Staubsaugerbeutel, Staubsauger, Beutel, Filter, © Stefanie Paul - dpa (Symbolbild)

Hersteller warnen vor selbstgebastelten Masken aus Staubsaugerbeuteln

In den sozialen Netzwerken preisen angebliche Wissenschaftler die Entdeckung an und stellen Bastelanleitungen bereit

Professioneller, medizinischer Mundschutz ist wegen der Coronavirus-Pandemie weltweit knapp und sollte vor allem auch erst einmal dem medizinischen Personal und Pflegekräften für ihre tägliche Arbeit überlassen werden. Viele Menschen lassen sich daher etwas eigenes einfallen und suchen im Internet nach Bastelanleitungen, wie sie sich selbst provisorische Behelfsmasken und andere Materialien für den Alltag während der Krise herstellen können.

Teilweise auch auf großen Nachrichtenplattformen kursiert im Internet seit Tagen das Gerücht, dass selbstgebastelte Masken aus Staubsaugerbeuteln den Träger vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schützen könnten. Diese Meldung stammt nicht nur von Scharlatanen und komplett unseriösen Quellen.

Ingenieure hatten den Staubfiltern gute Eigenschaften nachgesagt

Auch die Ingenieure der Luft- und Raumfahrttechnik der Bundeswehruniversität München haben das Thema nach eigenen Experimenten aufgegriffen und den Filterbeuteln teils sehr gute Filtereigenschaften unterstellt. Allerdings haben sie offenbar nicht überprüft, ob sich das Material auch wirklich für Menschen zum Tragen im Gesicht eignet.

Dazu haben sich am Samstag (11.04.2020) die Hersteller dm und Melitta Group zu Wort gemeldet und warnen auf einer Verbraucherschutz-Plattform ausdrücklich davor, die Beutel als improvisierte Mund-Nasen-Maske zu verwenden. Wer es trotzdem macht, riskiert im Ernstfall gesundheitliche Folgen.

Antibakterielles Polymer kann Lunge und Verdauung beeinträchtigen

Denn die industriellen Staubsaugerbeutel können Stoffe enthalten, die beim Einatmen für den Menschen gesundheitsschädlich sind. Aus Hygienegründen kommt dort nämlich oft ein leicht antibakterielles Pulver zum Einsatz, das beim Aufschneiden oder Zerreissen schnell freigesetzt wird. Einmal eingeatmet, können im schlimmsten Fall Lunge und Verdauungsorgane davon Schaden nehmen, so die Drogeriemarktkette dm.

Das Unternehmen betont, dass es keine wissenschaftlichen Belege für die angebliche Schutzfunktion der Beutel im Zusammenhang mit Viren und anderen Krankheitserreger gebe, auch wenn vermeintliche Quellen im Internet gerade anderes behaupten. Auch der Swirl-Hersteller Melitta Group stimmt dem zu. Die in ihren Staubsaugerbeuteln verwendeten Feinstaubfilter können höchstens Teilchen mit einer Größe von maximal 0,3 µm zuverlässig aus der Luft herausfiltern.

Coronaviren sind mit einer Größe von ungefähr 0,12 bis 0,16 µm aber noch einmal deutlich kleiner und gelangen hindurch. Und auch die Luft- und Raumfahrt-Forscher aus München mussten bei ihren Tests am Ende die Frage offen lassen, ob die Filter tatsächlich in der Lage waren, Tröpfchen aus Rachen und Nase von Infizierten zuverlässig abzufangen. Auch sie schreiben:

Um sich sicher vor einer Tröpfcheninfektion zu schützen und als infizierte Person die Ansteckung der Mitmenschen vollständig zu verhindern, sind partikelfiltrierende Atemschutzmasken ohne Ventil erforderlich.

Keine nachgewiesene Schutzwirkung - im schlimmsten Fall sogar höheres Infektionsrisiko

Bei schlecht sitzenden Masken der Marke Eigenbau steige sogar die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Träger regelmäßig ins Gesicht fassen und damit auch das Infektionsrisiko, so die Warnung. Bei Bedarf sollten Verbraucher also lieber zu konventionellen Mund-Nase-Masken greifen.

Eine Übersicht, welche Art von Maske dabei für wen geeignet ist, haben wir in einem eigenständigen Beitrag für Sie zusammengestellt. Einen nachgewiesenen Schutz bieten für den Träger ausschließlich die zertifizierten und geprüften FFP2- und FFP3-Atemschutzmasken. Diese sollten wegen der aktuellen Engpässe vor allem im Krankenhaus-, Arztpraxis- und Pflegealltag zum Einsatz kommen.

(fw)

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