadt ist so eine Erhebung bitter nötig, findet FWTM-Chef Bernd Dallmann. Zwar liefert der Handelsverband schon regelmäßige Daten, diese beziehen sich aber immer auf das gesamte Freiburger Stadtgebiet und nicht nur auf den Innenstadtbereich zwischen Bahnhof und Schlossberg, beziehungsweise Dreisam bis Friedrichsring. Außerdem sind nicht alle Geschäfte Mitglieder beim Verband, sodass sich durch die Befragungen des Verbands keine zuverlässigen Informationen nur für die Freiburger Innenstadt gewinnen ließen.

Noch diesen Monat sollen die ersten Ergebnisse fest stehen. Diese fließen dann auch in das neue Tourismuskonzept für Freiburg ein. Eine Folge könnte dann etwa sein, man sich noch einmal Gedanken über eine bessere Erreichbarkeit der Besucher macht, hofft Olaf Kather vom Handelsverband Südbaden. Seiner Ansicht nach fehlt beispielsweise ein Parkhaus oder noch attraktivere Möglichkeiten, aus dem Umland mit Bus oder Bahn zum Shopping in die Innenstadt zu fahren.

Einen strukturellen Wandel erhofft sich auch Stefan Huber von der Händler-Aktionsgemeinschaft "z'Friburg in de Stadt". Er betont, dass es in einer funktionierenden und attraktiven Innenstadt immer einen gesunden Mix aus großen und rentablen Ketten auf der einen und einzigartigen, dafür aber wirtschaftlich nicht immer so lukrativen kleineren Läden auf der anderen braucht. In den letzten Jahren hatte man, wie in vielen anderen Großstädten, einen Trend erlebt, der einer Verdrängung durch die Filialisten gleich kommt. Natürlich machen große Kaufhäuser und Ketten weiterhin die besten Umsätze. Allerdings ziehen nach Ansicht von Huber die kleinen Geschäfte die Menschen erst an und sorgen damit dafür, dass die Kunden eben in den Freiburger Ketten-Filialen einkaufen und nicht in denen in Karlsruhe, Offenburg oder Stuttgart. "Es kommt auf die richtige Mischung aus beidem an", sagt er.

Den ganz großen Veränderungen schiebt Kather aber einen Riegel vor. Aus seinen Erfahrungen als früherer Freiburger Karstadt-Geschäftsführer weiß er, dass aus einer 1A-Lage durch solche Befragungen nicht plötzlich eine 1-C-Lage wird. Viel mehr kann ein Innenstadtbarometer eher dazu dienen, die Lagen noch genauer zu fassen: In Gebieten, die sich wie der Rotteckring oder zuletzt auch das neue Quartier Unterlinden im Wandel befinden, hilft das, genau zu sagen, wie gut geeignet ein Areal für die eine oder andere Art von Geschäften ist.

Kein Laden und kein Passant kann allerdings verpflichtet werden, seine Firmendaten für den Innenstadtbarometer zur Verfügung zu stellen. FWTM, Handelsverband und z'Friburg weisen deshalb auf die großen Vorteile hin, die durch eine genauere Durchleuchtung der Freiburger Innenstadt und ihrer Strukturen für alle entstehen. Für verlässliche Aussagen müssen am Ende mindestens zehn Prozent aller Händler in der Innenstadt ihre Informationen mitteilen. "Eine Zahl, die leicht zu erreichen sein dürfte", schätzt Kather. Falls sich wider Erwarten trotzdem zu viele Einzelhändler verweigern, sei das aber auch kein Problem, weil viele bislang im selben Boot saßen: "Der Handel in einer Stadt wie Freiburg ist transparent genug, dass sich im Extremfall auch die meisten wichtigen Betriebsdaten abschätzen lassen - jeder weiß im Grunde, wie viele Mitarbeiter der Nachbarladen beschäftigt oder wie es wirtschaftlich um ihn steht".