Tram, Straßenbahn, Fahrer, VAG, © baden.fm (Symbolbild)

Anwohner in Freiburg leiden noch immer unter quietschenden Straßenbahnen

Die Straßenbahnen der Freiburger Verkehrs AG: Pünktlich, schnell, aber zu laut?

Beim bundesweiten ÖPNV-Kundenbarometer hat die VAG in Freiburg erneut in verschiedenen Kategorien Bestnoten erhalten, hauptsächlich für die Punkte Schnelligkeit und Pünktlichkeit. So hat es das Verkehrsunternehmen im deutschlandweiten Vergleich auf Platz Drei der Gesamtwertung geschafft, knapp hinter Dresden und Paderborn.

In Sachen "Lautstärke" scheint es bei manchen Freiburger Straßenbahnen aber weiterhin Nachholbedarf zu geben, wie ein aktuelles Beispiel zeigen könnte:

baden.fm-Hörervideo: So laut quietschen nachts die Straßenbahnen in Freiburg-Littenweiler

Vier Wochen lang sind zwischen der Haltestelle "Musikhochschule" und der Endhaltestelle "Laßbergstraße" in Littenweiler nur Ersatzbusse gefahren. Der Grund: Eine Großbaustelle der VAG. Ende Juli starteten hier die Sanierungsarbeiten. Gleise und Weichen wurden ausgetauscht, gegen den bereits vorhandenen Lärm wurde auf den ersten Blick offenbar nichts unternommen. Dabei war schon vorher negativ aufgefallen: Wenn manche Trams dort in der Schleife an der Endhaltestelle in die Kurve fahren, geben sie dabei ein nervtötendes Quietschen von sich - und das nahezu rund um die Uhr während der Betriebszeiten des öffentlichen Nahverkehrs.

Gleis-Sanierung hatte laut VAG nichts mit dem Lärmproblem zu tun

Vor Ort wurden bis Ende August lediglich Verschleiß-Arbeiten an den Gleisen durchgeführt. Viele Anwohner können nicht nachvollziehen, warum die VAG nicht gleichzeitig auch etwas gegen den Lärm unternommen hat, berichten sie im baden.fm-Interview.

"Ich habe das Gefühl, es ist schlimmer als zuvor. Ich bin Mutter von drei Kindern, die können jetzt nachts nicht ein einziges Mal mehr durchschlafen."

"Ich kann in meinem Büro nicht telefonieren, wenn eine Bahn kommt. Man versteht dann sein eigenes Wort nicht mehr."

Schon mehrfach hätten sich die Betroffenen nach eigener Aussage bei der Freiburger Verkehrs AG beschwert. Vor einigen Monaten habe zudem bereits ein Ehepaar, das an der Endhaltestelle wohnt, Klage wegen mutmaßlicher Lärmbelästigung beim Landgericht Freiburg eingereicht.

Lösung für das Quietschen ist in Sicht, dauert aber noch

Das Problem ist der Freiburger Verkehrs AG dabei durchaus bekannt, räumt Vorstand Stephan Bartosch am Montagvormittag (02.09.2019) ein. Er entschuldigt sich im Rahmen des Gesprächs für das laute Quietschen, das teilweise auch noch in den späten Abendstunden zu hören ist. Gleichzeitig bittet er die betroffenen Anwohner um noch etwas mehr Geduld. Eine Lösung sei bereits in Sicht, diese nimmt aber mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich geplant:

Dazu müsse man zuerst einmal wissen, so Bartosch, dass die Gleisarbeiten in Littenweiler nichts mit dem Quietschgeräusch zu tun haben. Die Baustelle sollte abgenutzte Gleisteile erneuern, die laute Geräuschentwicklung kommt allerdings eher von technischen Gegebenheiten der verschiedenen Straßenbahntypen selbst.

Gerade die neueren Urbos- und teils auch Combinobahnen sind im laufenden Betrieb etwas empfindlicher als die alten GT8-Modelle. Dass (wie einige Anwohner vermuten) besonders die langen Bahnen für den Hauptteil des Lärms verantwortlich sein sollen, dafür gibt es aus Bartoschs Sicht bisher jedoch keine Hinweise.

Genaue Messungen und Prototypen-Tests nötig, bevor die Bahnen nachgerüstet werden können

Abhilfe schaffen sollen so genannte Radschall-Absorber, die die entstehenden Geräusche bei der Fahrt zum Teil schlucken sollen. Zuerst müssen dafür Aufnahmen an den Fahrzeugen gemacht werden, um die genauen Frequenzbereiche zu bestimmen, die für die nervigen Laute verantwortlich sind.

Davon sollen dann Prototypen angefertigt werden, die noch einmal in einen Testlauf gehen. Damit wollen die Prüfer in der Praxis herausfinden, ob die Lärmbelastung dann auch wirklich im gewünschten Maße zurückgeht. Erst wenn diese Schritte abgeschlossen sind, kann die neue Technik flächendeckend in der Fahrzeugflotte der VAG verbaut werden, sagt Bartosch. Auf einen genauen Zeitpunkt legt er sich dabei noch nicht fest.

So müssen die Straßenbahnfahrer in Freiburg weiterhin von Hand nachhelfen: Schon heute verfügen die Trams in der Stadt über eine Funktion, mit der sich auf Knopfdruck vom Fahrwerk Schmiermittel auf die Gleise abgeben lässt - allerdings nur in begrenztem Umfang. Und auch damit lässt sich das Quietschen im Kurvenbereich bisher nicht immer in den Griff bekommen.

Und einen Wermutstropfen hat der VAG-Vorstand in diesem Zusammenhang dann auch: Er geht davon aus, dass es selbst mit der neuen Absorber-Technologie keine komplett geräuschlosen Straßenbahnen geben wird.

(ls) & (fw)