Hussein K, Dreisammord, Dreisam, Mord, Prozess, Gericht, Landgericht, © Patrick Seeger - dpa

Hussein K. gesteht Mord und entschuldigt sich bei Marias Eltern

Umfassendes Schuldeingeständnis mit teils fragwürdigen Details

Am Freiburger Landgericht hat der Angeklagte Hussein K. heute den Missbrauch an Maria L. gestanden und sich bei den Eltern des Opfers entschuldigt. Zum Prozessauftakt am vergangenen Dienstag hatte er sich zu den Vorwürfen noch in Schweigen gehüllt. Die Staatsanwaltschaft Freiburg wirft ihm den Mord und die schwere Vergewaltigung der 19-jährigen Medizinstudentin Maria L. vor. Hussein K. soll die junge Frau im Oktober 2016 auf dem Nachhauseweg von einer Party überfallen und vergewaltigt haben. Ihre Leiche war am Tag darauf in der Dreisam entdeckt worden.

"Nach dem Tod von Maria bin auch ich gestorben. Ich erleide täglich Qualen."

Er hätte die junge Frau gerne wieder lebendig, sei aus tiefstem Herzen traurig über seine Tat, sagte Hussein K. heute zu Beginn des zweiten Verhandlungstages vor Gericht. Der junge Mann war an besagtem Abend laut eigener Aussage "sturzbetrunken" gewesen, er habe bei einem Treffen mit Freunden im Freiburger Seepark und bei einem Streifzug durch die Innenstadt mehr als eine halbe Flasche Wodka und mehrere Biere getrunken und außerdem viel Haschisch geraucht. Hussein K. berichtet, dass er auf Grund seines Zustandes an dem Abend bereits eine Bar habe verlassen müssen. Er sei danach auch nicht in eine Diskothek gelassen worden und habe sich deshalb mit einem Türsteher angelegt. Freunde hätten ihn zu diesem Zeitpunkt allein gelassen, er habe auf dem Weg nach Hause in Littenweiler ein Fahrrad gestohlen und sei damit umhergeirrt.

Rückblick: So lief der Prozessauftakt im Freiburger Dreisammordfall ab

Nahe der Dreisam soll Hussein K. dann gestürzt sein und habe daraufhin auch geblutet. Auf dem Radweg in Richtung Innenstadt sei Maria L. auf der Höhe Dreisamstadion an ihm vorbeigefahren. Er habe die junge Frau dann vom Rad getreten und ihr dem Mund zugehalten, weil sie schrie. Mit der anderen Hand würgte er sie am Hals, doch sie wehrte sich weiter, biss ihm in die Hand und schrie weiter. Dann habe er sie mit einem Schal gewürgt, bis sie bewusstlos war und sich anschließend an ihrem leblosen Körper am Dreisamufer vergangen. Weil die Frau daraufhin sein Blut am Körper hatte, will Hussein K. sie zum "Saubermachen" in die Dreisam gelegt haben und davon gerannt sein. Er habe erst am Morgen im Fernsehen erfahren, dass Maria L. dabei definitiv gestorben war, doch bereits direkt nach der Tat sei er davon ausgegangen, dass sie nicht mehr atmet und er ihr Leben auf dem Gewissen habe. Hussein K. hatte bei seiner Tat an einem Dornenbusch einen Haarbüschel verloren und hat sich deswegen nach der Tat die Frisur ändern lassen.

Eigentlich sei er jemand, der nicht gerne Streit sucht, beteuert Hussein K. vor dem Landgericht. Er könne im Nachhinein auch nicht mehr erklären, warum er Maria L. auf dem Fahrrad angegriffen hat. Vielleicht habe er sie bestehlen oder betrunken einen Streit provozieren wollen. Auf jeden Fall habe er große Angst gehabt, wegen seines Tritts gegen das Fahrrad und Marias Sturz Ärger mit der Polizei zu bekommen, auch aufgrund seines Haschisch-Konsums sei er angsterfüllt gewesen. Maria habe sich nicht mehr wirklich wehren können, war nach ihrem Sturz benommen, aber sie soll laut geschrien haben, weshalb sich Hussein K. "gezwungen" sah, sie zum Schweigen zu bringen.

Hussein K. hat Erinnerungslücken

Der Angeklagte wiederholte vor Gericht, dass er nicht mehr genau wisse, warum er gegen das Fahrrad von Maria getreten habe. Vielleicht wollte er sie bestehlen, vielleicht hatte es auch einen anderen Grund. Den Gedanken mit Maria Sex zu haben, hatte Hussein K. nach seiner eigenen Aussage jedenfalls erst nach dem sie schon bewusstlos vor ihm lag. Er habe kein Problem damit gehabt, mit einer Toten Geschlechtsverkehr zu haben.

Ermittlungsleiter Edgar Pfeifer wird am zweiten Verhandlungstag befragt

Die Polizei wurde am 16. Oktober 2017 um 8.00 Uhr morgens von dem Leichenfund informiert. An der Dreisam, in Höhe des Stadions, fanden Sie eine fast komplett nackte Frauenleiche, die Jacke und Top waren über ihren Kopf gezogen. Der Körper lag einen Meter vom Ufer entfernt und lag zu Dreiviertel des Körpers im Wasser.

