Fritz Keller, Präsident, SC Freiburg, DFB, Deutscher Fußball-Bund, Bundesliga, Fußball, © Patrick Seeger - dpa (Archivbild)

Fritz Keller nach Nazi-Vergleich nun doch zu Rücktritt als DFB-Präsident bereit

Bis zuletzt hatte er einen Rücktritt noch abgelehnt - das hat sich nach dem jüngsten Treffen offenbar geändert

In der Führungskrise beim Deutschen Fußball-Bund hat der bisherige DFB-Präsident Fritz Keller nun doch die Reißleine gezogen und ist nach seinem unrühmlichen Nazi-Vergleich grundsätzlich zu einem Rücktritt vom DFB-Chefposten bereit. Das hat der Verband am Dienstagabend (11.05.2021) in einer offiziellen Pressemitteilung bestätigt.

Nach einer erneuten Sondersitzung des DFB-Präsidiums am Dienstag hat Keller demnach aus eigener Entscheidung heraus angekündigt, dass er sein Amt für einen möglichen Nachfolger zur Verfügung stellen werde. Allerdings möchte er vorher noch das ausstehende Urteil des DFB-Sportgerichts am kommenden Montag abwarten.

Über die genauen Gründe, weshalb der 64-jährige Winzer und Spitzengastronom aus Südbaden nun doch zu einem Rücktritt bereit ist, macht der Verband keine weiteren Angaben. Dort heißt es nur, man habe "Konsequenzen aus der anhaltenden Führungskrise gezogen und die Weichen für eine Neuaufstellung des DFB gestellt". Bis zuletzt hatte Keller in der laufenden Debatte nach einiger Bedenkzeit an seinem Posten festgehalten.

Genaue Hintergründe des eigentlichen Zwischenfalls nach wie vor nicht öffentlich bekannt

Keller hatte seinen Stellvertreter Rainer Koch aus bislang noch nicht restlos geklärten Gründen mit dem nationalsozialistischen Volksgerichts-Vorsitzenden Roland Freisler verglichen. Dieser war für die Todesurteile an tausenden politischen und Gegnern und Verfolgten der Nazis verantwortlich. Auslöser des Vergleichs soll eine nicht näher bekannte Äußerung Kochs bei einem vorangegangenen Spitzentreffen beim DFB gewesen sein.

Für seinen Vergleich hatte sich Keller im Anschluss mehrfach öffentlich entschuldigt. Trotzdem landete der Fall nach einer Anzeige zuerst vor der Ethikkommission des Deutschen Fußball-Bundes und anschließend vor dem Sportgericht.

Koch soll mit DFL-Kollege Peters einen Übergang hinbekommen, bis ein Nachfolger gefunden ist

Neben Keller soll nun auch sein verbandsinterner Widersacher Generalsekretär Friedrich Curtius aus der Führungsebene ausscheiden: Sein Vertrag soll laut Pressemitteilung aufgelöst werden. Als Interims-Nachfolger bleiben DFB-Vize Koch und sein gleichgestellter DFL-Kollege Peter Peters weiter im Amt. Sie sollen für einen möglichst ruhigen Übergang an der Spitze des DFB in ruhigere Fahrwasser sorgen, heißt es. Für Curtius rückt vorübergehend die stellvertretende Generalsekretärin Heike Ullrich nach.

Die Vertreter der Landes- und Regionalverbände hatten Keller und Curtius nach dem Zwischenfall ihr Vertrauen entzogen. Auch nach seiner Entschuldigung haben sie noch einmal nachgelegt und eine Amtsenthebung Kellers gefordert. In der Führungsetage des größten deutschen Fußballverbandes toben bereits seit längerer Zeit teils heftige Machtkämpfe. Keller war 2019 eigentlich  als möglicher Hoffnungsträger und Symbol eines Neuanfangs vom SC Freiburg zum DFB gewechselt.

dpa / (fw)