Mulhouse, Coronavirus, Elsass, Frankreich, Evangelikale Freikirche, © Philipp von Ditfurth - dpa (Archivbild)

Freikirchen-Pastor in Mulhouse berichtet von Anfeindungen wegen Covid-19

Die Covid-19-Pandemie hat die französische Region Grand-Est mit dem Elsass besonders hart getroffen

Nachdem sich bei einem christlichen Treffen einer evangelikalen Freikirche im elsässischen Mulhouse im Februar viele Besucher mit dem Coronavirus angesteckt haben, meldet sich die Gemeinde "Portes Ouvertes Chrétiennes" am Donnerstag (02.04.2020) nun selbst zu Wort.

Pastor Samuel Peterschmitt berichtet von einer großen Angst der Menschen, wegen der Ausbreitung des Erregers stigmatisiert zu werden. Schon jetzt gebe es gewalttätige Drohungen gegen die Mitglieder der Glaubensgemeinde. Aus seiner Sicht sind viele Unwahrheiten über die Veranstaltung mit ihren rund 2500 Teilnehmern im Umlauf, die nun die Betroffenen in Gefahr bringen würden.

Mulhouse hatte sich nach der gemeinsamen Woche des Fastens und Betens in der Kirchengemeinde zu einem der Epizentren der Coronavirus-Pandemie in Frankreich entwickelt. Auch das Robert-Koch-Institut hält an seiner Einstufung der Region als offizielles Risikogebiet weiter fest.

Kirchengemeinde sieht sich ebenfalls als Opfer der Pandemie und nicht als ursprünglicher Verursacher

Trotzdem sei der Ort im Elsass selbst nicht der Ursprung des Virus, betont Peterschmitt, sondern ein Opfer davon. Auch innerhalb seiner Gemeinde habe es schon mehrere Todesfälle in Folge von Covid-19 gegeben, auch er selbst musste sich nach einem positiven Test im Krankenhaus behandeln lassen.

Während der Veranstaltung vom 17. bis zum 21. Februar hätte auch keiner der Teilnehmer grippeähnliche Symptome gezeigt. Den ersten positiven Test gab es bei einer betroffenen Familie erst am 1. März. Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern hatten die französischen Behörden erst fünf Tage nach dem Fastentreffen verboten.

Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran bezeichnete das Kirchentreffen hingegen inzwischen als Wendepunkt des Infektionsverlaufs in Frankreich. Von dort aus hätte sich die Epidemie tatsächlich auf das gesamte französische Staatsgebiet ausgebreitet. Auch Frankreichs erster Fall in einem Altenheim sei auf die Veranstaltung im Elsass zurückzuführen.

Auch in Südbaden machen die Gesundheitsbehörden neben den vielen Rückkehrern aus den Skiferien auch die rasante Ausbreitung des Erregers im Elsass mit dafür verantwortlich, dass auf deutscher Seite des Rheins die Fallzahlen rasant angestiegen waren.

(fw) / dpa