Die Polizei ging schon früh davon aus, dass der Fundort auch der Tatort war. Das weiße Damenfahrrad von Maria L. lag in der Dornenhecke, das geklaute lilafarbene Fahrrad der Marke „Schauff“, das Hussein K. benutzt hatte, stand mitten auf dem Weg der Nepomukbrücke. Am Uferradweg fanden die Beamten außerdem ein Fahrradschloss, ein verpacktes Kondom, sowie einen Flyer für den Veranstaltungsort „Waldsee“.

Ihre verschlossene Handtasche hatte Maria L. beim Auffinden noch umhängen. Sie war in die hochgeschobene Kleidung eingewickelt worden. Dabei waren auch ihre Ausweisdokumente. Zu dem Zeitpunkt hatten sich Kommilitonen aus dem Wohnheim bereits bei der Polizei gemeldet und waren auf der Suche nach ihr.

Hussein K. war vor der Tat in Freiburger "Schwulenbar"

Ein männlicher Zeuge in einer Freiburger "Schwulenbar" hat nach Aussage des vor Gericht befragten Chefermittlers Edgar Pfeifer bei der Polizei ausgesagt, Hussein hätte ihm dort in der Tatnacht sexuelle Dienstleistungen gegen Geld angeboten. Das kann aber nicht belegt werden. Allerdings hatte Hussein K. dort wohl zwei Frauen angegraben und offenbar eine Abfuhr kassiert, er ist ihnen dann später aus der Bar gefolgt, als sie gegangen sind. Das belegen Videoaufnahmen. Auf den Barbetreiber und den Türsteher hatte er vorher entgegen seiner eigenen Aussagen keinen allzu betrunkenen Eindruck gemacht. Auch seine Freunde beschreiben ihn gegenüber der Polizei eher als trinkfest. Das würde nach seiner Aussage zumindest Zweifel daran aufkommen lassen, nach der der Angeklagte am Abend vor der Tat sturzbetrunken gewesen wäre.

Zellengenosse aus Untersuchungshaft wird befragt

In der Untersuchungshaft teilte sich Hussein K. seine Zelle mit einem Landsmann. Dieser gibt an, dass Hussein sehr gesprächig gewesen sein soll und ihm erzählt hat, dass er bereits mit 14 Jahren ein Nachbarsmädchen im Iran vergewaltigt hat. Auch den Stoß der jungen Frau in Griechenland soll er seinem Zellengenossen gebeichtet haben. Er erzählte allerdings, dass er die Frau dabei nicht nur verletzt, sondern getötet hat, außerdem machte er in seinen Berichten aus ihr einen Jungen. Mit dem Tod soll er regelrecht geprahlt haben. Hussein K. bestreitet das alles aber. Der Zellengenosse hatte vor gehabt einen Freund von ihm mit einem Messer zu erstechen und saß auch deshalb in Untersuchungshaft. Deshalb hätte er noch eine Rechnung mit Hussein K. offen gehabt. Aus Sicht der Soko war der Mann hingegen grundsätzlich glaubwürdig.

Auch über Maria L. hätte er demnach in der Untersuchungshaft gesprochen und soll gesagt haben, dass er die Studentin wie ein Tier vergewaltigt und anschließend getötet hätte. Frauen wurden in den Gespächen grundsätzlich wohl zu Objekten degradiert. Weiter berichtet der andere Gefängnisinsasse, dass Hussein K. gesagt habe, dass er  bereits 27 Jahre alt ist.

"Er sah für mich nicht wie 17 aus" - Edgar Pfeifer 

Die Ermittler legen deshalb großen Wert auf die Aussagen des Mithäftlings, weil er ihnen Details verraten konnte, die sie vorher nicht wussten und die sich nachher mit den Beschreibungen anderer Zeugen überschnitten. So soll Hussein K. in der Tatnacht bereits eine andere Frau anvisiert haben - die Asiatin konnte jedoch an der Endhaltestelle der Straßenbahn in ein Taxi steigen. Tatsächlich konnte die Polizei daraufhin eine Frau ausfindig machen, auf die die Beschreibung passte und die auch offenbar mit Hussein K. gesprochen hatte. Allerdings konnte sie sich an keine Details erinnern, weil sie selbst stark betrunken war.

Eine wichtige Rolle in dem Prozess wird auch weiterhin das Alter des Angeklagten spielen. Zu seiner Einreise am 2. November 2015 gab er an, 16 Jahre alt zu sein. Am ersten Prozesstag sagte er, dass er bezüglich seines Alters gelogen habe, damit er zur Schule gehen könne und auch, weil Minderjährige in Deutschland bessere Hilfen bekommen würden. Einzelnen Freunden soll er allerdings gesagt haben, dass er 27, bzw. 24 Jahre alt sei.

Die Polizei zweifelte von Anfang an stark an seinem Alter. Laut Aktenlage war Hussein K. für die Polizei ein Jugendlicher. Seinem Aussehen und Verhalten nach wirkte er jedoch älter. Die Ergebnisse der verschiedenen Altersgutachten werden in den kommenden Verhandlungstagen daher noch thematisiert.

Ein Urteil im Mordprozess wird für Anfang Dezember erwartet.

(la/dz/ab)

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