FFP2-Maske, Mund-Nasen-Schutz, Coronavirus, Corona, Pandemie, © Marijan Murat - dpa (Symbolbild)

Hausärzte sind mit geplanten Corona-Regeln nicht komplett einverstanden

Die Mediziner sehen Nachbesserungsbedarf und befürchten eine drohende Überforderung vieler Arztpraxen

Von den geplanten neuen Corona-Regeln vom Bund für den kommenden Herbst und Winter hält der baden-württembergische Hausärzteverband nicht viel und fordert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesjustizminister Marco Buschmann zum Nachbessern auf.

Die Hausärzte bemängeln dabei in einer schriftlichen Stellungnahme vom Donnerstag (25.08.2022) vor allem, dass es kaum Kriterien gebe, um das aktuelle Infektionsgeschehen richtig bewerten zu können. Außerdem befürchten sie, dass durch die anstehenden Änderungen beim Infektionsschutzgesetz ein unnötiger Impfdruck bei den Arztpraxen aufgebaut werten könnte.

Inzidenzen und Blick auf die Krankenhäuser allein nicht ausreichend

Verbandsvorsitzender Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth erklärt, dass bereits mit der Omikron-Variante die reinen Infektionszahlen und Meldeinzidenzen als alleiniges Kriterium zur Bewertung der Lage ausgedient hätten. Schon da sei die wesentliche Versorgung von 87 Prozent aller Coronapatienten zu weiten Teilen über die Hausarztpraxen abgelaufen. Besonders während der jüngsten Sommer-Welle hätte das dort zu einem extremen Druck geführt.

Um das Gesundheitswesen jetzt im Herbst vor einer möglichen Überlastung zu schützen, fordern die Hausärzte deshalb dass die Politik und die Gesundheitsämter klare Anhaltspunkte für das Infektionsgeschehen heranziehen muss und dass diese auch die tatsächliche Krankheitslast berücksichtigen und auch die Situation in den Praxen und nicht nur in den Kliniken.

Entwurf sieht mögliche Ausnahmen für "frisch Geimpfte" vor

Als weiteren Kritikpunkt nennen die Ärzte die geplanten Ausnahmen von einer möglichen allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen: Dort sieht der Entwurf vom Bund vor, dass die einzelnen Bundesländer Ausnahmen für Menschen schaffen dürfen, wenn ihre letzte Corona-Impfung mindestens drei Monate zurückliegt.

Aus Sicht von Hausärztechef Buhlinger-Göpfarth widerspricht das Empfehlung der STIKO, weil es fälschlicherweise den Eindruck erwecken würde, dass sich jeder am besten alle drei Monate impfen lassen sollten. Am Ende setzt das nicht nur die Arztpraxen unter Druck, sondern schadet auch den Menschen, die zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen oder ihres Alters tatsächlich bald auf eine Auffrischungsimpfung angewiesen sind, so der Vorwurf.

Der Hausärzteverband Baden-Württemberg vertritt die Interessen von über 4.000 Hausärzten im Land gegenüber der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung, den Krankenkassen und den Landesministerien.

(fw)