Reisebus, Nepal, Deutschland, Tourismus, Backpacker, © Niranjan Shrestha - AP / dpa (Symbolbild)

Im Ausland gestrandete Urlauber aus Südbaden brauchen noch etwas Geduld

Sie waren gerade im Urlaub, verbringen ein Jahr als Aupair oder als Austauschstudent im Ausland oder verdienen ihr Geld öfters außerhalb der deutschen Landesgrenzen

Auch aus Südbaden sind viele Menschen wegen der aktuellen Coronakrise und den damit verbundenen Einreisebestimmungen und Quarantänemaßnahmen im weltweiten Ausland gestrandet. Viele möchten nun zurück zu ihren Familien nach Deutschland, müssen stattdessen aber seit Tagen und Wochen in Isolation in Hotels, Flughäfen und Notunterkünften ausharren.

Die Bundesregierung hat zwar schon eine großangelegte Rückholaktion angekündigt. Das Auswärtige Amt rechnet am Freitag (27.03.2020) aber damit, dass es noch mindestens zwei Wochen dauern könnte, bis auch die letzten Sonderflüge für die rund 200.000 Reisenden organisiert und startbereit sind. Das dauert deshalb gerade besonders lange, weil viele Länder alle Flugverbindungen gestrichen und ihre Grenzen dicht gemacht haben.

Diplomatische, logistische und teils auch medizinische Herausforderung

Selbst mit der technischen Unterstützung der Lufthansa müssen erst einmal auf diplomatischem Wege Ausnahmeregeln geschaffen werden, damit die Flugzeuge der Rückholaktion unter hohen Sicherheitsmaßnahmen landen und wieder starten dürfen, heißt es. Grundvoraussetzung ist, dass es den Reisenden gesundheitlich noch so gut geht, dass sie für die Rückreise auch "transportfähig" sind. In großen Hauptferienzielen mit vielen Urlaubern wie Marokko, Ägypten oder der Dominikanischen Republik klappt die Organisation außerdem grundsätzlich leichter.

Schwieriger wird es bei Ländern, in denen nur eine Handvoll Touristen und deutsche Auslandsarbeiter über ein weitläufiges Gebiet verstreut sind. Hier müssen zuerst regionale Gruppen gebildet werden, ohne gleichzeitig das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu erhöhen. Reisende von den pazifischen Inseln werden jetzt beispielsweise in Neuseeland zusammengeführt, von dort aus sollen sie dann schon bald ihren Flug nach Deutschland antreten können.

Rückholung kann für Betroffene in einigen Fällen teuer werden

Wichtig ist für Betroffene außerdem die Info, dass die Rückflüge trotz der aktuellen Krisenlage für sie nicht kostenlos sind. Auf der Infoseite des Auswärtigen Amtes und den Formularen für den Antrag auf die Rückholung heißt es:

Es muss niemand in Vorleistung treten. Allerdings werden die Betroffenen einen im Konsulargesetz festgeschriebenen Anteil der Kosten tragen müssen. [...] Ich erkenne die gesetzliche Verpflichtung zur Erstattung anteiliger Kosten der Katastrophenmaßnahmen an.

Wie hoch dieser Anteil ausfällt, ist bisher nicht einheitlich geregelt. In Katastrophenfällen wie der aktuellen Coronakrise müssen Betroffene voraussichtlich mit ähnlichen Preisen wie bei Flugverbindungen in der Economy Class rechnen. Teilweise können auf sie aber auch deutlich höhere Rechnungen zukommen.

150.000 Betroffene sind schon bis zur Wochenmitte wieder selbstständig zurück in ihre Heimat gekommen. Viele andere aus der Region hatten nicht so viel Glück oder konnten den Heimweg nur nach vielen Tagen mit großen Strapazen antreten.

Diese beiden Geschichten von festsitzenden Reisenden aus unserer Region haben uns sehr bewegt:

  • So erzählt uns der Student Reinhold aus der Nähe von Freiburg per Facebook-Nachricht an baden.fm von einer Odyssee, nachdem seine tschechische Freundin und er gemeinsam in Portugal gestrandet sind. Von der Deutschen Botschaft in Lissabon konnten die beiden keine Hilfe erhalten. Über die Tschechische Botschaft konnten sie nach langen Telefonaten zwei Plätze an Bord eines Fluges am kommenden Wochenende nach London ergattern. Weil die Einreise von dort aus nach Deutschland schwierig ist, soll es von Großbritannien aus mit dem Bus nach Prag weitergehen. Alles hängt in ihrem Fall aber davon ab, dass der Flieger am Samstag auch wie geplant starten kann.
  • Für die Ortenauer Erzieherin Lisa aus Baden-Baden hat sich der Traumurlaub auf Mauritius zum regelrechten Albtraum entwickelt. Kurz nach ihrer Ankunft wurde das öffentliche Leben auf der gesamten Insel lahmgelegt und eine sofortige Ausgangssperre verhängt, berichtet sie in den sozialen Netzwerken und sucht seitdem nach Hilfe. Zusammen mit anderen Reisenden aus Deutschland wollte sie daraufhin zurück nach Hause - der bestätigte Rückflug der Airline über Dubai wurde aber kurzfristig gecancelt, einen Ersatz sollte es nicht geben. Über die Deutsche Botschaft in Südafrika hat die Gruppe von Sonder-Rückholflügen Ende März erfahren und ist sofort dorthin aufgebrochen. Dort warteten allerdings schon so viele andere Menschen auf einen Platz, dass für sie kein Platz mehr war. Beim letzten angekündigten Rückflug am Mittwoch (25.03.2020) soll die Lage dann noch dramatischer gewesen sein: In Lisas Augenzeugenbericht die Rede ist von bis zu 200 schreienden, weinenden und brüllenden Menschen, die mit ihren Familien versucht haben, einen der zehn freien Sitzplätze zu bekommen. Nun soll nach großem Druck über die Medien, das Auswärtige Amt und durch die Facebooknutzer am Freitag (27.03.2020) ein Rettungsflug über Zürich alle verbliebenen deutschen Urlauber nach München bringen. baden.fm drückt den Betroffenen alle Daumen!

(fw) / dpa