Pokemon Go, Münster, Freiburg, © Collage: baden.fm / Pixabay

Freiburger Pokemon-GO-Spieler wehren sich mit Online-Petition

In den ersten Wochen nach Beginn des Hypes hatten sich jeden Abend weit über 100 Spieler dort versammelt:

Doch bald soll Schluss sein mit dem Pokemon-Fangen hinter dem Freiburger Münster. Offenbar plant die Stadtverwaltung den beliebten Treffpunkt für Pokemon-GO-Spieler aus dem Handyspiel streichen zu lassen. Die Behörden haben demnach sogar bereits Kontakt mit dem Spieleentwickler Niantic aufgenommen. Sie fordern ihn dazu auf die Spielinhalte an der betroffenen Stelle komplett herauszunehmen.

Täglich dutzende Spielergruppen hinter dem Freiburger Münster

An der Ecke zur Herrenstraße existieren in dem Augmented-Reality-Spiel drei bis vier so genannte Pokestops in direkter Nähe zueinander. Dort konnten sich die Spieler bequem mit virtuellen Gegenständen versorgen oder dank im Spiel angebrachten Lockmodulen teilweise auch seltene Pokemon im Minutentakt zu sich locken, ohne sich dafür (wie vom Spiel eigentlich vorgesehen) stundenlang durch Straßen und Landschaft bewegen zu müssen. Gleichzeitig dient der Platz bisher auch als realer Treffpunkt, bei dem sich Gruppen für das gemeinsame Fangen der Animé-Monster verabreden oder wo Einsteiger Tipps und Tricks von Profis erfragen können. Wie genau die Situation in der Freiburger Innenstadt aussieht, erfährt man auch in privaten YouTube-Videos - wie etwa dem Folgenden:

Immer wieder war es hinter dem Münster gerade in der Anfangszeit nach Veröffentlichung von Pokemon GO zu Lärmbelästigungen in den Abendstunden gekommen - und auch hinterlassener Müll war für die Anwohner in den letzten Wochen immer wieder ein großes Problem. Auch angebrachte Hinweisplakate der Spielercommunity hatten vor Ort nur wenig Erfolg gezeigt, weil sich in der großen Masse immer wieder kleinere Gruppen nicht daran gehalten haben. Polizeieinsätze waren laut baden.fm-Informationen allerdings die absolute Ausnahme geblieben. Hier mussten die Einsatzkräfte in anderen deutschen Großstädten im Verhältnis deutlich öfter wegen unachtsamen Pokemon-Fans ausrücken.

Stadt sieht Verkehrssicherheit durch Pokemon GO gefährdet

Die Stadtverwaltung sieht allerdings die Verkehrssicherheit an der Kreuzung gefährdet. Abgelenkte Spieler würden demnach immer wieder auf die Fahrbahn laufen ohne von ihrem Handy aufzublicken, so eine Rathaussprecherin gegenüber dem Onlineportal fudder. In mindestens zwei Fällen sei es dadurch schon zu Beinahe-Zusammenstößen gekommen. Die Herrenstraße hinter dem Freiburger Münster spielt vor allem für den Verkehr der Zulieferer und für Radfahrer eine wichtige Rolle.

Online-Petition gegen Löschung gestartet

Die Spieler möchten diese Argumente nicht gelten lassen und fühlen sich mißverstanden. In einer ins Leben gerufenen Online-Petition fordern sie die Stadt zum Überdenken ihrer Entscheidung auf. Dabei führt die Pokemon-GO-Gemeinschaft an, dass es schon in der Vergangenheit Konflikte zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern in der Straße gegeben hatte und dort auch nicht reagiert wurde. Außerdem sehen sie in einer Löschung der Spielinhalte keinen Nutzen: Theoretisch könnte auch jeder andere Pokestop in dem Spiel zu einem großen Treffpunkt im realen Leben werden. Durch das Dichtmachen der Stops hinter dem Münster würden sich die Spielermassen nur verlagern. Damit ihre Petition gültig wird und vorgelegt werden kann, bräuchten die Pokemon-Fans mindestens 2400 Unterschriften für das Quorum. Zum Zeitpunkt dieses Artikels, rund 60 Tage vor Ende der Frist, haben sie aber nicht einmal zwei Prozent davon erreicht.

Was ist Pokemon GO überhaupt?

Bei Pokemon GO handelt es sich um ein mobiles Spiel für Smartphones und Tablets, basierend auf der japanischen Pokemon-Reihe aus den 1990ern. Dabei versuchen die Spieler animierte Tier- und Monsterfiguren zu fangen, aus Eiern auszubrüten und sie in gekennzeichneten Arenen gegeneinander antreten zu lassen. Zunächst einmal ähnlich wie beim Geocaching oder anderen modernen Schnitzeljagd-Varianten, geht es dabei auch darum, Spielinhalte an realen Orten zu entdecken. Geleitet über GPS und Landkarten ziehen die Spieler somit durch echte Parks und Straßenzüge, um entweder die Pokemon im Freien zu finden oder um sich an Treffpunkten mit nützlichen In-Game-Utensilien dafür einzudecken. Bei diesen Pokestops handelt es sich meist um Kunstwerke, historische Gebäude, Sehenswürdigkeiten oder andere markante Objekte. In Deutschland wurde Pokemon GO am 13. Juli 2016 veröffentlicht und gilt seitdem als meist heruntergeladenes Handyspiel aller Zeiten. Auch kommerziell ist es für den Spieleriesen Nintendo und seinen Entwickler Niantic ein Erfolg: Das Unternehmen beziffert seinen Umsatz über Pokemon GO mit 440 Millionen Dollar seit der Erscheinung.