Einkaufstüte, Einzelhandel, Shopping, © Fabian Sommer - dpa (Symbolbild)

Händler im Südwesten beklagen Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent

Es geht um rund 40.000 Geschäfte im Land mit knapp 500.000 Arbeitsplätzen

Auch wenn einzelne Produkte beim Einkaufen momentan so stark gefragt sind wie selten zuvor, macht sich die aktuelle Coronavirus-Pandemie auch schon bei den Geschäften im Land deutlich bemerkbar. Die Mehrheit der Händler in Baden-Württemberg hat innerhalb der letzten Wochen massive Umsatzeinbrüche zu beklagen. Das meldet der Handelsverband Baden-Württemberg am Montag (16.03.2020) in einer schriftlichen Mitteilung.

Je nach Branche haben die einzelnen Läden demnach im Schnitt zwischen 20 und 50 Prozent weniger Geld verdient. Und auch viele der Kunden, die gerade in die Geschäfte kommen, seien immer mehr verunsichert, so das Ergebnis einer neue Befragung des Verbandes.

Die Branche schlägt Alarm und spricht von einer der größten organisatorischen und logistischen Herausforderungen aller Zeiten. Aktuell gehe es vor allem darum, die Lieferketten weiter wie bisher aufrecht zu erhalten, auch wenn sich die Lastwagen wegen der eingeführten Kontrollen an den Grenzen teilweise stauen.

Forderung: Kurzarbeitergeld soll schnell in die Fläche getragen werden

Handeslverbands-Präsident Hermann Hutter fordert von Landes- und Bundesregierung ein umfassendes Nothilfe- und Unterstützungsprogramm für den Einzelhandel. Neben den bereits zugesicherten Liquiditätshilfen geht es um einen noch leichteren Zugang zu Krediten, einen finanziellen Hilfsfonds für Händler, die von Umsatzeinbußen existenzbedroht sind und auch um eine schnelle und unkomplizierte Beantragung von Kurzarbeitergeld.

Im Notfall müsse es dem Handel auch möglich sein, anstehende Steuerforderungen stunden zu dürfen oder beim Finanzamt mehr abschreiben zu können, meint Hutter. Auch bei der Tilgung von Schulden und Zinsen bräuchten viele Unternehmen schnelle Hilfe. Denn wenn der Umsatz zurückgeht, können die Läden weder das eine noch das andere ohne Probleme abbezahlen. Insgesamt sieht der Verband eine Vielzahl der rund 40.000 Geschäfte und 500.000 Arbeitsplätze im baden-württembergischen Einzelhandel gefährdet, falls nicht schnell weitere Maßnahmen erfolgen.

Supermärkte, Apotheken und Tankstellen sollen weiterhin geöffnet bleiben

Vor allem die Einstufung des grenznahen Elsass zum offiziellen Coronavirus-Risikogebiet und die Schließung der Grenzen nach Frankreich und die Schweiz für Einkaufstouristen mache dem Handel in der Region gerade spürbar zu schaffen. Der Verband hofft nun darauf, dass die weiteren medizinischen Schutz- und Eindämmungsmaßnahmen es erlauben werden, dass die Geschäfte auch weiterhin offen bleiben dürfen. Bisher gelten in Baden-Württemberg vor allen Dingen Einschränkungen für öffentliche und private Veranstaltungen oder Einrichtungen wie Bäder, Kinos, Museen, Theater und in manchen Städten auch Bars.

Die Bundesregierung hat den Bundesländern darüber hinaus am Montag vorgeschlagen, alle Geschäfte als weitere Vorsichtsmaßnahme zu schließen. Supermärkte, Apotheken, Wochenmärkte, Tankstellen und Drogerien wären als kritische Infrastruktur von solchen denkbaren Einschränkungen aber nicht betroffen. Das gleiche gilt für den Großhandel und Banken. Das legen auch vergleichbare Regelungen nahe, die im europäischen Ausland teilweise schon in Kraft getreten sind. Auch die Bundesregierung betont: Ein Zugang der Menschen zur Grundversorgung muss in jedem Fall gewährleistet sein.

(fw)